Die Herrin der Kelten
Autorin
Die britannischen Völker der späten vorrömischen Eisenzeit besaßen keinerlei schriftliche Zeugnisse ihrer Geschichten, ihrer Träume oder der mündlichen Überlieferungen. Wir haben also keine Aufzeichnungen aus jener Zeit außer denen des damaligen Feindes - also Roms - und somit auch mitsamt allen seinen politischen, kulturellen und sozialen Vorurteilen. Über die Frau, die wir als Bodicea kennen, ist nur sehr wenig bekannt, abgesehen von ihrer Rolle bei den Ereignissen, die sich im Vorfeld und während des Aufstands von 60 - 61 n. Chr. zutrugen, der im Übrigen von Tacitus schriftlich festgehalten wurde. Von den vorangegangenen Jahren, besonders von jenen Geschehnissen, die die Invasion Claudius’ begleiten, besitzen wir nur die unvollständigen Geschichten des Cassius Dio, die jedoch auch erst beinahe zwei Jahrhunderte später aufgezeichnet wurden. Besonders über die frühen Jahre von Bodicea gibt es also keinerlei schriftlich fixierte Zeugnisse. Somit ist alles, was die Seiten dieses Buches füllt - die Menschen, ihr Leben, ihre Träume -, reine Fiktion. So weit irgend möglich, habe ich natürlich versucht, in meine ganz eigenen Vorstellungen auch immer das Rahmenwerk unserer zeitgenössischen archäologischen Theorie einfließen zu lassen. Es muss aber dennoch hervorgehoben werden, dass die Interpretation dieses Puzzlespiels aus Keramikscherben, Überresten von Abfällen, experimenteller Archäologie und Münzkundetheorie einzig und allein meine eigene ist.
Über Bodiceas Zeitgenossen ist ein klein wenig mehr bekannt: Cunobelin und seine drei Söhne werden im klassischen Quellenmaterial erwähnt; einige weitere Details können von der Existenz und der Verbreitung der Münzen der damaligen Zeit abgeleitet werden, wenngleich auch nur unter deutlichen Vorbehalten. Am meisten wissen wir noch über Caradoc/Caratacos; er war ohne Zweifel ein charismatischer und intelligenter Kriegsherr. Webster behauptet gar: »Wenn Cunobelin als der erste britische Staatsmann bezeichnet werden kann, dann war Caratacos mit Sicherheit der erste große britische Feldherr.«
Als weitere Personen, über die wir eine glaubwürdige Beweislage besitzen, sind Berikos (Verica), Beduoc und Cartimandua von den Brigantern zu nennen (ihr Name bedeutet so viel wie »geschmeidiges Pony«), sowie ihr Weggefährte Venutios und ihr Wagenlenker Vellocatos.
Auf dem Festland war Julius Civilis bekannt als Kommandeur einer Kohorte von batavischen Hilfstruppen und soll sich während einer späteren Revolte als Freund des zukünftigen Kaisers Vespasian betrachtet haben. Meine Vermutung, dass sich diese beiden während der Invasion im Jahre 43 getroffen haben, ist zwar gänzlich unbegründet, aber, so denke ich zumindest, nicht ganz unlogisch.
Die Stämme, die die Gebiete unmittelbar westlich des Territoriums der Eceni besetzten, sind uns heute als die Corieltauvier bekannt. Dennoch bin ich nach einigen zwingenden Überlegungen zu dem Schluss gekommen, dass der mit der örtlichen Archäologie nicht vertraute Leser diesen Namen nur allzu leicht mit dem der Catuvellauner verwechseln könnte, die südlich der Corieltauvier angesiedelt waren. Darum bin ich aus rein redaktionellen Gründen zu ihrem früheren Namen, den Coritani, zurückgekehrt.
Unter Berücksichtigung der römischen Aspekte der Erzählung muss gesagt werden, dass die Quellen zahlreich und uneinheitlich sind. Während der Recherchen nach dem Charakter von Gaius/Caligula und den Ereignissen des Winters 39/40 habe ich mich dazu entschlossen, der Auslegung von Anthony Barrett in seinem Werk Caligula - Die Korruption der Macht zu folgen, und dies ganz besonders im Hinblick auf die Ereignisse, die die »Kapitulation« von Amminios betreffen.
Der Charakter von Corvus ist gänzlich erfunden, seine militärische Karriere dagegen basiert vage auf der des Atatinus Modestus, einem Kommandeur, der von John Spaul in seinem Buch Ala zitiert wird und dessen Karriere zur Zeit Augustus’ in der Ala II Gallorum begann und noch über sechzehn Jahre lang in der Legio X Germina andauerte.
Schließlich, die römische Seite betreffend, bin ich Websters Darstellung von Galba als L. Sulpicius Galba im Lichte von Suetonius’ gefolgt und dass er den Namen Servius erst annahm, als er den Thron im Jahre der vier Kaiser bestieg.
Details über die Invasion selbst bleiben eine Quelle des Disputs unter den Archäologen. Dio verzeichnet zwei Schlachten, die beide an einem Fluss stattfanden, aber er gibt
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