Die Herrin der Kathedrale
fehlenden Münzen scheitert, gewähre ich Naumburg hiermit das Marktrecht.« Unter den missbilligenden Blicken Aribos nickte Konrad Wipo zu, der daraufhin den Federkiel aufs Pergament setzte und schrieb.
»Kaiserliche Hoheit«, hob Uta vorsichtig die Stimme, »Markgraf Hermann bat zudem um Grundstücke mit Zinsfreiheit und freiem Verfügungsrecht für die anzusiedelnden Kaufleute.« Gisela lächelte zufrieden. »Auch die seien Euch gewährt.«
»Wenn diese Gräfin«, Aribo deutete mit dem ausgestreckten Finger auf Uta, »sich so sicher ist, die Kathedrale in nur fünf Jahren fertigbauen zu können, Hoheit, habt Ihr doch sicherlich nichts dagegen, die Vergabe des Bischofssitzes an diese Bedingung zu knüpfen. Versagt sie, wird der Bischofssitz wieder zurück nach Zeitz verlegt. Dort steht bereits ein Gotteshaus, das sich als würdig erwiesen hat.«
Uta erbleichte. Damit wäre sie dafür verantwortlich, dass Naumburg Bischofsstadt bleiben würde!
Bevor Gisela dem Gatten ein Zeichen geben konnte, nickte der auch schon einvernehmlich. Sollte das Vorhaben in Naumburg tatsächlich nicht gelingen, würde er den Makel zügig vergessen machen müssen. Immerhin hatte er selbst bei der Grundsteinlegung der Kathedrale auf Gottes Beistand verwiesen. »Gräfin Uta wird die Bauleitung in Zusammenarbeit mit seiner Exzellenz Bischof Hildeward übernehmen«, verkündete Konrad dann. »Dem Heer wird zum nächsten Fest von Christi Geburt in Naumburg eine Messe gelesen. Bis zu diesem Zeitpunkt möchte ich über die Baufortschritte unterrichtet werden.«
In nur sechs Mondumläufen? Uta schaute die Gewerkmeister an, die ihr jedoch beruhigend zunickten. »So werden wir es halten, Kaiserliche Hoheit«, bestätigte sie und wollte nach einer Verbeugung gerade auf ihren Platz zurücktreten, als Aribo von Mainz erneut das Wort ergriff.
»Außerdem schlage ich vor, dass wir der Gräfin zusätzlich einen richtigen Werkmeister zur Seite stellen. Er soll sich in die Planung und die Zeichnungen einarbeiten und dafür sorgen, dass wir keine bösen Überraschungen erleben. Seht ihn als eine Art Absicherung für unser aller Seelenheil an.«
Gisela und Erzbischof Humfried tauschten einen irritierten Blick aus, als Aribo auch schon fortfuhr: »Ich kann Meister Falk von Xanten empfehlen. Der Mann leistet gerade noch beste Dienste auf den Baustellen in Mainz.«
Nachdem derzeit Burgund und Italien an meinem Seelenheil nagen, sollte nicht auch noch Naumburg hinzukommen – eine zusätzliche Absicherung kommt da sehr gelegen, dachte der Kaiser und nickte seinem Erzkanzler zu, der daraufhin mit einem Ausdruck von Genugtuung über die schwarzen Seidenkreuze auf seinem Pallium strich. »Es soll geschehen, wie von Exzellenz Aribo von Mainz vorgeschlagen«, verkündete Konrad und bedeutete Uta, Katrina und Erzbischof Humfried, auf ihre Plätze zurückzutreten. »Das letzte Anliegen des heutigen Tages betrifft die Markgrafenwürde, die Hermann von Naumburg zu Lebzeiten abgab.«
Notburga, die Katrina gerade noch mit einem angewiderten Blick abgestraft hatte, richtete nun aufgeregt ihr Haarband. Wenn ihr Geliebter Markgraf werden würde, wäre die Ballenstedterin endlich vom Thron gestürzt.
Notburga sah zu Esiko, der bei den Worten des Kaisers an sein Schwert gefasst hatte und nun erwartungsvoll, wenn auch mit einem nachdenklichen Seitenblick auf die Kaiserin, zur Empore schaute.
»Was die Neuvergabe der Markgrafenwürde angeht, habe ich mich entschlossen«, gab der Kaiser bekannt, »vorläufig selbst die Hoheit über die Mark Meißen zu übernehmen.«
Den Blick nunmehr direkt auf die Kaiserin gerichtet, versteinerte Esikos Miene.
»Aber die Markgrafenwürde wird doch innerhalb der Erbfolge meiner Familie weitergereicht«, brachte Ekkehard mehr als verwundert hervor.
»Das Schicksal der Kathedrale ist eng mit der Meißener Markgrafenschaft verwachsen. Nehmt diese Herausforderung an«, begegnete Konrad diesem Einwand und nickte Ekkehard wohlwollend zu. »Wer neuer Markgraf wird, werde ich daher erst nach Fertigstellung der Kathedrale verkünden.«
Als Konrads Blick auf Esiko fiel, hob der Ballenstedter siegessicher den Kopf. Wenn er dem Kaiser als oberster Heerführer nach Italien folgte – das Problem mit Burgund wäre sicher in absehbarer Zeit gelöst –, würde ihm niemand mehr das Wasser reichen können. Niemand stünde ihm dann bei der Übernahme der Markgrafenschaft noch im Weg – selbst wenn die Kathedrale rechtzeitig fertig werden
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