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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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sammeln. Die letzte Strecke zum Kloster reiten wir in kleiner Runde.«
    Uta erhob sich. »Wir sind schon in Vreden?« Gehorsam stieg sie vom Karren, verstaute die Dionysiana wieder in der Satteltasche und folgte Elisabeth. Sie wollte in Vreden unbedingt eine Familienangelegenheit regeln.
    Als die Hofdamen im Gefolge des Königspaares das Kloster betraten, dem Äbtissin Adelheid neben Gernrode und Frose vorstand, galten Utas einzige Gedanken Hazecha.
    Als Hofdame gehörte Uta dem Teil des Hofes an, der innerhalb der Klostermauern nächtigte, während der restliche Teil des Trosses auf den Feldern um Vreden lagerte. Das hiesige Kloster verfügte nicht über die nötigen Mittel, um den gesamten Hofstaat aufzunehmen. Immerhin waren die Geistlichen der Hofkanzlei, die Hofdamen der Königin und noch einige Berittene in den klösterlichen Räumlichkeiten einquartiert worden. Erzbischof Aribo hatte sich für die Reise nach Vreden entschuldigen lassen. Er gedachte erst in Dortmund wieder zum Tross zu stoßen.
    »Wir huldigen dem von Gott Auserwählten«, begrüßte Äbtissin Sophie den König auf dem Klosterhof.
    Uta hatte die Schwester von Äbtissin Adelheid sofort wiedererkannt: Sie hatte ihr rotes Haar unverändert zu einem wahren Turm unter dem Schleier auffrisiert. Während der vergangenen fünf Jahre schien sie kaum gealtert zu sein.
    Zunächst hatte der hiesige Pater eine Messe abgehalten und den Herrn um Beistand für den neuen König gebeten. Am Abend war dann Äbtissin Adelheid angereist und kurz vor dem Königspaar niedergekniet.
    »Meine Hofdame kennt Ihr sicherlich noch«, sagte Königin Gisela nach der Huldigung, während der König mit seinen Getreuen bereits auf den Versammlungssaal zuhielt, in dem das gemeinsame Mahl eingenommen werden sollte. Darauf trat Uta hinter der Königin hervor, in einem dunkelroten Gewand mit lang auslaufenden Ärmeln.
    Für einen kurzen Augenblick weiteten sich die Augen der beiden Äbtissinnen. »Ich habe sie gar nicht erkannt ohne ihren Schleier«, bemerkte Äbtissin Sophie. »Wie liebreizend.«
    Äbtissin Adelheid ließ sich Zeit mit ihrer Antwort und musterte ihre einstige Sanctimoniale. »Sie ist kaum gewachsen.« Gisela von Schwaben lächelte gewohnt einnehmend. »Das sehe ich völlig anders. Uta von Ballenstedt ist mir zur treuen Ratgeberin geworden.«
    Die Äbtissinnen lächelten verhalten.
    Uta spürte Zufriedenheit und fühlte sich gleichzeitig ermutigt. Mit einem Blick bat sie die Königin darum, sprechen zu dürfen, was diese ihr sogleich gewährte. Uta hatte ihr bereits vor Antritt der Reise von ihrem Wunsch erzählt, sich in Vreden bei Äbtissin Adelheid nach Hazecha zu erkundigen. Gernrode und Quedlinburg standen nicht auf der Reiseroute für den Umritt, Vreden war somit die einzige Möglichkeit, ihre Frage an Äbtissin Adelheid zu richten.
    »Verzeiht Äbtissin Adelheid, wenn ich Euch anspreche«, begann Uta und fixierte das silberdurchwirkte rote Haar, das seltsam unwirklich aussah. »Doch könnt Ihr mir sagen, wie es Hazecha von Ballenstedt geht? Und Schwester Alwine?« Äbtissin Adelheid umklammerte ihr Lilienszepter, betrachtete erst die Königin und fixierte dann Uta. Schließlich sagte sie in einem Ton, der ihre Unzufriedenheit deutlich zum Ausdruck brachte: »Schwester Hazecha tut sich wahrlich schwer bei uns! Ihre Dienste in der Krankenkammer sind nicht zufriedenstellend.«
    »A… aber?«, verfiel Uta ins Stottern. Die jüngere Schwester hatte die Befehle des Vaters und die Anweisungen der Mutter stets folgsam ausgeführt, auch wenn sie ihrem Wesen nach ein Wildfang gewesen war. Gleichzeitig wurde Uta warm ums Herz, wenn sie daran dachte, dass sich in der Krankenkammer Alwine womöglich der jüngeren Schwester angenommen hatte.
    Äbtissin Adelheid fügte tadelnd hinzu: »Sie ist kaum anpassungsfähig.«
    Ungläubig weiteten sich Utas Augen. »Und Schwester Alwine?«
    »Die tut ihre Pflicht. Nicht mehr und nicht weniger!« Äbtissin Adelheid schaute auffordernd zu Königin Gisela und dann in Richtung des Königs, der vor dem Speisesaal wartete. Uta senkte betreten den Kopf. »Ich möchte meine kleine Schwester gerne sehen.«
    »Nein«, entgegnete Äbtissin Adelheid harsch. »Sie wird demnächst das ewige Gelübde ablegen und darf das Kloster somit nicht mehr verlassen. Und Ihr nicht mehr hinein.«
    Uta drehte sich enttäuscht zur Königin. »Darf ich ihr wenigstens einen Brief schreiben?«
    »Dagegen wird die Äbtissin sicherlich nichts einzuwenden haben,

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