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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Königin und reichte Esiko die Hand zum Untergebenenkuss. »Was hat Euch zu uns geführt, Graf?«, fragte sie und winkte Uta neben sich. Esiko schaute zwischen den beiden Frauen hin und her. Für einen Moment war er verwirrt, fand, dass sich beide auf eine seltsame Art glichen. »Königliche Hoheit«, begann er dann und hatte Mühe, sich auf die Königin zu konzentrieren. »Ich wollte Euch meine Dienste als erfahrener Heerführer und Grenzsicherer anbieten.« Es hatte sich längst im Reich herumgesprochen, dass das Herrscherpaar im kommenden Frühjahr nach Rom ziehen wollte, um aus den Händen des Heiligen Vaters die Kaiserkrone zu empfangen. In keinem anderen Heer als dem königlich-kaiserlichen würde er schneller zu Ruhm und Macht gelangen.
    »Tretet näher, Graf«, bat Gisela. Sie musterte ihn eindringlich und bemerkte dabei, dass er dieselben grünen Augen wie ihre Hofdame besaß. »Ihr habt bisher für den sächsischen Herzog gekämpft, nicht wahr?«
    »Das stimmt. Berhard von Sachsen hatte mir während seiner Abwesenheit das Kommando für die Grenzsicherung übertragen, Königliche Hoheit«, sagte Esiko. Einen Atemzug lang verharrte sein Blick auf Utas Gesicht. »Ohne mich wäre die Grenze sicherlich schon ein gutes Stück weiter nach Westen verschoben worden.«
    Uta strahlte den Bruder voller Stolz an.
    »Gab es Kämpfe dort?«, fragte Gisela. »Kämpfe, von denen wir nichts erfahren haben?«
    »Nein, es gab keine Kämpfe, was aber allein dem Umstand geschuldet war, dass uns unser furchtloser Ruf vorauseilte«, erklärte Esiko.
    »Welche Neuigkeiten bringt Ihr aus dem Osten mit?«
    »Befriedigende Ruhe, Königliche Hoheit.« Esiko lächelte gewinnend. »Vom Tode Boleslaws und der Übertragung der Krone auf seinen Erben Mieszko seid Ihr sicherlich bereits unterrichtet. Boleslaws Witwe Oda hat sich in ein Kloster zurückgezogen.«
    Gisela nickte.
    Uta horchte auf, denn Esiko sprach von jener Oda, die vor einigen Jahren als Friedenspfand nach Polen verheiratet worden war. Der alte Markgraf von Meißen hatte damals in Ballenstedt über Oda als seine jüngste Tochter gesprochen, die demnach eine Schwester Hermanns von Naumburg sein musste.
    »An der Grenze ist es ruhig!«, versicherte Esiko. »Und daher möchte ich meine Fähigkeiten nun in Eure Dienste stellen.«
    »Ich werde sehen«, sagte Gisela mit einem Blick zu Uta, »dass ich mich für Euer Begehr verwenden kann.«
    Daraufhin verneigte sich Esiko. »Ich bin Euch zu tiefem Dank verpflichtet, Königliche Hoheit!«
    Königin Gisela gab Esiko mit einer Handbewegung zu verstehen, sich wieder zu erheben. »Graf, ich werde veranlassen, dass Euch eine Kammer für die Nacht zugewiesen wird.«
    »Vielen Dank, Königliche Hoheit. Ich beabsichtige, schon morgen wieder in Richtung Sachsen zu reiten.«
    Gisela gab dem Kämmerer ein Zeichen, sich um die Unterbringung des Grafen zu kümmern. »Ich werde Euch dann noch eine Botschaft für den Meißener Markgrafen mitgeben.«
    Esiko verbeugte sich erneut. »Sehr wohl.«
    »Die Audienz ist hiermit beendet.« Gisela blickte auffordernd zu Uta. »Es drängt Euch sicherlich, das Wiedersehen mit Eurer Schwester zu begehen.«
    Aufgeregt trat Uta vor Esiko. »Bruder«, begann sie, verlor sich aber im nächsten Moment in seiner Betrachtung: das Haar der Mutter, der kleine Leberfleck unterhalb des linken Auges, die symmetrischen Lausitzer Gesichtszüge. Er musste inzwischen im vierundzwanzigsten Lebensjahr stehen.
    Esiko beugte sich zu ihr hinab. »Ach Schwesterlein! Dich sprachlos zu sehen, war allein schon die Reise wert«, flüsterte er ihr zu.
    »Und du scheinst immer noch so kampflustig wie früher zu sein«, antwortete sie lächelnd, während die anderen Hofdamen neben Gisela den fremden Grafen neugierig begutachteten. Dann verbeugte sich Uta vor der Königin und bat den Bruder, ihr in die Kemenate zu folgen. Sie wollte endlich von ihm erfahren, wann sie beim sächsischen Herzog vorsprechen dürfte.
    Die Hofdamen sahen dem Geschwisterpaar mit neugierigen Blicken hinterher. Elisabeth von Köln war wie einst, als sie Mechthilds Geschichte vom Pakt des Theophilus mit dem Teufel gelauscht hatte, geradezu erstarrt. Am heutigen Tag jedoch dachte sie an keine Verurteilung, sondern an eine Wonne ganz besonderer Art.
    Uta öffnete die Tür der Kemenate und trat ein. Esiko folgte ihr und schaute sich prüfend um. »Mein Kompliment, Schwesterlein, dass du es bis an die Seite der Königin geschafft hast.«
    »Sie hat mich damals aus dem

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