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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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daraufhin an.
    »Verzeiht, was sagtet Ihr gerade?«, rief Uta sich zur Ordnung, die seinen letzten Worten nicht gefolgt war, sondern einmal mehr die markanten Formen seines Gesichts studiert hatte.
    Er schaute erneut aus dem Fenster. »Dort im südlichen Bereich des Vorburgbezirks, an die Marienkirche angrenzend, schaffen wir einen Marktplatz für unsere Kaufmänner und Handwerker. Im Schutze der Burg sollen sie für reichen Handel sorgen.«
    Sie reckte den Kopf in die beschriebene Richtung und glaubte schon, Karren und Stände auf dem morgenleeren Platz zu sehen sowie das Gackern und Grunzen von Schlachtvieh zu hören. Ausrufe der Markttreibenden drangen an ihr Ohr, so dass sie erneut träumerisch die Augen schloss.
    »Mit dem Georgskloster im Norden der Burg und dem Moritzkloster im Süden sollten wir den anderen Bischofsstädten dann in nichts mehr nachstehen«, vernahm sie seine Stimme von weitem. Seit ihrer letzten Begegnung im Vorhof schien sie noch rauher und tiefer geworden zu sein. Uta öffnete die Augen und sah, dass Hermann sich gerade vom Fenster zu ihr drehte. Sie schaute ihn an. Punkte tanzten in seinen braunen Augen. Im nächsten Moment wandte sie sich jedoch verwirrt von ihm ab und schaute verunsichert im Raum umher. »Markgraf«, stammelte sie und war selbst über den Ansatz von Verzweiflung in ihrer Stimme verwundert. »Entschuldigt, aber der Vogt erwartet mich wegen der Vorbereitungen für das Osterfest.« Ohne eine Entgegnung abzuwarten, hielt sie auf die Treppe zu.
    »Uta von Ballenstedt?«, bat er mehr, als dass er fragte.
    Uta wandte sich noch einmal um: »Da… da… das ist ein wundervolles Refugium hier inmitten des Liniengemäldes, Markgraf.« Verlegen senkte sie den Blick und verließ die Kammer.
    » Dies diem docet, Uta von Ballenstedt«, flüsterte Hermann und senkte betreten den Kopf.
    Uta hastete die Treppen des Turmes hinunter. Was ging nur in ihr vor? Warum verlor sie in seiner Nähe jegliche Ruhe und konnte nicht mehr klar denken? Im Stall angekommen, ließ sie sich eilig ihre Stute satteln, saß auf und verließ, gefolgt vom Stallmeister und einem der Reitknechte, die Burg. Sie überquerte Felder und Wiesen, trieb die Stute zum Galopp an und zügelte sie nur hin und wieder, um sie kurze Zeit darauf erneut anzutreiben. Ihre Hände krampften sich um die Zügel, als sie Hermann von Naumburg in Gedanken vor sich sah. Wie er neben ihr stand, nur eine Handbreit von ihr entfernt. Das warme Braun seiner Augen lächelte sie an. Seine tiefe, rauhe Stimme in ihrem Ohr.
    Uta schaute auf das Gänseblümchen, das noch immer in ihrem Gewand steckte, und lächelte. »Lauf Lotte, lauf!«, rief sie daraufhin und gab dem Pferd die Sporen. Gepunktete Käfer, Vögel, die über Dächer flogen, und Messer, die Wände aufschnitten, schwirrten ihr durch den Kopf.
    Als sie ihre Stute wendete und Stallmeister und Stallbursche, die stets einige Schritte Abstand gehalten hatten, schließlich das Zeichen zum Rückritt gab, waren sie bereits einen halben Tag unterwegs gewesen.
    Obwohl sich die Tage nach dem Osterfest bereits sommerlich warm anfühlten, waren die Nächte noch bitterkalt. Vor den Lagerfeuern sitzend, trotzten die kaiserlichen Kämpfer den Widrigkeiten des Frühlingswetters.
    Esiko hob den Becher und prostete in alle Richtungen. »Männer, trinken wir auf den überaus erfolgreichen Tag! Unser Bote wird den Kaiser in wenigen Tagen mit der erfreulichen Nachricht erreichen, dass vom östlichen Vorfeld keine Gefahr mehr ausgeht.« Er grinste verwegen.
    »Auf die Kraft unserer Schwerter!«, erwiderte Ekkehard und schwang seinen Becher. »Darauf, dass wir die Grenze in kaum mehr als dreißig Tagen abgeritten und für friedlich befunden haben. Und auf unseren nächsten Kampf! Auf dass er endlich anstehe!«
    Die Runde nickte zustimmend und griff zu den Bechern.
    »Was macht Ihr da, Markgraf?« Einer der Truppenführer beugte sich zu Hermann von Naumburg hinüber, der gegenüber dem Bruder am Feuer Platz genommen hatte und in sein Buch mit dem weißen Ledereinband vertieft war. Er war mehr als einen Mondumlauf nach Ekkehard zur Truppe gestoßen.
    »Ich zeichne«, gab Hermann, ohne aufzuschauen, zurück. Das tat er während der Ruhe- und Essenszeiten beinahe ununterbrochen, seitdem er die heimatliche Burg verlassen hatte.
    »Lass mich los, du Dreckskerl!«, ertönte da hinter ihnen eine Stimme und lenkte die Aufmerksamkeit von dem schweigsamen Markgrafen ab. Die Runde wandte sich einer Magd zu, die das Heer

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