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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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ersten Entwürfen über die Krönungszeremonie hatte Uta jüngst eine Abschrift zur Korrektur für die Königin angefertigt. Verstohlen blickte sie zu Wipo hinüber. In seinen einfachen Gewändern, die sie an den rauhen Lodenstoff in Gernrode erinnerten, wirkte er wie ein Fremdkörper unter den buntgewandeten Würdenträgern.
    Erzbischof Aribo von Mainz hingegen hatte für den heutigen Tag seine Pontifikalien angelegt und ließ sich auf dem Stuhl neben dem König nieder. Als Erstes schien er Witterung in der Kapelle aufzunehmen. Sein Blick streifte die Gesichter der Anwesenden unterhalb der Altarstufen, die dicht aneinandergedrängt darauf warteten, dass er das Wort ergriff. Aribo von Mainz nickte seinen Amtskollegen, dem Kölner Erzbischof, Erzbischof Humfried aus Magdeburg, dem Paderborner Bischof und Bischof Branthag, der aus Halberstadt von der Ostgrenze des Reiches angereist war, zur Begrüßung flüchtig zu. »Das östliche Vorfeld des Reiches verlangt unsere Aufmerksamkeit, meine Herren!«, begann er schließlich.
    Uta erschauerte, als sie sah, wie scharf der Erzbischof einen Moment Königin Gisela fixierte. Gisela war neben Uta die einzige Frau in der Kapelle und stand nun etwas versetzt hinter dem König. Die erzbischöfliche Art der Beobachtung erinnerte Uta an einen Luchs, der seine Beute zuerst ruhig fixierte, bevor er sie attackierte. Uta beugte den Kopf über das Pergament.
    Erzbischof Aribo bedeutete dem zuvorderst stehenden Bischof Meinwerk von Paderborn, mit seinen Ausführungen zu beginnen.
    Mit einem ergebenen Nicken meinte dieser: »Zu Lebzeiten Kaiser Heinrichs hat es Herzog Boleslaw nie gewagt, nach einer eigenen Königskrone für Polen zu greifen. Nun erreichte uns die Kunde, dass er sich unter Anwesenheit seines Erben Mieszko zum König von Polen hat krönen lassen. Er verkündet überall, das ihm einst gegebene Versprechen Kaiser Ottos III ., zumal es keinen Kaiser mehr gebe, nunmehr selbst einzulösen.«
    Uta umfasste ihren Kiel fester und begann zu schreiben.
    »Dieser selbstgekrönte Boleslaw missachtet meine Oberherrschaft über Polen! Er soll inzwischen sogar die königlichen Insignien durch das Grenzland tragen. Das kann ich nicht dulden! Wir müssen vor Ort«, drängte der König und erhob sich nervös. »Seine Krönung kommt einer Aufkündigung des Bautzener Friedens gleich! Sein Reich ist unter meiner Aufsicht, das muss er anerkennen. Wenn jemand gekrönt wird, dann nur mit meiner Zustimmung und auch nur zum Herzog!«
    Aribo von Mainz trat neben seinen König. »Langsam, Königliche Hoheit«, sagte er gönnerhaft und genoss das auf seine Worte folgende Schweigen. Als er auch den Blick der Königin auf sich spürte, erklärte er: »Wir sollten mit Bedacht vorgehen, Königliche Hoheit.«
    Mit der Hand am Schwert drängte sich Ekkehard von Naumburg vor. »Wir müssen den Polen unterwerfen. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass er seine Befugnisse überschreitet, Euer Exzellenz, Königliche Hoheit«, eiferte er und verbeugte sich tief nach diesen Worten.
    Überrascht bemerkte Uta nun, dass Markgraf Hermann durch die vordere Reihe der Bischöfe trat. Sie hatte ihn unter den Versammelten bisher gar nicht wahrgenommen. Zu sehr war sie vom Mainzer Erzbischof abgelenkt gewesen.
    »Wir sollten zuerst versuchen, weitere Verbündete zu gewinnen, die in der Lage sind, die Grenzgebiete zu verstärken«, sagte Hermann von Naumburg und trat an die Seite seines jüngeren Bruders. »Und ein Gespräch mit dem selbsternannten polnischen König erwägen. Vielleicht gelingt eine Einigung auf friedlichem Wege.«
    Ekkehard von Naumburg ließ die Hand von seinem Schwert sinken. »Aber welche Verbündete haben wir denn dort?« Bernhard, Markgraf der Nordmark, beugte sich fragend zu Graf Dietrich von Wettin, der wie er stark unter den Unruhen an der Ostgrenze des Reiches litt. Erzbischof Pilgrim aus Köln hob fragend die Brauen und flüsterte Bischof Meinwerk etwas zu.
    »Ruhe!«, forderte der Mainzer Erzbischof.
    Augenblicklich verstummten alle Stimmen im Saal.
    »Wen habt Ihr dabei im Kopf, werter Markgraf?«, fragte Königin Gisela und trat vor die Männer. »Die Ungarn werden uns wahrscheinlich nicht beistehen, unser beiderseitiger Beziehungen sind angespannt. Aber vielleicht wollen sich die Böhmen einbringen?«
    »Wir könnten versuchen, Boleslaws Erstgeborenen Bezprym für unsere Ziele zu gewinnen«, setzte Hermann nun nach.
    »Bei der Unterzeichnung des Bautzener Friedens war Bezprym nicht gut

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