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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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dafür aber umso mehr. Einer von ihnen, oder auch beide würden sterben, wenn Bán es wagen sollte, den Türvorhang beiseite zu schieben.
    »Das stimmt doch gar nicht.« Bán löste die Finger von seinem Unterarm, die ihn mit schraubstockartigem Griff umklammert hielten. Einige der Worte des Jungen hatten gallisch geklungen, und deshalb sagte Bán in derselben Sprache: »Ich bin hier Gast. Ich kann gehen, wohin ich will.«
    »Nein.« Die Möglichkeit gegenseitiger Verständigung schien den Jungen zu beruhigen. Die panische Angst in seinen Augen verblasste ein klein wenig. In gestelztem Gallisch erwiderte er: »Der Sonnenhund wird das nicht erlauben. Du darfst unter keinen Umständen hineingehen.«
    »Meine Schwester ist dort drinnen, und mein Freund. Vielleicht stecken sie in Schwierigkeiten. Es ist meine Pflicht, ihnen zu helfen.«
    »Nein.« Der Junge konnte nicht älter als acht Jahre alt sein, aber er war ziemlich grimmig für sein Alter. Seine Finger packten mit der Kraft eines sehr viel älteren Mannes zu, und er hatte einen entschlossenen Zug um den Mund. »Außer dem Schmied war sonst niemand in der Schmiede, als wir gekommen sind. Wenn er fortgeschickt worden ist, dann nur deshalb, weil sie allein sein möchten.«
    »Du meinst wohl, Cunobelin will mit ihnen allein sein.«
    »Das ist das Gleiche.« Der Junge war flachsblond, noch heller als Caradoc oder einer der Seeleute aus dem südlichen Gallien, und seine Augen waren von einem ungewöhnlich strahlenden, lebendigen Blau. Er lächelte zögernd, als wollte er Bán Trost spenden. »Deine Schwester ist bewaffnet und dein Freund ebenfalls. Wenn es Ärger gibt, wirst du das hier draußen hören. Außerdem ist der junge Herr ein Krieger, wie es keinen Zweiten gibt. Selbst sein Vater würde ihn nicht angreifen, ohne andere Krieger zu seiner Unterstützung dabei zu haben.«
    Das stimmte. Bán hatte ganz vergessen, dass Caradocs Ruf ihm bereits vorausgeeilt war, besonders hierher. Er entspannte sich wieder, und nach einem Moment beruhigte sich auch der Junge und zog seine Hand zurück. »Wir werden hier draußen warten«, sagte er. Er setzte sich ins Gras zu Füßen von Cunobelins Pferd und zog Bán zu sich herunter. »Übrigens, ich heiße Iccius. Mein Volk sind die Belgaer. Und du bist Eceni?«
    »Ja.« Bán schob sich unter den Bauch der rotbraunen Stute, um dort Schutz vor dem Regen zu suchen. »Ich bin Bán mac Eburovic, auch bekannt als Bán Hasenjäger.« Seine bronzene Gürtelschnalle war in Form eines rennenden Hasen gegossen. Die ältere Großmutter hatte sie für ihn angefertigt. Er löste seinen Gürtel, um dem Jungen die Schnalle zu zeigen.
    Iccius bewunderte sie schüchtern. »Und diese Stute, gehört sie dir?« Die Frage wurde zögernd vorgebracht, als ob die bloße Vorstellung, dass ein Kind ein solch prachtvolles und wertvolles Pferd besitzen könnte, schon lächerlich wäre.
    »Ja. Sie war Luains Gastgeschenk an meinen Vater, nachdem die Greylag auf Grund gelaufen war. Eburovic hat sie dann an mich weitergegeben.«
    Es war eine lange Geschichte, und sie musste von Anfang an erzählt werden, mit zahlreichen Unterbrechungen für Iccius’ interessierte Fragen. Der Regen prasselte immer heftiger vom Himmel, und beide Jungen wichen noch weiter unter die schützenden Bäuche der Pferde zurück. Dennoch waren sie völlig durchnässt, als Bán seine Geschichte beendet hatte, und die Pferde desgleichen. Regen lief in einem kontinuierlichen Strom an den Sprunggelenken der Stute herab. Er tropfte von ihrem Bauch und ergoss sich in Strömen auf Báns Haar und Schultern. Er wischte sich das Wasser aus den Augen und dachte dabei an das Wohl seiner Stute, seines Sattelzeugs und seines neuen Freundes, und zwar in genau dieser Reihenfolge. Er beugte sich zu dem belgischen Jungen hinüber und tippte ihm auf die Schulter.
    »Wie weit ist es bis zu den Ställen?« fragte er. »Wir sollten die Pferde ins Trockene bringen, bevor die Sättel völlig ruiniert sind.«
    Der Junge keuchte erschrocken auf. »Nein! Wir... ich darf nicht von hier weggehen.« Er wies auf die Schmiede.
    »Noch nicht einmal dann, wenn ich dich bitten würde, mich zu den Ställen zu bringen? Ich bin hier Gast und kenne mich nicht aus, ich könnte mich verirren. Ist es nicht deine Pflicht, mich dort hinzuführen?« Im Land der Eceni wäre es so gewesen, aber andererseits hätte man im Land der Eceni auch kein Kind stundenlang draußen im Regen stehen lassen, damit es auf die Pferde eines anderen

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