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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Stimmung einer solchen Schlacht einzufangen vermocht, wie sehr sie sich auch darum bemüht haben mochten, die absolute, reine, unverfälschte Ekstase, die Breaca erfüllte, die unumstößliche Gewissheit, dass es dies hier war, wofür sie geboren worden war. Briga, Mutter des Todes, ritt über die kleine Fläche der Lichtung und schleuderte ihre Raben auf jene, die zum Sterben verurteilt waren, und Breaca, Kriegerin der Eceni, tat, was die Göttin ihr befahl, und schwang ihr Schwert mit einer Freude, die ihr das Herz zu zerreißen drohte.
    »Breaca! Bán ist niedergeschlagen worden! Amminios hat ihm...«
    Bán. Bán war wichtig. Und es war Airmid, die da sprach, also lebte sie noch. Breaca rammte ihren Schild in das Gesicht eines Mannes, der drauf und dran war, auf den Schwertarm ihres Vaters einzuhacken, und trat einen Schritt zurück.
    »Wo?«
    »Auf der anderen Seite des Flusses, hinter der Furt. Amminios hat ihn in seiner Gewalt. Er wird ihn schänden, so wie er es auch mit dem graubraunen Stutenfohlen gemacht hat.«
    Breaca hatte davon gehört; Caradoc hatte es ihr erzählt. Es war ein Akt, der gegen die Gesetze sämtlicher Götter verstieß und die Seele dazu verdammte, bis in alle Ewigkeit ziellos umherzuirren. Einem Pferd so etwas anzutun war obszön und widerlich. Die Vorstellung, dass Amminios das Gleiche mit ihrem Bruder tun könnte, war noch sehr viel schlimmer, sie war Grauen erregend, undenkbar. Breaca fuhr herum. Ein flatternder gelber Umhang, so hell wie das Auge eines Habichts, leuchtete zwischen dem dunklen Grün der Bäume am Flussufer auf. Über dem Umhang wallte strähniges rotes Haar unter einem eisernen Helm hervor. Auf einem fleckenlosen, unbenutzten Schild prangte das Zeichen des Kampfadlers, dem römische Legionsadler so täuschend ähnlich und auch die Schilde der drei Männer, die bei ihm waren, waren mit diesem Symbol geschmückt. Amminios und die engsten Vertrauten seiner Ehrengarde waren die Einzigen unter den Angreifern, die sich nicht als Coritani verkleidet hatten. Seine Eitelkeit war völlig überflüssig. Breaca hätte ihn überall und in jeder Verkleidung wieder erkannt.
    »Amminios!«
    Der Mann zog sein Pferd herum. Ihr Bruder lag quer über seinen Schenkeln, eine leblose Gestalt mit schlaff herabbaumelnden Gliedern. Blut spritzte in einem hellroten Strahl aus dem dunklen Gewirr seines Haarschopfs. Dahinter hielt ein grauhaariger Krieger auf einem braunen Wallach Iccius bei den Haaren gepackt, einen Unterarm auf seinen Mund gepresst, um seine Schreie zu ersticken. Auf der anderen Seite führte ein Jüngling mit einem Bronzehelm die rote thessalische Stute und das graubraune Hengstfohlen am Zügel, wobei er sicheren Abstand zu beiden Tieren hielt.
    Der ergraute Krieger sagte irgendetwas, und Amminios lachte. Er hob den Arm zu einem spöttischen Gruß. Seine Stimme schallte über das Wasser in einem Ton, der den seines Vaters nachäffte. »Er ist tot. Ich werde seinen Leichnam ehren. Meine Krieger werden dasselbe mit dem deinen tun.« Er ließ sein Pferd auf der Hinterhand herumschwenken und riss den Arm nach vorn. Geschlossen drückten die vier Krieger ihren Pferden die Sporen in die Flanken und trieben sie vorwärts.
    »Nein!«
    Breaca war drauf und dran, ihnen zu folgen, doch Amminios hatte gut geplant; sein Abschiedsgruß hatte seinen Kriegern gegolten, nicht Breaca. Der kalte Wind der Göttin warnte sie, so dass sie gerade noch rechtzeitig der Schwertklinge auswich, die ihr nach dem Leben trachtete, und dann nach links herumwirbelte, in ein tödliches, von schrillen Schreien erfülltes Chaos hinein. Das Gesicht zu einer Grimasse verzogen, schwang Airmid ihr Schwert an Breacas Schulter vorbei, und ein Mann mit grauem Haar verlor sein rechtes Auge und dann, laut aufheulend, seine Seele. Breaca knallte ihren Schild gegen die Brust des toten Mannes und benutzte das Gewicht ihrer Schulter, um ihn zu Boden zu werfen. Sie trat auf sein Gesicht, als sie vorwärtsstürmte, und fühlte, wie sein Wangenknochen unter ihrem Fuß brach. Bán war in diesem Moment vergessen; jeder Teil von ihr kämpfte mit aller Kraft darum, zu töten und nicht selbst getötet zu werden. Eburovic, der feste, unerschütterliche Kern ihres Lebens, tauchte an ihrer rechten Seite auf, und sie schickte sich abermals an, ihm als Schild zu dienen, damit er den Schwertarm zum Schlagen frei hatte.
    Vor langer Zeit hatte Airmid angeboten, die Schilde zu holen. Ich hätte sie gehen lassen sollen, dachte Breaca jetzt;

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