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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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verkünden, fragte sie sich dann, um nicht länger an die unliebsame Vereinigung mit dem Gatten denken zu müssen. Wie würde er die trostlosen Gemüter zu weiteren Kämpfen ermutigen, wo doch jeden Tag mehr und mehr blutgetränkte, geschundene Frauen, Kinder und Gefährten auf die Naumburger Wiesen gebracht wurden? Das Moritzkloster kam mit der Versorgung der Kranken und Verwundeten nicht mehr hinterher. Schwester Margit, die inzwischen außerhalb des Klosters ein Krankenlager mit mehr als einhundert Betten hatte aufstellen lassen, schaute ruhelos auf den Kaiser.
    Auf dem Sandsteinquader, dessen Farbe von der Sonne zum Leuchten gebracht wurde, reckte sich Konrad weiter in die Höhe. »Wisst Ihr, welcher Tag heute ist?«, rief er in die stumme Menge, die den Burghof inzwischen bis vor die Mauern füllte.
    »Der Tag der Aufgabe!«, raunte jemand in der Menge. »Der Tag, an dem Gott die Christenkämpfer wie auch die Heiden verlassen hat!«
    »Nein!«, rief Konrad zurück. »Heute ist der Tag des heiligen Petrus und des heiligen Paulus. Der Feind hat keine Kraft, die der unseren gleichkommt. Wir haben Gott, der uns leitet. Wir dürfen nicht aufgeben, denn die Prüfungen des Herrn stärken uns.«
    Niemand wagte zu antworten. Ungewissheit zeichnete sich in den Gesichtern ab, einige bekreuzigten sich pausenlos.
    »Gott hat Euch nicht vergessen«, sprach der Kaiser weiter und reckte die Hände zum Himmel. »Als erstes Zeichen seines Glaubens sendet der Allmächtige Euch«, Konrad ließ den Arm sinken und zeigte zur Hauptburg, »dieses besondere Geschenk.«
    Unwillig blickten die Kämpfer in die ihnen gewiesene Richtung und sahen nun Bischof Hildeward von Zeitz auf den Vorplatz reiten. Der schmächtige Mann war in ein langes weißes Gewand gehüllt, das über die Flanken seines Tieres hinab bis fast auf den Boden fiel. In seinen ausgestreckten Händen hielt er ein schmuckloses Kästchen und ritt unter den gespannten Blicken aller Versammelten, die ihm Platz machten, auf den Kaiser zu. Vor diesem wendete er sein Tier und richtete den Blick auf das gläubige Volk vor sich. Mit vor Entzückung glühenden Augen presste er das Kästchen fest vor die Brust. »Simon Petrus war der erste Jünger des Jesus von Nazareth!«, rief er und lenkte sein Pferd nun durch eine sich bildende Gasse in die Menge hinein. »Er ist von Jesus zu seinem irdischen Stellvertreter erwählt worden.«
    Christen und Liutizen starrten den kleinen Geistlichen, der das Kästchen – sein höchstes Gut – nach wie vor fest umklammerte, während er predigte, ungläubig an: »Jesus sprach zu Simon Petrus: ›Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will ich meine Kirche errichten und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen‹!«
    Darauf übernahm Kaiser Konrad wieder das Wort. »Und so werden auch wir eine Kirche auf dem göttlichen Boden errichten, den ihr gerade betreten habt, und mit Eurer Kraft segnen. Wir werden eine Bischofskirche bauen, die nicht nur die Pforten der polnischen, sondern jedweder Hölle abzuweisen vermag! Dieser Stein, auf dem ich stehe, wird der Grundstein dafür sein. Für Euch und mit Eurer Kraft wird hier ein Gotteshaus wachsen!«
    Uta erschauderte bei dieser Verkündung. Ihr war klar, dass der Kaiser von Hermanns Gotteshaus und von der Umsetzung jener Entwürfe sprach, auf denen sie jüngst noch Käfer und Vögel gesehen hatte. Kurz schaute sie zu Hermann, der neben Ekkehard bei den Heerführern stand und den Worten des Kaisers folgte.
    Die versammelten Christen blickten einander unsicher an. Eine Kirche für sie? Was bedeutete das? Sollten sie Steine zurechthauen, während sie sich vom Schlachtengetümmel erholten?
    »›Dir gebe ich die Schlüssel des Himmelreiches‹, sprach Jesus weiter.« Mit diesen Worten lenkte Bischof Hildeward sein Pferd noch tiefer in die Menge hinein und fuhr fort: »›Und alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.‹ Wir werden keine gewöhnliche Kirche bauen. Wir widmen sie dem heiligen Petrus und dem heiligen Paulus.«
    »Aber das ist nicht alles!«, übernahm der Kaiser erneut das Wort, und die Kämpfer wandten sich ihm wieder zu. »Wie auch die beiden Heiligen erst nach einer Begegnung mit dem Erlöser den richtigen Weg und die nötige Kraft fanden, werden auch all unsere tapferen Kämpfern an der Ostgrenze, denen wir die Kathedrale widmen, nun den richtigen und einzigen Weg

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