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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Mannes aufpasste.
    »Nein«, erwiderte Iccius nachdrücklich. »Aber du kannst ruhig gehen. Ich kann dir den Weg beschreiben.«
    Bán kannte den Weg, darum war es ihm gar nicht gegangen. Er kaute auf seiner Unterlippe, während er über die Alternativen nachdachte. Donner grollte hoch oben am Himmel, und die Stute seufzte und verlagerte ihr Gewicht auf ihre andere Hüfte. Gelegentlich sprachen die Götter auf eine Art und Weise, die sogar er verstehen konnte. Grinsend zog Bán die Schultern in einem übertriebenen Achselzucken hoch. »Wenn du hier bleiben musst, dann sollte ich wohl auch bleiben«, sagte er. »Wir sollten einander Gesellschaft leisten. Und vielleicht geht der Regen ja auch bald vorbei.«
    »Schon möglich.«
    Keiner von ihnen glaubte ernsthaft daran.
    Bán griff in seine Tunika und zog den kleinen Beutel aus Kalbsleder hervor, den Airmid ihm nach dem Festmahl gegeben hatte. »Wir könnten das Knöchelspiel spielen«, schlug er vor. »Wenn du weißt, wie das geht?«
    »Natürlich. Das weiß doch jeder.«
    Der Junge hatte flinke, geschickte Finger und einen wachen Verstand. Bán war kurz davor, das zweite Spiel zu verlieren, als er plötzlich jemanden den Pfad entlangkommen hörte. Die Schritte waren weniger gemessen als die des Sonnenhunds, hatten aber einen ähnlichen Rhythmus. Bán blickte zu der Gestalt auf, die vor seinem Pferd stehen geblieben war, und blinzelte die Nässe aus seinen Augen. Sein Blick schweifte über eine dunkelviolett eingefärbte Tunika, deren Farbe im Regen leicht zu zerfließen schien, und über einen Umhang in dem leuchtenden Gelb der Trinovanter. Die Armreifen waren aus Gold und mit Koralle besetzt, aber nicht übermäßig bunt oder protzig. Das Haar, das in triefend nassen Strähnen über die Schultern hing, war rot, jedoch durch den Regen so dunkel geworden, dass es die Farbe von totem Eichenholz angenommen hatte. Von einem äußerst unguten Gefühl erfasst, reckte Bán den Hals unter dem Bauch seines Pferdes hervor. Der Mann ging vor ihm in die Hocke, so dass sein Gesicht auf gleicher Höhe mit dem seinen war, und Bán sah Augen von der Farbe von Schlangenhaut vor sich und ein Lächeln, das ihn selbst noch in seinen Träumen verfolgte. Es war Amminios, und er lachte.
    »Ich hatte mir schon gedacht, dass ich dich hier finden könnte.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf die Schmiede. »Sie werden sich dort drinnen noch ewig streiten. Das ist die Methode meines Vaters, um sicherzugehen, dass keiner sie belauschen kann. Du brauchst nicht hier draußen im Regen zu bleiben und auf sie zu warten.« Er war noch nasser als Bán und sein neuer Freund, und er war den ganzen weiten Weg vom Versammlungshaus hergekommen, um sie zu finden. Sein Ton war versöhnlich, fast verschwörerisch, so als ob sie alte Freunde wären und Cunobelin der einzige Feind. Bán schlang die Arme um die Knie und schob sich langsam und unauffällig rückwärts zum Kopf der Stute hin, wo er notfalls blitzschnell nach den Zügeln greifen konnte.
    »Ich muss hier bleiben«, erklärte er.
    »Dann solltest du den Sklaven deine Stute in den Stall bringen lassen. Sie ist ein zu wertvolles Pferd, um hier draußen im Regen stehen zu müssen, bis sie von der Kälte steife Gelenke bekommt, und das Gleiche gilt für das Hengstfohlen meines Bruders.«
    Bán starrte Amminios ungläubig an. Er hoffte aufrichtig, dass ihn seine Ohren getrogen hatten.
    Amminios grinste mit unverhohlenem Spott. »Iccius ist ein Sklave. Natürlich ist er das. Hast du etwa gedacht, wir hätten sie alle verkauft, bevor ihr gekommen seid? Oder dass wir sie bis zu eurer Abreise in Hütten verstecken würden, damit sie euch nicht unter die Augen kommen? Werd endlich erwachsen, Junge! Wir sind hier nicht in den Pferdeländern. Mein Vater wird es zwar nach Möglichkeit vermeiden, das Zartgefühl der Eceni zu verletzen, aber die Sklaven zu entlassen geht denn doch einen Schritt zu weit. Der Junge ist Belgaer. Sein Vater verkaufte ihn, als er sechs Jahre alt war. Ich habe ihn aus Gallien hierher gebracht, damit er mein Heim und meine Tafel ziert, und ich würde sagen, er erfüllt seinen Zweck voll und ganz. Heute jedoch ist er Pferdebursche, und er wird das Pferd meines Vaters jetzt unverzüglich in den Stall bringen.«
    Amminios hatte in fließendem, einwandfreiem Gallisch gesprochen. Bán spürte, wie Iccius neben ihm zusammenzuckte. Die kleinen Knochen, mit denen sie gespielt hatten, waren ihm vor Schreck aus der Hand geglitten. Seine Haut hatte

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