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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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in höchster Gefahr. Durch den Einfall der Polen waren die Verbindungen der elbnahen Gebiete im Norden zu den südlichen Marken der Ostgrenze gekappt und damit auch der Nachschub an Kämpfern, Nahrung und an Waffen.
    Angesichts der wachsenden Bedrohung hatten die Gebete der Christen allerorten zugenommen. Bischof Hildeward von Zeitz las jeden Morgen und jeden Abend im Sammellager des Heeres vor den Mauern von Naumburg eine Messe. Die überlebenden Augenzeugen der Überfälle waren alle überzeugt, dass ihnen jetzt nur noch kaiserliche Verstärkung helfen konnte. Nur mit einem großen Heer vermochten sie, Mieszko von der Erstürmung Meißens abzuhalten. Doch mit jedem Tag, an dem neue Schreckensnachrichten nach Naumburg gebracht wurden und der Kaiser fernblieb, schwand die Hoffnung. Die Messen des Zeitzer Bischofs waren zu kraftlosen und gleichgültigen Momenten verkommen.
    Dann endlich, mit der Rückkehr des Markgrafen Hermann vom kaiserlichen Hoftag in Dortmund, verbreitete sich wieder ein vager Hoffnungsschimmer im versammelten Heer. Der Kaiser würde in wenigen Tagen nach Naumburg kommen und Unterstützung bringen. Derweil warteten Hermann und Ekkehard gemeinsam auf Nachricht von Esiko von Ballenstedt, der mit zweihundert Mann versuchte, Meißen zu verteidigen.
    Als am Tag der avisierten Ankunft des Kaisers, einem der ersten heißen Sommertage, noch immer keine Nachricht zur Lage in Meißen eingetroffen war, hatte Hermann sich schwer zurückhalten müssen, um nicht selbst dorthin zu reiten und den Kampf zu unterstützen. Doch zuerst musste nun der Kaiser vor die erschöpften Menschen treten.
    »Die polnischen Aufständischen mögen vielleicht nicht einmal hundert Kämpfer sein«, erklärte Hermann an Ekkehard gewandt. Das Brüderpaar stand auf der Wiese des Lagers unter einer großen Buche und erwartete die Ankunft des Kaisers.
    »Ja, aber wir bekommen Mieszko und seine Unterstützer einfach nicht zu fassen«, ärgerte sich Ekkehard und fuhr mit der Hand durch die Luft.
    »Wie eine Wespe erscheint er urplötzlich, tötet, nimmt ein, räuchert aus und ist genauso schnell wieder verschwunden«, entgegnete Hermann nachdenklich und nickte dem Herzog von Oberlothringen zu, der ihrem Ruf nach Unterstützung mit zweihundert seiner Vasallen gefolgt war und sich nun ebenfalls zu ihnen in den Schatten des Baumes stellte. Einige Schritte von ihm entfernt standen Herzog Adalbero von Kärnten, der kaiserliche Schwertträger und Heerführer beim Italienfeldzug und Graf Liudolf von Braunschweig. Hinter diesem wiederum warteten die Markgrafen der beiden anderen Ostmarken – Thietmar stand der Mark Lausitz vor und Bernhard der Nordmark.
    »Der Kaiser reitet ein!«, rief einer der Kämpfer, der zusammen mit dem Ablegen seines Gambesons vor einigen Tagen auch seine Hoffnung auf Unterstützung begraben hatte und wie so viele andere nun lediglich in einem leinenen Hemd und ohne Schuhwerk auf der Wiese lagerte. »Endlich Verstärkung!« Die Kämpfer erhoben sich und erkannten am fernen Horizont auf einem Hügel eine Gruppe, die im Galopp auf sie zuhielt.
    Doch als sich die Gruppe zunehmend klarer vom Hintergrund abhob und näher kam, erstarrten die Kämpfer. »Der Kaiser kommt alleine!«, rief ein Knappe ängstlich in die erwartungsvolle Stille hinein und deutete in Richtung der Erhebung, die Kaiser Konrad, lediglich von einer überschaubaren Anzahl geharnischter Reiter begleitet, gerade hinabritt.
    Weitere Münder öffneten sich. »Wo bleibt das kaiserliche Heer?«, rief einer nach dem anderen. »Wir brauchen mehr Kämpfer, sonst sind wir verloren!«
    »Beruhigt Euch, Männer!«, versuchte Hermann zu beschwichtigen und blickte auf die Leute vor sich, auf deren Gesichtern nur noch Enttäuschung auszumachen war.
    »Markgraf, warum sollen wir uns beruhigen?«, rief ein weiterer Mann und deutete auf seine rechte Seite, an der nur noch ein Armstumpf zu sehen war. Die frische Blutkruste daran ließ vermuten, dass er zu den Verletzten gehörte, die erst vor wenigen Tagen nach Naumburg gebracht worden waren.
    »Der Pole jagt uns in unserem eigenen Land wie räudige Hunde!«
    »Er wird uns alle aufspießen und wie Schweine über dem Feuer rösten!«, erboste sich ein anderer Mann und drehte sich zu seinen Kameraden um. Bisher waren sie dem Kaiser treu ergeben gewesen, einige von ihnen waren ihm sogar bis nach Italien gefolgt. Dass dieser sie an der Ostgrenze nun im Stich ließ, löste Unmut aus. Die Christen begannen letzte, trostlose Gebete

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