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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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und zu dritt vorbei, langsam.
    »Wer hat die Verwundeten getötet?«, fragte Breaca.
    »Ich. Sinochos hat mir dabei geholfen. Wir haben Briga angerufen und die Bittgebete für die Toten gesprochen.«
    Sie ruhten in Frieden, das konnte man deutlich erkennen. Es waren die Lebenden, die den Kummer über ihren Tod ertragen mussten, die die schwere Entscheidung hatten treffen müssen, wer von ihren Freunden noch gerettet werden könnte und wer nicht. Airmids Erschöpfung wurde offensichtlich und auch die Hochherzigkeit, die sie veranlasst hatte, diese schwere Verantwortung ohne zu zögern auf sich zu laden. Ein alter, vertrauter Schmerz durchzuckte Breaca, eine Sache, mit der sie sich später würde befassen müssen, wenn sie Zeit dazu hatte.
    Sie ergriff eine Hand, die sich ihr entgegenstreckte, und ließ sich aufhelfen. Ihr Schwert lag still am Ufer, steckte wieder in seiner Scheide. Ihr Schild war in der Zwischenzeit gesäubert worden. Ihr Speer war schon bald nach Beginn der Schlacht zerbrochen; irgendjemand hatte die beiden Hälften gefunden. Eine Erinnerung zerrte plötzlich an ihr, die Erinnerung an eine Jungenstimme, die einen zerbrochenen Speer vorausgesagt hatte und Verrat durch einen Mann, der den gelben Umhang der Trinovanter trug. Sie entdeckte Macha, die ganz in der Nähe auf der Tragbahre lag, die Augen fest geschlossen, um den Schmerz zu unterdrücken. Der Jagdhundwelpe, Cygfa, hatte sich zwischen den Bandagen auf ihrer Brust verkrochen, ein geringer Trost für einen in der Schlacht verlorenen Sohn. Báns Tod und der Diebstahl seines Leichnams sägten plötzlich an Breacas Herz, verlangten lautstark nach Rache. Die Lethargie fiel von ihr ab, und sie konnte wieder klarer denken.
    »Wie viele von unseren Leuten leben noch?«
    »All diejenigen, die am Ende gekämpft haben. Unter den Verwundeten, die vielleicht überleben werden, sind Macha, Tagos, Dubornos...«
    »Dubornos? Aber der ist doch tot. Er fiel als einer der Ersten. Ich habe gesehen, wie er zu Boden ging, noch bevor die erste Angriffswelle von Speeren vorbei war.«
    Airmid sagte verdrießlich: »Er ist zu Boden gegangen, das stimmt. Er war aber nicht schwer verletzt. Er hätte durchaus noch weiterkämpfen können, aber er hat es vorgezogen, sich tot zu stellen. Für einen, der nicht als Krieger sterben möchte, ist das eine gute Methode, um am Leben zu bleiben.«
    Ihre Blicke trafen sich. Etwas, was sie für geklärt und erledigt gehalten hatten, war jetzt plötzlich doch nicht erledigt. »Du musst nach wie vor nach Mona gehen«, sagte Breaca. »Du hättest gleich im Morgengrauen aufbrechen sollen.« Einen Tag zuvor war der Abschied von Airmid noch alles gewesen, was sie beschäftigt hatte, die einzige Quelle von Schmerz.
    »Ich kann jetzt unmöglich nach Mona reisen«, erwiderte Airmid. »Die Ältesten werden das verstehen. Jetzt, wo Bán nicht mehr da ist, bin ich die einzige Heilerin. Ich werde erst einmal mit den Verwundeten nach Hause zurückkehren. Wenn alle auf dem Wege der Genesung sind, werde ich abreisen.«
    »Allein?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.« Airmid wandte sich ab und fuhr dann mit einem wütenden Ruck wieder herum, als Breaca sie an der Schulter festhielt. »Lass mich in Ruhe! Das ist nicht deine Angelegenheit. Du kannst nicht mitkommen. Du wirst nicht mitkommen. Du hast einen Schwur abgelegt, und damit basta! Die Ältesten werden entscheiden, wer...«
    »Es war ein Fehler«, erwiderte Breaca. »Ich widerrufe meinen Schwur.«
    Einen Moment lang herrschte verdutztes Schweigen. Airmid blinzelte. »Was?«
    »Es war ein Fehler, der Wunschtraum eines unreifen Kindes, gepaart mit Ignoranz und verletztem Stolz, der mich damals dazu gebracht hat, diesen Schwur zu sprechen. Du hast das gewusst, jeder hat das gewusst. Nur ich selbst habe verdammt lange gebraucht, um das zu begreifen.«
    »Aber...«
    »Ich widerrufe meinen Schwur. Hier, vor den Göttern, widerrufe ich den falschen Schwur meiner Kindheit und gelobe stattdessen, dass ich nach Mona reisen werde, als Kriegerin, Beschützerin und treue Freundin von Airmid, Träumerin von Nemain.« Es war wie ein Lichtblick an diesem so düsteren, freudlosen Tag, Airmid lächeln zu sehen.
    Die graue Stute war herbeigekommen, ohne dass Breaca sie gerufen hatte. Breaca schwang sich in den Sattel und half Airmid, hinter ihr aufzusitzen. Die anderen setzten sich ebenfalls in Bewegung und schlugen den Weg nach Norden ein, wobei sie ganz langsam ritten, um diejenigen auf den Tragbahren nicht zu sehr

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