Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
Dunkelheit jenseits des Feuers. Amminios beugte sich hinüber, griff nach dem Brett und dem daneben liegenden Lederbeutel und legte beides auf den flachen, festgestampften Erdboden neben das Stroh. Das Brett war wunderschön gearbeitet, mit einem Karomuster aus hellem und dunklem Holz und Bronzebeschlägen an den Ecken. Die Spielfiguren waren rote und gelbe Täfelchen, die an kleine, flache Kieselsteine erinnerten und sich angenehm glatt anfühlten. Amminios hielt den Beutel schräg, und sie ergossen sich klappernd auf das Spielbrett. »Die Gallier und die Römer nennen dieses Spiel Kaufleute und Banditen «, erklärte er. »Das Volk meines Vaters nennt es Der Kriegertanz . Ich selbst ziehe es auch vor, die Spielsteine als feindliche Krieger zu betrachten. Hast du es schon mal gespielt?«
    »Ein bisschen. Gunovic, der Eisenhändler, hat das Spiel in den vergangenen zwei Jahren hin und wieder mitgebracht. Er hat mir die Grundzüge beigebracht - genug, um zu erkennen, dass es größere Geschicklichkeit erfordert, als ich besitze.«
    »Wie schade.« Amminios sammelte die Spielsteine mit einer Hand ein und schob sie wieder in den Beutel zurück. Das Brett ließ sich in der Mitte zusammenklappen, um die glatte Innenfläche zu schützen. Er lehnte Brett und Beutel wieder gegen die Wand. »In diesem Fall müssen wir uns damit begnügen, zuzuschauen, wie die Welpen gegenseitig ihre schwachen Seiten austesten, bis die Seeleute zurückkehren.«
    Er griff nach dem Ale-Krug und trank. Es war eine atemberaubende Verletzung der Höflichkeitsregeln, das Getränk nicht zuerst dem Gast anzubieten. Bán schaute sprachlos zu, wie Amminios einen letzten Schluck trank und sich dann den Mund mit dem Handrücken abwischte.
    »Du traust mir nicht«, sagte Amminios. »Du hättest das Ale für vergiftet gehalten und deshalb abgelehnt, wenn ich es dir angeboten hätte, was für uns beide unangenehm gewesen wäre. Ich trinke es, also kannst auch du unbesorgt davon trinken, das schwöre ich dir. Möchtest du es mit mir teilen?«
    Er hielt Bán den Krug mit einer Hand hin. Der Geruch des Ales war köstlich und nur zu verlockend: die würzige, feurige, bittersüße Erinnerung an Winterabende im heimatlichen Rundhaus und an spannende Geschichten, die man sich am Feuer erzählte. Bán nahm den Krug und trank; es wäre eine grobe Unhöflichkeit gewesen, es nicht zu tun. Dieses Ale war stärker als dasjenige, mit dem sie bei dem Festmahl bewirtet worden waren, und es war erst kürzlich erhitzt worden. Der Wermut stieg ihm prompt zu Kopf und entzündete die Feuer in seinem Bauch. Es war ein angenehmes Gefühl, aber kein ganz ungefährliches. Die ältere Großmutter - die frühere - hatte Wermut verwendet, wenn sie dringend mit den Göttern hatte sprechen müssen. Wenn man die Angelegenheiten von Menschen regeln musste, war es allerdings nicht ratsam, übermäßig viel davon zu trinken. Bán schloss die Augen und ließ die Hitze durch seinen Körper strömen und sich bis in seine Fingerund Zehenspitzen ausbreiten. Er musste wieder an Iccius denken und an die zweite Partie des Knöchelspiels. Der Bursche war gut, und er hätte die zweite Runde gewonnen, hätte Amminios sie nicht unterbrochen. Er erinnerte sich auch daran, wie sich die Stimme des Jungen bei Amminios’ Erscheinen plötzlich verändert hatte.
    Er öffnete die Augen wieder und griff nach dem Spielbrett und dem Beutel mit Spielsteinen. »Ich möchte eine Partie mit dir spielen«, sagte er. »Es erfordert ja keine so große Anstrengung, dass wir dabei nicht gleichzeitig die Welpen beobachten könnten.«
    Oberflächlich betrachtet war es ein relativ einfaches Spiel; auch ein Kind hätte es lernen können. Zwölf Spielsteine von jeder Farbe - die Krieger - wurden rechts und links entlang den Rändern des Brettes in einer Reihe angeordnet. Der dreizehnte war kleiner und von dunklerer Farbe, und Bán war nicht mit seinem Gebrauch vertraut. Amminios, der Gelb spielte, hielt den seinen zwischen Daumen und Zeigefinger hoch. »Das hier ist der Träumerstein. Er kann sich über drei Felder gleichzeitig bewegen und nach Belieben seitwärts springen, aber wenn er vom Gegner einkassiert wird, ist die Partie verloren. Hast du schon mal mit diesem Stein gespielt?«
    »Nein. Gunovic spielte immer nur mit den zwölf. Sie können sich jeweils ein Feld weiter bewegen oder übereinander hinwegspringen, um in eine Lücke zu gelangen. Ein Stein gilt als verloren, wenn ein feindlicher Krieger darüber

Weitere Kostenlose Bücher