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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Fingern und führte die Hand auf Augenhöhe. »Hazechas Talisman«, flüsterte sie.
    »Was soll dieses Theater!«, unterbrach Aribo die Stille. »Warum wurde einer wir ihr«, er zeigte anklagend auf Katrina, »der Zugang zum kaiserlichen Hoftag überhaupt gestattet?«
    Er winkte den Wachen, das Mädchen zu entfernen. Doch da fuhr Konrad vehement dazwischen und brachte seinen Erzkaplan zum Verstummen und die Wachen zum Abwarten.
    »Erna hat mir erzählt«, fuhr Katrina unbeirrt fort, »dass Eure Schwester in der Nacht vor dem Brand, die sie in der Schmiede verbrachte, sehr stolz auf Euch war.«
    Uta schluckte, während ihr eine Träne die Wange hinablief. Beim Anblick ihrer Lieblingsspange, die Katrina aus der Gewandtruhe genommen und für sie mitgebracht haben musste, sah sie Hazecha wieder vor dem Tor des Gernroder Klosters stehen.
    Nimm die Spange mit und denke dabei an die Kraft, die Hidda von der Lausitz ihren Töchtern verliehen hat, hatte die jüngere Schwester beim Abschied gefordert, bevor Uta sie ein letztes Mal umarmt hatte.
    Uta richtete den Blick auf das Kaiserpaar. »Fünf Jahre?«, fragte sie und umfasste die Spange.
    »Diese Ruine in fünf Jahren fertigzustellen ist unmöglich!«, kam Aribo einer Antwort der Kaiserin zuvor und schaute den Kaiser neben sich herausfordernd an. »Dieser Bau verbraucht nur Kapazitäten an Holz und Stein, die uns auf anderen Baustellen des Reiches fehlen werden, oder wollt Ihr bei Eurer Grabeskirche in Speyer etwa auf Steine und Arbeitskräfte verzichten?«
    »Da habt Ihr nicht ganz unrecht, Exzellenz«, entgegnete der Kaiser grübelnd. »Auf Kosten aller anderen Gotteshäuser dürfen wir dieses eine nicht bauen.«
    »Was genau ist denn noch zu tun?«, meldete sich König Heinrich da zu Wort, der das Gespräch hinter den Thronstühlen der Eltern bislang interessiert verfolgt hatte.
    Auf ein Nicken des Magdeburger Erzbischofs hin traten nun vier Männer vor die Empore und verbeugten sich. Sofort erkannte Uta die entlassenen Gewerkmeister: Maurermeister Joachim, Schmied Werner, den Steinmetzmeister und Zimmerermeister Jan. Die vier waren erst vor wenigen Tagen auf Geheiß der Kaiserin nach Merseburg gebeten worden, nachdem sie zuletzt an Klosterkirchen und kleineren Burgbauten gewirkt hatten.
    »Meister Joachim, bitte sprecht«, forderte der Kaiser den Handwerker zu seinen Füßen auf. »Wie steht es um die Arbeiten Eures Gewerkes?«
    Joachim richtete sich aufgeregt aus seiner Verbeugung auf – noch nie zuvor hatte er vor dem Kaiser sprechen dürfen. Von den vielen auf ihn gerichteten Augen verunsichert, antwortete er schließlich: »Kaiserliche Hoheit, die unteren Wände des Langhauses sowie der Seitenschiffe stehen bereits. Ebenso die Wände des Ostchores. Der gemauerte Kniestock für das Dach des Ostchores hat den Brand überstanden.« Mit einem Nicken an Schmied Werner übergab er an diesen das Wort.
    »Für den Westchor und die Türme hatten wir zuletzt – bevor uns Graf Ekkehard wegschickte – neues Werkzeug hergestellt und den Bauplatz vorbereitet. Als Nächstes könnte mit den Fundamenten begonnen werden.«
    »Wir haben noch einiges zu tun, Kaiserliche Hoheiten«, übernahm der Steinmetzmeister. »So fehlt im Inneren noch die gesamte Feingestaltung. Die bisher nur grob zugehauenen Säulen müssen Kapitelle und Basen erhalten, ebenso steht die Fertigung der Holzportale und der Gesimsbänder aus.«
    »Zuerst aber müsst Ihr Schutt und Asche aus dem Ostchor schaffen, um die Innenarbeiten dort überhaupt ausführen zu können!«, gab Esiko zu bedenken und maß die Gewerkmeister mit einem abschätzigen Blick. »Es steht noch viel Arbeit an, Kaiserliche Hoheit. Das wird in fünf Jahren nicht zu schaffen sein!«, urteilte er abschließend und vernahm zustimmendes Gemurmel um sich herum.
    »Aber Graf«, mahnte die Kaiserin. »Die Kathedrale war einst das Wahrzeichen des kaiserlichen Heeres, dem Ihr vorsteht. Wollt Ihr, dass aus diesem ein Haufen entseelter Kämpfer wird? Ihr wisst, wozu die Kathedrale fähig ist – und dass menschliche Worte der Ermutigung dies bislang nicht zuwege gebracht haben.« Gisela lächelte diplomatisch und nickte dann den Meistern zu, die sie mit einer Geste darum gebeten hatten, erneut sprechen zu dürfen.
    »Ich kann nur für mein Gewerk sprechen«, erklärte Maurermeister Joachim, der den ersten Schock überwunden zu haben schien. »Aber wenn wir die gleiche Anzahl an Arbeitern bekommen, schaffen wir es vielleicht.«
    »Vielleicht?«,

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