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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zu Bett gebracht. Einige schliefen denn auch schnell ein, andere hörten weiter den Erwachsenen zu, und wieder andere versuchten, wach zu bleiben und zuzuhören, aber trotzdem zu schlafen. Macha bot Bán seinen alten Schlafplatz bei Silla an, doch er lehnte dieses Angebot energisch ab. Hail war jetzt alt genug, um nachts nicht mehr gefüttert werden zu müssen, und daher hatte Bán eigentlich keinen Grund mehr, in der Hütte zu schlafen, in der das Pferdegeschirr aufbewahrt wurde, aber es gefiel ihm dort, und er verteidigte dieses Privileg erbittert. Auf jeden Fall hatte er nicht die Absicht, zu Bett zu gehen, wenn er wusste, dass die besten Geschichten erst noch kommen würden. Und so wickelte er sich und Hail in seinen Umhang, kuschelte sich neben seiner Mutter zusammen und wartete gespannt auf das, was da kommen würde.
    Breaca saß ein Stück von ihm entfernt auf der rechten Seite der älteren Großmutter, bereit, ihre Hilfe anzubieten, falls die alte Frau sie brauchen sollte. Ihre Hand schmerzte tief zwischen den Fingerknochen, so wie immer, wenn sie müde und erschöpft war. Gedankenverloren rieb sie die schmerzende Stelle an ihrem Knie. Gunovic beugte sich zu ihr herunter und reichte ihr seinen Krug. Sie hatten am Nachmittag ein Wettrennen mit ihren Pferden veranstaltet, und Gunovic hatte das Rennen gewonnen, allerdings nur um Nasenlänge. Danach hatte er ihr Komplimente wegen ihres grauen Stutenfohlens gemacht und ihr eine Brosche geschenkt, geformt wie die kleine, wilde Eule, die am Tage jagt. So zeigte er Breaca, dass er vom Tod ihrer Mutter gehört hatte, und er tat es unter vier Augen und mit großer Freundlichkeit, wie es seine Art war. Neben ihrem Vater war er der beste Krieger, den sie je gekannt hatte, und er hatte ihr einige der hinterhältigsten Tricks mit dem Schwert beigebracht, die man sich nur vorstellen konnte. Wenn sie den Krieger der Coritani durch besondere Geschicklichkeit im Umgang mit Waffen besiegt hatte, dann hatte sie das in erster Linie Gunovic zu verdanken. Breaca nahm seinen Krug mit einem dankenden Nicken an, trank einen Schluck und reichte ihn dann weiter im Kreis herum. Das Ale war warm und bitter, aber es spülte zumindest den letzten Rest des Knoblauchgeschmacks in ihrem Mund fort, auch wenn es nichts gegen den Schmerz in ihrer Hand bewirkte.
    Die Runde um das Feuer geriet für einige Augenblicke in Unordnung, als sich weitere Stammesmitglieder in den Raum drängten und die Übrigen zusammenrücken mussten, um ihnen Platz zu machen. Ein salzdurchtränktes Stück Treibholz, so lang wie ein Männerarm, wurde auf die Glut gelegt, wo es knisternd Feuer fing und einen Regen blauer Funken zum Dachgebälk hinaufsandte. Das brennende Holz verbreitete einen beißenden Geruch nach Meersalz und Seetang. Die Flammen loderten höher und warfen lange, tanzende Schatten an die Wände des Rundhauses, und die eingeschnitzten Tiere auf den Türpfosten schimmerten im warmen Licht des Feuers und erwachten zum Leben. Dichter Rauch schwebte in Schwaden zur Decke empor und hielt die Hitze im Raum. Sie öffneten einen dritten Krug Ale für Gunovic, den dieser zum Platz des Sängers auf der anderen Seite des Feuers mitnahm. Dort setzte er sich und lehnte sich mit dem Rücken gegen ein mit Rosshaar ausgestopftes Lederpolster, das an der Wand lag. Als wieder erwartungsvolle Stille im Raum herrschte, wandte er sich an die ältere Großmutter, wie es die Tradition verlangte.
    »Verehrte Ahnin. Du hast bereits alle Geschichten gehört, die man erzählen kann. Daher sollst du nun diejenige auswählen, die ihr als Nächstes hören wollt.«
    Die alte Frau starrte einen Moment lang in das Herz des Feuers, ihr Kopf zur Seite geneigt, als ob sie auf irgendetwas horchte. Schließlich hob sie den Blick, um dem Schmied in die Augen zu sehen. »Erzähl uns die Geschichte von Cassivellaunos«, sagte sie.
    Etliche andere murmelten zustimmend. Es war eine klassische Geschichte um den Kampf von Gut gegen Böse, in der die Farben klar waren und das Gute am Ende wider Erwarten die Oberhand gewann. Gunovic schwieg für einen Moment, während er überlegte. Dann hob er den Kopf und begann zu sprechen.
    »Ich erzähle die Geschichte des größten Kriegers und Helden aller Zeiten, die Geschichte von Cassivellaunos, Urgroßvater von Cunobelin, dem Sonnenhund, der heute über die Trinovanter und die Catuvellauni herrscht, die im Süden leben...«
    Seine Stimme veränderte sich. Sie verlor den melodischen Rhythmus des

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