Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
Geschichtenerzählers und wurde zur Stimme Cassivellaunos’, während er den Vorabend der Schlacht schilderte - zur Stimme desjenigen Kriegers, der als Einziger von allen die Stärke und die weise Voraussicht besessen hatte, die sich untereinander bekriegenden Stämme zu vereinigen, als Cäsars Legionen in das Land einfielen, um so gemeinsam gegen den Feind zu kämpfen.
    Vor ihrem geistigen Auge sah Breaca einen Riesen von einem Mann mit wallendem kupferroten Haar auf seinem mächtigen, rötlich-grauen Schlachtross sitzen. Seine Meute großer, scheckiger Kampfhunde versammelte sich um ihn, bewehrt mit Halsbändern aus Leder und Eisenstacheln und bereit, den feindlichen Soldaten die Kehle durchzubeißen. Um den Hals trug Cassivellaunos den Torques des Anführers und Befehlshabers, den ein Schmied der Eceni für ihn aus Gold gefertigt hatte. Von den beiden Endstücken des breiten goldenen Halsrings hingen mehr schwarze Federn herab, als man zählen konnte, jede Einzelne davon mit rot gefärbtem Kiel, Symbol für die Anzahl der Krieger, die er in einem fairen Kampf getötet hatte. Sein Schild war aus Ochsenleder und so schwer, dass zwei Männer nötig waren, um ihn hochzuheben. Sein Schwert bestand aus Eisen, und wenn er zu Pferd saß, reichte die Spitze bis auf den Boden. Um seine Schultern lag ein weiter, vielfarbiger Umhang, besetzt mit Flicken in den Farben sämtlicher Stämme, die kamen, um sich ihm anzuschließen: Himmelblau für die Eceni; Weiß für die Ordovizer; rot und schwarz gestreift für die Brigantes, die nur Briga anbeteten; Grün für die Cornovii, die dem Gehörnten folgten; Grau für die Krieger und Träumer von Mona, jenen besonders Befähigten, die aus allen Stämmen auserwählt waren, um auf der heiligen Insel zu studieren. Einzig das Ginsterblütengelb der Trinovanter fehlte auf Cassivellaunos’ Umhang, denn es war Mandubracios, ein Fürst ihres Volkes, der den Helden und seine Kriegerkoalition an den Feind verraten hatte.
    Dieser Verräter lauerte ganz in der Nähe, und seine Anwesenheit hatte den Beigeschmack drohender Gefahr; die Trinovanter hielten das Territorium unmittelbar im Süden des Siedlungsgebiets der Eceni, und auf den Waffenstillstand zwischen den beiden Völkern war nie allzu viel Verlass gewesen. Mandubracios von den Trinovantern wuchs sich allmählich zu einer unkalkulierbaren Bedrohung für sie aus; ein korrupter Mann, den es nach Land und Macht gelüstete, beides Dinge, die ihm nicht von den Göttern verliehen worden waren. Er war ein schlechter Krieger und zeichnete sich auch nicht durch Mut aus, machte diesen Mangel aber durch Gerissenheit wieder wett. Als klar war, dass er sich nicht mit Waffengewalt gegen Cassivellaunos durchsetzen konnte, reiste er nach Gallien und bat Julius Cäsar, den größten Feind von allen, um Unterstützung, um mit Hilfe seiner Armeen seinen Feind zu besiegen.
    Zweimal fielen Cäsars Legionen in das Land ein. Die Schlacht im ersten Jahr war das Zeug, aus dem Helden gemacht sind, aber die im zweiten Jahr war noch um einiges größer und bedeutender. Die feindlichen Armeen trafen an den gegenüberliegenden Ufern des Flusses zusammen, der zum Meer strömte, und es war, als ob selbst die Götter im Himmel kämpften. Die Schlacht tobte vom Morgengrauen bis in den späten Nachmittag hinein, und das Wasser des Flusses färbte sich tiefrot von dem Blut beider Seiten. Tausende von Kriegern fanden den Tod, als sie Land verteidigten, das noch nicht einmal ihnen gehörte.
    Als Cassivellaunos gegen Abend erkannte, dass der Kampf aussichtslos war und dass sie sich niemals gegen die Übermacht der feindlichen Armeen behaupten könnten, führte er die überlebenden Krieger über geheime Wege zu seiner Festung. Der Ort lag im Marschland, war auf allen Seiten hinter dichtem Wald verborgen und galt als sicher. Er war eine Zufluchtsstätte für die vom Kampf erschöpften Krieger, und Cassivellaunos’ Entscheidung verschaffte allen Beteiligten Zeit - den Kriegern, um zu essen, sich auszuruhen und ihre Wunden zu verbinden, den Schmieden, um weitere Speerspitzen zu schmieden und neue Schwerter auszuhämmern, und den Träumern, um zu den Göttern zu beten und sie um Beistand zu bitten.
    Aber die Festung war nicht sicher. Denn auch Mandubracios wusste von dem Ort, und er führte den Feind dorthin, während er ihm sein Wissen um Cassivellaunos’ einzige Schwäche ins Ohr flüsterte. Der große Krieger hatte einen Kampfhund, der nach dem Sonnengott Belin benannt war,

Weitere Kostenlose Bücher