Die Herrin der Kelten
Tunika abzuwischen. Die Adler waren noch nicht bereit. Wenn sie erneut zum Gefecht zusammentrafen, würde es auf die alte Weise geschehen, indem sie paarweise kämpften, bis die Letzten, die noch standen, das Feld behaupteten. Sie glaubte daran, weil es von Bedeutung war, daran zu glauben, dass der Feind die Verwundeten schnell und sauber töten würde, so wie Briga und die alten Gesetze es vorschrieben, und dass er keine Sklaven nehmen würde. Ihr kam der Gedanke, dass Airmid und ihr Vater dies auch wissen sollten. Sie erhob sich wieder, der größere Teil ihrer Aufmerksamkeit noch immer auf das Schwert mit dem Fuchsheft konzentriert, das sie in ihrer linken Hand hielt. »Eburovic, sie...«
Er war verschwunden. Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf den verschwommenen weißen Fleck, der ihr Schild war, und hörte das feine, hohe Sirren, das das Geräusch des Bärinnen-Schwerts war, während es zum tödlichen Schlag niedersauste. Ihr Verstand gab ihr Stück für Stück ein, was geschehen war: Die Kampfadler waren ebenso unaufmerksam gewesen wie sie, und ihr Vater hatte entschieden, dieses eine Mal nicht den Schlachtruf auszustoßen, sondern den Feind zu überrumpeln. Trotzdem war das Geräusch seiner Schritte auf dem Gras so etwas wie eine Warnung gewesen, und der Anführer der feindlichen Krieger hatte noch Zeit genug gehabt, sein Schwert hochzureißen. Er wurde niedergemetzelt. Der Mann neben ihm wurde von der Kante seines Schildes erfasst und herumgewirbelt, um gegen die rasiermesserscharfe Schneide von Eburovics Schwert zu stoßen. Sie scherte ihm den oberen Teil seines Kopfes ab, so glatt und sauber wie ein Messer, das ein zerbrochenes Ei köpft, und er starb als Einziger unter den Toten jenes Tages, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben.
Ihr Vater wirbelte auf dem linken Fuß herum. Der Schild - ihr Schild - schnellte vor, und das Gesicht eines blonden Kriegers wurde von dem Schildbuckel zerschmettert. Der aufgemalte Schlangenspeer wurde unsichtbar, nichts weiter als noch ein verschmierter Fleck in einer Schwemme von Blut.
Diese drei Männer konnte ihr Vater töten, bevor die Feinde plötzlich wieder zu sich kamen, ihn umzingelten und das Erste ihrer Schwerter ihn oberhalb der Gürtellinie traf, in einem mächtigen, schwungvollen Hieb, der ihn bis zum Brustbein aufschlitzte und ihn regelrecht ausweidete. Sie hatten offenbar nicht damit gerechnet, dass sie ihn so leicht erwischen würden, und der Schock darüber ließ sie abrupt innehalten. In der plötzlich eintretenden Stille war das gedämpfte Aufschlagen seines blutüberströmten Körpers auf den Boden das Geräusch, mit dem für Breaca die Welt unterging.
»Eburovic, nein!«
Breaca vergaß alle Ehre, vergaß alle Gesetze der Götter. Rasend vor Wut und Schmerz stürmte sie vorwärts, ihre beiden Schwerter wie Dreschflegel schwingend, so wie Sinochos es getan hatte, und tötete wie eine Besessene.
Die Männer des Kampfadlers starben paarweise um sie herum, und sie zog es vor, ihre Opfer nicht zu zählen. Airmid und Sinochos kämpften mit ihr und gaben ihr Rückendeckung. Andere kamen von den Rändern der Lichtung herbeigerannt und droschen mit ihren Schwertern auf den Feind ein. Der Kampf dauerte wenige Augenblicke oder auch so lange wie ein ganzes Leben, und der Letzte der Feinde starb, als die Raben die Seele ihres Vaters davontrugen.
Sie wollte einfach nicht glauben, dass ihr Vater sie verlassen hatte. Sie kniete neben ihm, während sie seine Hand zwischen ihren Handflächen hielt, und flehte ihn wieder und wieder an, mit ihr zu sprechen. Seine Augen waren offen, sein Gesicht fiel langsam in sich zusammen, während der Schmerz auf seinen Zügen allmählich einem Ausdruck inneren Friedens wich. Ein Mann, der so ruhig und entspannt wirkte, konnte doch nicht wirklich tot sein. Sie küsste ihn liebevoll und schmeckte das Salz ihrer eigenen Tränen, vermischt mit dem Blut, das nicht allein von ihm stammte.
»Breaca, lass ihn los.« Airmid kam herbei, um sich neben sie zu knien, drückte einen Finger auf das weit offene Auge, aber die Lider schlossen sich nicht unter ihrer Berührung. Kühle Finger umfassten Breacas Hände und zogen sie sanft fort. Die eine Stimme, die sie hören konnte, sagte: »Er ist von uns gegangen. Du musst ihn nun Briga überlassen. Wir müssen uns jetzt um die Lebenden kümmern, sonst ist er völlig umsonst gestorben.«
Die Worte drangen nur ganz langsam in Breacas Bewusstsein ein und ergaben wenig Sinn. Sie war im
Weitere Kostenlose Bücher