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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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mir einen anderen machen.«
    Es war die wortreichste Äußerung, die sie ihn jemals hatte von sich geben hören. Er war zehn Jahre älter als sie und so reserviert und verschlossen wie der Wortkargste der Ältesten. Sie war bereits zwölf Monate auf Mona gewesen, ehe er ihre Existenz überhaupt zur Kenntnis genommen hatte, und dann auch nur, um sie bei einem Übungskampf zu überrumpeln und seine Schwertklinge an einem schwachen Punkt in ihrer Deckung vorbeizustoßen und einen Schlag auf ihrem Handgelenk zu landen, der ihre Hand vom Arm abgetrennt hätte, wäre es ein echter Kampf gewesen. Sein Gesicht war ledrig und verschlossen, wie das einer Fledermaus. Sie hatte ihn noch niemals lächeln sehen. Jetzt tat er es plötzlich, auf entwaffnende Art und Weise, während er zu dem südlichen Ende der Felsnase hinüberzeigte.
    »Wir haben verloren«, sagte er. »Sie haben ein anderes Tier erlegt.«
    »Ich weiß.« Sie hatte den Todesschrei des Tieres gehört, als sie und Ardacos von der Sau attackiert worden waren. Jetzt hörte sie Venutios’ Kriegerhorn erschallen, das Signal, dass sich die Übrigen versammeln sollten. »Caradoc und Gwyddhien haben es zur Strecke gebracht.« Sie spürte es als eine Farbveränderung in dem Fadengeflecht, das sie alle miteinander verband, so als ob zwei der Fäden auf einmal heller und leuchtender geworden wären und der Rest matter. Sie schnitt das ausgefranste Ende ihrer Tunika ab und hob ihren Speer auf. Ardacos war langsamer; er nahm sich die Zeit, vorsichtig seine verletzte Schulter kreisen zu lassen und zu testen, wie sich die Wunde anfühlte. Als Breaca an ihm vorbeiging, hielt er sie am Arm fest.
    »Immer mit der Ruhe. Sie werden den Keiler erst ausweiden und säubern, bevor wir weitermarschieren. Sie werden nicht mehr als drei Leute brauchen, um mit dem Tier zurechtzukommen, und dann noch einmal genauso viele, um einen Baum zu fällen und eine Stange daraus zu machen, mit der sie den Keiler tragen können. Wir anderen werden nur herumsitzen und zuschauen. Wir können uns also ebenso gut noch etwas Zeit lassen.«
    Er hatte Recht. Das Tier war ein junges Männchen aus dem Wurf der letzten Saison. Es war bekannt, dass sie manchmal in die Höhle zurückkehrten, in der sie zur Welt gekommen waren, um dort zu überwintern, und wenn die Sau gerade wieder ferkelte, nahm sie sich nicht immer die Zeit, die jungen Keiler zu verjagen. Dieser hier war von einer ansehnlichen Größe, groß genug, um zu rechtfertigen, dass es zwei Jäger gebraucht hatte, um ihn zu erlegen, aber wiederum nicht so groß, dass drei dazu nötig gewesen wären; und mehr als genug, um die Tafel bei Venutios’ Abschiedsfest zu zieren. Der ranghöchste Krieger und Leiter der Schule, der bald nur noch ein Krieger unter vielen sein würde, trat zurück und ließ Gwyddhien das Ausweiden und Zerlegen der Beute organisieren, während Caradoc eine andere Gruppe in den Wald führte, um einen als Tragestange geeigneten Baum zu suchen.
    Anhand der Arbeitsverteilung konnte Breaca erkennen, wie das Gefolge des neuen ranghöchsten Kriegers zu entstehen begann. Es gab immer einen inneren Kern von denjenigen, denen die notwendigsten Aufgaben übertragen wurden. Da sie keinen Grund hatte, sich der Gruppe anzuschließen, setzte sie sich an den Rand und schaute zu, wie andere neue Rollen übernahmen. Ardacos, ebenfalls unbeteiligt, kümmerte sich um seine eigenen Angelegenheiten. Er wanderte über die Felsnase, auf der Suche nach einem Stock, aus dem er einen Speerschaft machen konnte, und zündete dann, nachdem er einen geeigneten Stock gefunden hatte, ein kleines Feuer an, um die Spitze zu härten. Bis der Junge und das Mädchen von den Brigantern den Keiler an der Tragestange festgebunden und diese auf ihre Schultern gehievt hatten, war Ardacos wieder bewaffnet. Als sie aufbrachen, lächelte er Breaca abermals zu und sagte: »Werd jetzt nicht unvorsichtig, Mädchen. Bleib auf der Hut! Das hier ist mehr als nur eine Keilerjagd. Und es ist noch nicht vorbei.«

XIX
    Sie waren zu weit von der Siedlung entfernt, als dass sie noch vor Einbruch der Nacht hätten zurückkehren können. Somit blieben ihnen nur zwei Möglichkeiten: entweder die Nacht hindurch zu wandern oder aber einen Lagerplatz zu finden und dort bis zum Morgengrauen zu warten. Venutios, der sie bis hierher geführt hatte, übergab das Kommando nun an Gwyddhien, die sich wiederum mit Caradoc beratschlagte. Auf seinen Vorschlag hin beschlossen sie, bis zum Einbruch der

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