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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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mit, außerdem frisch gegossene Barren aus Kupfer und Zinn aus den Minen und Schmelzöfen im Süden, Silberbarren aus dem fernen Norden sowie irisches Rotgold. Er war ein großer, massiger Mann mit dunklem Haar, dessen Haut selbst jetzt, zu Beginn des Frühjahrs, schon wieder von Wind und Wetter braun gegerbt war. Seine Tunika war schwarz und mit Broschen aus Gold, Silber und Bronze besteckt, die sich äußerst vorteilhaft von dem dunklen Material abhoben, und die Ärmel waren herausgeschnitten worden, um das Vermögen an Armreifen, das er an seinen nackten Armen trug, noch besser zur Schau zu stellen. Er kam an einem diesigen Nachmittag durch das Tor geritten, sein Erscheinen begleitet von dem Klimpern und Klirren kostbarer Metalle, und noch bevor er den ersten der Pferdeställe erreichte, hatte der Tauschhandel bereits begonnen. Im Rundhaus wurde er mit Hafermehlkuchen und Ale bewirtet, während andere seine Packtierkolonne für ihn entluden. Er saß zusammen mit Macha und der älteren Großmutter in der Tür und tauschte mit ihnen Neuigkeiten aus jenen Teilen des Südens aus, die Arosted in diesem Jahr noch nicht bereist hatte, während seine mitgebrachten Waren von Hand zu Hand gingen und ausgiebig betrachtet und befühlt wurden.
    Zu Beginn bot Gunovic die hübschen, dekorativen Dinge an: Broschen, Kämme, Anstecknadeln, Halsketten und Armreifen, alle aus Gold oder Silber, Kupfer oder Bronze, mit oder ohne Email-Einlegearbeit verziert. In diesem Jahr gab es zum ersten Mal einige Schmuckstücke, in die neben der roten Email auch blaue eingearbeitet war; belgische Erzeugnisse aus den Lehrwerkstätten auf dem Kontinent. Das Blau kam der Farbe der Umhänge der Eceni sehr nahe, und diese Stücke gingen als Erste weg, dicht gefolgt von anderen, die mit Korallen oder Bernstein besetzt waren oder fein ziselierte Muster in Silber oder Gold aufwiesen. Schon lange vor dem Abend hatte er all die Stücke eingetauscht, die er zu verkaufen beabsichtigt hatte, und dann war er mit Eburovic in die Schmiede gegangen, um dort weiter zu feilschen und unter anderem eine größere Menge blauer Email-Rohmasse gegen einen Spiegel aus Silber und eine Brosche einzutauschen, so raffiniert gearbeitet, dass sie von vorne wie eine Speerspitze aussah, aber auf der Rückseite mit dem eingeprägten Zeichen der Bärin geschmückt war.
    Der Ehrenplatz im Rundhaus gehörte an diesem Abend Gunovic. Sinochos war auf der Jagd gewesen, und sie schwelgten in einem Festmahl aus Hasenpfeffer und Feldbohnen, gewürzt mit wildem Knoblauch. Nach dem Essen baten sie Gunovic um ein Lied. Er war kein Sänger, er hatte keinerlei Übung im Singen, aber er verfügte über einen großen Vorrat an jenen Geschichten, die unter den Stämmen weit verbreitet waren, und er hatte die entsprechende Stimme, um ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Er trank das Ale, das sie ihm vorsetzten, und bat sie, das Feuer zu schüren, und dann erzählte er zuerst eine Geschichte für die Kinder - eine Geschichte von dem Drachenweibchen, das in einer Höhle in den Bergen lebte und das den Ahnen in grauer Vorzeit zum ersten Mal das Feuer gebracht hatte, zusammen mit der Fähigkeit, Metall zu schmieden. Es war eine gute und spannende Geschichte, obwohl Gunovic hier, in den Niederungen des Ostens, wo ein Hügel kaum so viel wie einen Daumenabdruck am Horizont abgab, einige Zeit darauf verwenden musste, um den Kindern ein anschauliches Bild von den zerklüfteten, schneebedeckten Bergen zu vermitteln, in denen der Drache hauste, und von dem riesigen, in Kaskaden herabfallenden Wasserfall, der neun mal neun Männer hoch war und in schäumenden, sintflutartigen Massen in die Tiefe stürzte, um den Teich der Götter am Fuße des Berges zu füllen. Die Kinder hingen wie gebannt an seinen Lippen und lauschten in vollkommenem Schweigen. Bán drückte seinen Hund jedes Mal schützend an sich, wenn von dem Drachen die Rede war, und wandte kein einziges Mal den Blick von den lebhaft gestikulierenden, sinnlichen Händen des Schmiedes ab und von der Flut von Schattenbildern, die sie an die Wand warfen.
    Sie ließen den Drachen am Teich der Götter zurück, um zu Nemain zu beten, der Mondgöttin, die die Einzige der Gottheiten war, die ihrem Volk ihr Antlitz zweimal zeigte: zum einen am Himmel und zum anderen im Wasser, um auf diese Weise zu verdeutlichen, dass das Wasser der Weg war, auf dem man die Götter erreichen konnte. Anschließend wurden die heftig protestierenden Kinder eingesammelt und

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