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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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und er liebte dieses Tier ebenso innig wie seine Kinder. In aller Heimlichkeit drangen Männer der Trinovanter in die Festung ein und stahlen den Hund, indem sie ihn mit frischem Fleisch und sanfter Stimme weglockten. Er kam bereitwillig mit ihnen, denn er war für gewöhnlich kein aggressiver, gefährlicher Hund, außer wenn ihn sein Herr im Krieg auf den Feind hetzte. Und so kam es, dass am Morgen des dritten Tages ein Hornsignal aus dem Marschland jenseits der Festung erschallte. Cassivellaunos blickte von der Brustwehr herab und sah sich auf allen Seiten von feindlichen Truppen umzingelt. Er hob seinen Speer, schon drauf und dran, den Befehl zum Öffnen der Tore zu erteilen, um zum Angriff überzugehen, als sein Blick plötzlich auf eine Stelle vor den feindlichen Formationen fiel, wo sie seinen Lieblingshund ans Kreuz geschlagen hatten, seine Schnauze fest zugebunden, damit er nicht jaulen und seinen Herrn warnen konnte. Der Hund starb vor Cassivellaunos’ Augen, indem sie ihm kurzerhand den Kopf abschlugen. Dann spießten sie den blutigen Kopf auf einen Speer auf und überbrachten ihn Cassivellaunos zusammen mit der Forderung nach bedingungsloser Kapitulation. Da brach dem großen Krieger das Herz. Wenn der Feind etwas derart Brutales und Grausames einem Hund antun konnte, der heilig war, was würde er dann erst den Menschen antun? Cassivellaunos beratschlagte sich mit seinen Träumern, marschierte anschließend zum Tor seiner Festung hinaus und legte sein mächtiges Schwert, das so vielen den Tod gebracht hatte, zu Füßen des Feindes nieder, während er ihn hasserfüllt anspuckte.
    An dieser Stelle hielt Gunovic inne. Es wurde auch höchste Zeit. Breaca war nicht die Einzige, die weinte. Überall um sie herum kämpften Männer und Frauen mit den Tränen und wischten sich die Augen. Bán schluchzte untröstlich. Er drückte einen zappelnden Hail an seine Brust und stieß dabei die übelsten Verwünschungen aus, Verwünschungen gegen den Feind, gegen alle, die aus Gallien kamen, und gegen den Verräter Mandubracios, der einen ginsterblütengelben Umhang trug. Macha hüllte ihn in ihren eigenen Umhang und wiegte ihn wie ein kleines Kind in ihren Armen, während sie beruhigend auf ihn einredete und ihm versprach, dass die Geschichte gut ausgehen würde, weil der große Träumer Onomaris, dem die Dreizehenmöwe im Traum erschienen war, mit Manannan, dem Gott des Meeres, gesprochen hatte, um einen Sturm heraufzubeschwören und die römischen Kriegsschiffe Schiffbruch erleiden zu lassen, so dass Cassivellaunos’ Leben verschont blieb und die römischen Legionen wieder abzogen, um nie mehr zurückzukehren. Wie es immer der Fall war, gewannen die Träumer die Schlacht, wenn die Krieger nicht mehr dazu im Stande waren. Für Bán machte das alles jedoch keinen Unterschied; der geliebte Hund war tot, und diejenigen, die seinen Tod auf dem Gewissen hatten, sollten bis in alle Ewigkeit verflucht sein.
    Gunovic rückte näher an das Feuer heran. »Es kann durchaus sein, dass sie verflucht waren, wie du sagst«, meinte er. »Julius Cäsar starb einsam und allein, ermordet von seinen eigenen Landsleuten, und seitdem hat man von keinem aus seiner Linie jemals wieder etwas gehört. Der Verräter Mandubracios starb kinderlos, und es ist ein Nachkomme von Cassivellaunos, der jetzt sowohl über die Trinovanter als auch über die Catuvellauni herrscht.«
    »Wer ist dieser Nachkomme?« Báns Schluchzen war in einen Schluckauf übergegangen, und er hatte Schwierigkeiten, längere Sätze zu sprechen. »Und wie herrscht er über das Volk seines Feindes?«
    »Sein Name ist Cunobelin, was ›Hund der Sonne‹ bedeutet. Er herrscht über zwei Stämme, weil er ein sehr schlauer Mann ist, der die Macht liebt, und er verfügt über mehr Speerkämpfer als jeder andere, so dass es keiner wagt, sich gegen ihn aufzulehnen.«
    »Seine Söhne werden es bestimmt tun«, warf die ältere Großmutter verdrießlich ein. Sie war die Einzige, die keine Anzeichen von Tränen erkennen ließ. »Zumindest der Aufwiegler, wenn auch vielleicht nicht die anderen.«
    Báns Augen wurden groß. »Wer ist der Aufwiegler?«
    »Caradoc, dritter und jüngster Sohn von Cunobelin«, erklärte Gunovic. »Der Sonnenhund hat seinen Samen weit verstreut, und zwar in einer ganz bestimmten Absicht. Togodubnos ist sein ältester Sohn, und er hat eine Trinovanterin zur Mutter. Er sichert den Fortbestand der väterlichen Linie in diesem Volk. Der zweite Sohn, Amminios - ein

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