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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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kommentierte Aribo. »Das genügt nicht, wenn es um den Glauben geht! Sicherlich sind die Handwerker bereits im ganzen Reich verstreut. Es dauert zu lange, bis erneut fünfhundert von ihnen zusammenkommen. Es ist besser, rechtzeitig aufzuhören, als sich fünf Jahre lang zum Gespött des Reiches zu machen.«
    Maurermeister Joachim senkte betreten den Kopf.
    »Die Baustelle besaß einst eine funktionierende Planung, Kaiserliche Hoheit!«, entgegnete Erzbischof Humfried aufgebracht. »Die benötigten Arbeitskräfte und Werkstoffe wurden bereits im Voraus berechnet. Die Baustelle arbeitete wie ein System von mehreren Zahnrädern, die zuverlässig ineinandergriffen. Wenn wir diese Art von Planung fortführen und den Gewerken damit sowohl die Bauvorgaben als auch das notwendige Material pünktlich liefern, können wir wie bisher an mehreren Stellen parallel bauen und haben damit eine Chance!« Uta nickte zustimmend.
    »Gräfin, könnt Ihr weiterzeichnen und die Planung des Markgrafen wie soeben beschrieben fortführen?«, fragte Konrad.
    »Nicht nur das kann sie, Kaiserliche Hoheit«, fasste sich Zimmerermeister Jan ein Herz und erhob das Wort erneut. »Ich habe gesehen, wie sie die Materialbestände führte und diese mit dem Vogt abstimmte. Sie versteht sich auf die Materialplanung wie sonst niemand von uns. Für Gräfin Uta und für die Kathedrale werden wir«, er zeigte erst auf sich und dann auf die drei Gewerkmeister neben sich, die inzwischen hinter Uta getreten waren, »und unsere Männer Tag und Nacht arbeiten. Nur ungern haben wir die Naumburger Baustelle nach dem Brand verlassen.«
    Uta ignorierte ein lautes Zischen aus Esikos Richtung und schenkte den Gewerkmeistern ein Lächeln, das erste, das ihr seit dem Unfall über das Gesicht huschte. Dann sagte sie mit fester Stimme: »Ich werde zeichnen und planen, Kaiserliche Hoheit«, und befestigte die grüne Vierkantspange an ihrem Schleier. Mit der Fertigstellung der Kathedrale würde sie nicht nur Hazecha stolz machen, sondern für Gott auch einen Gerichtssaal schaffen, in dem sie vor dem Kaiser den Mörder der Mutter anklagen konnte.
    »Seid Ihr damit einverstanden, Graf Ekkehard?«, wandte sich Konrad an den Naumburger.
    Ekkehard schaute nachdenklich zu Uta. Sollte er die Gattin tatsächlich wieder die Arbeit eines Mannes übernehmen lassen? Andererseits würde der Vater auf diese Weise doch noch eine würdige Grablege erhalten und der Name der Familie wieder von Tod und Verderben – wie Hermann es genannt hatte – reingewaschen. Der Preis dafür war allerdings der Verzicht auf Utas Verstoßung, denn eine Werkmeister in, die im Auftrag des Kaisers baute, würde er niemals mehr in ein Kloster schicken können. Ekkehard dachte an den Bruder im Georgskloster und trotz all der Menschen um sich herum fühlte er sich plötzlich einsam. Ob die Kathedrale auch ihm, im Kreise der Familie, einmal letzte Ruhestätte sein würde? Mit dieser Aussicht vor Augen nickte er Kaiser Konrad schließlich zu.
    »Verzeiht, Kaiserliche Hoheit«, warf in diesem Moment Aribo von Mainz mit schneidender Stimme ein. »Bevor wir die Wiederaufnahme der Bautätigkeiten beschließen, wäre es noch von einigem Interesse zu erfahren, ob überhaupt genügend Mittel vorhanden sind, um dies alles zu bezahlen! Zuletzt war von Engpässen in der markgräflichen Kasse die Rede.«
    »Mit Verlaub, Exzellenzen, Kaiserliche Hoheiten«, trat da der Naumburger Vogt auf einen Wink von Gisela vor und verneigte sich tief.
    »Klärt uns auf Vogt«, befahl der Kaiser. »Wie ist es bestellt um die Finanzen?«
    »Mit Verlaub, doch es stimmt, dass die markgräfliche Kasse nahezu erschöpft ist. Im Rahmen der weiteren Planung von Einnahmen und Ausgaben ist Markgraf Hermann vom Abhalten eines Marktes in Naumburg ausgegangen«, führte der Vogt aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Da uns das Marktrecht jedoch bisher versagt blieb, würde es nun knapp werden, fünfhundert Arbeiter zu bezahlen.«
    Gisela schaute fragend zu Wipo, der hinter seinem Stehpult ratlos die Schultern hob. Er konnte sich diesen Vorfall nicht erklären. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte er die Anfrage des Meißener Markgrafen dem Erzbischof vorgelegt.
    »Mit welcher Begründung wurde der Stadt das Marktrecht denn verwehrt?«, hakte Gisela nach.
    »Dieses Ansinnen wurde nie an mich herangetragen«, fuhr Konrad dazwischen, während Erzbischof Aribo keine Miene verzog.
    »Damit die Fertigstellung der Naumburger Kathedrale nicht an

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