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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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prächtigem Tier sich sein Welpe entwickeln würde. Es war am Morgen geschehen, kurz nach ihrer Ankunft in der Residenz. Sie waren gerade auf dem Weg zu dem Großen Versammlungshaus gewesen, als Caradoc ihn beiseite genommen und ihm den Welpen gegeben hatte. Er hatte dabei auf eine Hütte aus Weidengeflecht gezeigt und Bán erklärt, dass dort höchstwahrscheinlich das Muttertier gehalten würde. Und er hatte Recht gehabt; die Jagdhündin lag im Inneren auf einem Bett aus sauberem Stroh, umgeben von ihren Jungen, die um sie herumtapsten und spielerisch miteinander rauften. Sie war eine schon etwas betagtere Hündin, aber noch nicht zu alt, und ihre Milch floss reichlich. Als Bán seinen Welpen zu den anderen in das Stroh zurücklegte, hatte sich das winzige Tier sofort zurechtgefunden und sich zielstrebig einen Weg zwischen seinen Wurfgeschwistern hindurchgebahnt, um an die mütterlichen Zitzen zu gelangen. Sie ähnelten einander sehr, Muttertier und Welpe: Beide hatten die Farbe alten Schiefers, mit vereinzelten weißen Haaren an den Flanken und einem weißen Fleck auf der Brust. Der Kopf war robust geformt und breit, die Ohren gut ausgebildet und symmetrisch. Die Hündin hatte ein raues, vor spitzen Dornen schützendes Fell, und auch bei dem Welpen waren bereits die ersten Anzeichen davon in den Borsten um seine Schnauze herum zu erkennen. Die kleine Hündin war nicht Hail, aber sie würde eine ausgezeichnete Zuchthündin für später sein, weitaus besser als die scheckige junge Hündin, die Bán damals auf dem Pferdemarkt erworben hatte. Sie hatte sich zwar als gute Jagdhündin erwiesen, aber als unfruchtbar für den Rüden. Bán hatte seinen Welpen gerade wieder hochheben wollen, um ihm ins Maul zu sehen und zu überprüfen, ob sein Gebiss vollständig war, als plötzlich die Tür der Hütte aufgegangen war. Die Hündin hatte den Kopf gehoben und freudig wedelnd mit dem Schwanz auf den Boden geklopft.
    Bán drehte sich um, um zu sehen, wer da gekommen war. Die Frau, die auf der Türschwelle stand, hatte erst kürzlich ein Kind zur Welt gebracht, doch sie war schon wieder schlank und hielt sich sehr aufrecht. Sie hatte schwarzes Haar, das ihr bis weit über die Schultern reichte, und große eichenbraune Augen. Ihr Haar war auf eine Weise geflochten, die Bán nicht kannte, sie trug an drei Fingern Ringe, und der Schnitt ihrer Tunika ließ die weiße Haut ihrer Schultern sehen. Es war das erste Mal, dass Bán eine Frau sah, die nicht zu den Eceni gehörte, wenn man einmal von Arosteds Tochter absah, und er gab sich große Mühe, sie nicht neugierig anzustarren. Sie kam herein, hockte sich am Kopf der Hündin nieder und sprach liebevoll mit ihr, so wie er mit Hail sprechen würde.
    »Ich habe den Welpen wieder zurückgebracht«, sagte Bán, weil er das Gefühl hatte, seine Anwesenheit erklären zu müssen.
    »Ich weiß.« Ihre Stimme war sanft und floss so weich und wohltönend über ihn hinweg, wie es auch Airmids Stimme tat. Der Welpe war beim Trinken eingeschlafen und lag jetzt ganz still da, seine Schnauze noch immer gegen die Zitze des Muttertiers gedrückt, während weiße Milch aus seinem Mundwinkel tropfte. Die Frau griff in das Stroh und hob ihn hoch. Das kleine Tierchen wand sich träge unter ihrer Berührung, wachte aber nicht auf; ein Zeichen für gute Behandlung.
    »Du bist von den Eceni?«, fragte sie. »Der Junge mit der rotbraunen Stute?«
    »Ja.« Wenn das eine Bezeichnung für ihn war, dann war es eine gute. Mit etwas Glück würde auch Amminios sie gehört haben.
    »Togodubnos hat mir von dir erzählt. Er sagte, du hättest bereits einen guten Jagdhund.«
    »Danke. Ja, den habe ich. Aber wir brauchen noch eine gute Zuchthündin, die zu ihm passt.«
    »Natürlich. Man braucht immer eine gute Zuchthündin für den Rüden. Sie muss nicht immer zugleich auch gut im Jagen sein.« Ihr Lächeln war angespannt und ließ ebenmäßige weiße Zähne erkennen. Wäre sie eine Eceni gewesen, hätte Bán geglaubt, Ironie in ihrer Antwort mitschwingen zu hören und darunter Spuren von anderen, bittereren Empfindungen, aber sie war eine Trinovanterin, und deshalb war er sich nicht sicher. Er sagte nichts, und der Augenblick ging vorüber.
    Die kleine Hündin wurde sanft zum Aufwachen überredet. Sie stand am Rand des Strohlagers und blinzelte verschlafen. Eines ihrer Geschwister fasste dies als Provokation auf und fiel knurrend über sie her. Sie schüttelte ihre Schläfrigkeit ab und setzte sich mit löblichem Mut

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