Die Herrin der Kelten
des Tieres. Bán schwang sich auf sein thessalisches Ross. Breaca beugte sich hinunter und zog Airmid hinter sich auf den Rücken der Grauen hinauf. Auf ihrer Linken bewegte sich plötzlich ein Schatten. Mit einer raschen Bewegung schob sie ihren Schild vor und holte mit ihrem Schwert zum Schlag aus. Doch noch ehe sie den Mann treffen konnte, preschte plötzlich die rote Stute im Galopp an ihr vorbei, und der feindliche Krieger starb in einem Regen von Blut und zersplitterten Knochen. Bán stieß einen Jubelschrei aus und riss triumphierend die Faust hoch. Die Hufe seiner Stute trieften vor Blut. »Hol die anderen Pferde!«, schrie Breaca ihm zu. »Bring sie zum Feuer.«
»Und was wirst du tun?«
»Kämpfen!«
Sie schwenkten herum und galoppierten in verschiedene Richtungen davon. Iccius folgte ihrem Bruder. Als sie sich trennten, war Breacas letzter Gedanke, dass der belgische Junge unbewaffnet war und unweigerlich sterben würde.
Bán ritt mit Feuer und Leidenschaft im Herzen, während er den Feind einkreiste. Die rote Stute tötete für ihn. Sie war in jeder Hinsicht das Schlachtross aus seinen Träumen, schneller und wilder und bissiger, als er jemals zu hoffen gewagt hatte. Ihre Zähne waren mit Blut beschmiert, und an ihren Hufen klebten die zerquetschten Überreste der Männer, die sie niedergetrampelt hatte, so dass sie - als sie sich zu schnell herumdrehte, um einen Krieger zu erwischen, der plötzlich an ihrer Schulter auftauchte - prompt ausrutschte und gegen den Mann taumelte und Bán ausnahmsweise einmal die Chance hatte, seine Klinge zu benutzen, um sie beide zu verteidigen. Der Mann riss sein Schwert hoch und holte zum Rückhandschlag gegen ihn aus, und Bán musste sich hastig ducken. Für einen flüchtigen Moment sah er ein breites Grinsen vor sich und einen einzelnen schiefen Eckzahn. Das Bild versetzte ihm einen Schock, beschwor eine vage, verschwommene Erinnerung in ihm herauf, die er jedoch nicht fassen konnte, während er darum kämpfte, auf der wild auf der Hinterhand herumwirbelnden Stute die Balance zu halten. Er schob das Bild erst einmal beiseite und konzentrierte sich aufs Kämpfen.
Der feindliche Krieger torkelte noch immer, von der Wucht des Zusammenpralls aus dem Gleichgewicht gebracht. Sein Umhang rutschte von seiner Schulter und enthüllte den blauen Rand eines Symbols, das an seinem Halsansatz eintätowiert war, an der Stelle, wo das Schlüsselbein auf die Hauptschlagader traf. Bán holte mit seinem Schwert zum Rückhandschlag aus und zielt auf die blaue Linie, doch das Heft verrutschte in seiner Hand, und die Klinge traf stattdessen die Schulter des Kriegers und prallte davon ab, ohne eine blutende Wunde zu hinterlassen. Der Mann feixte höhnisch, so als ob er ein Kind vor sich hätte, das nicht mit Waffen umgehen konnte, und zog sein eigenes Schwert zum tödlichen Schlag. Seine Aufmerksamkeit war voll und ganz auf den Hieb konzentriert, und er sah die gefährlichen Pferdezähne nicht, die urplötzlich zuschnappten und die kantigen Knochen seines Gesichts zerschmetterten, so dass das spöttisch lachende graue Auge wie ein Ei aufplatzte und die Wurzeln seiner Zähne deutlich durch den klaffenden Riss in seiner Wange zu sehen waren. Er stürzte rückwärts, laut brüllend vor Schmerz, und die Stute schrie mit ihm und warf sich vorwärts. Das Krachen seiner Rippen, die unter dem Gewicht ihres Körpers zerbrachen, hörte sich an wie eine Axt, die nasses Holz spaltet.
Bán riss die Stute zurück und sprang aus dem Sattel. Der Mann lag flach auf dem Rücken und hielt beide Hände auf sein zerschmettertes Gesicht gepresst. Aus der tiefen Wunde auf seiner Brust schoss unentwegt Blut heraus, und Luft entwich in rot schäumenden Blasen. Wieder stürmte die Stute vorwärts, um das zu beenden, was sie begonnen hatte, doch Bán pfiff sie zurück. Der feindliche Krieger hob den Kopf und gurgelte irgendetwas Unverständliches hervor, Mund und Kehle voller Blut. Es war ein tierhaftes Geräusch, ein Röcheln der Qual und des Todes und der panischen Angst. Einer der mörderischen Pferdehufe hatte ihm den Unterleib aufgerissen, und der Geruch der zerquetschten Eingeweide war entsetzlich. Bán riss die Brosche und den Umhang von den Schultern des Kriegers. Dort am Hals war das Zeichen, auf das er gezielt hatte - doch es war nicht der Rote Milan der Coritani, sondern der Kampfadler mit den zum Sturzflug angelegten Schwingen und den weit vorgestreckten Klauen. Es war ein altes Symbol, erst kürzlich
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