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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Aufmerksamkeit der größeren Gruppe auf sich gezogen, und das wollte sie vermeiden. Außerdem hatte sie kein Bedürfnis, Hail Beschränkungen aufzuerlegen, die seine Freude und Begeisterung dämpfen würden. Der Jagdhund hatte lange Zeit gebraucht, um den Verlust Báns zu akzeptieren. Selbst jetzt war es noch so, dass er treu zu bestimmten Jungen hielt, wenn sie in den Stimmbruch kamen. Bei den Übrigen war er eher wählerisch, was seine Zuneigung anging; er verteilte sie großzügig auf diejenigen, die Breaca gern hatte, und verhielt sich dem Rest gegenüber reserviert. Nur bei Caradoc fand er tatsächlich Freundschaft, wo Breaca keine fand.
    Sie blieb knapp außerhalb des Lichtkreises stehen. Caradoc saß auf der anderen Seite des Feuers und kraulte Hail mit selbstvergessener Zuneigung die Ohren. Das matte Licht ließ sein Haar dunkel erscheinen und veränderte die Form seines Gesichts. Er blickte auf, und Breaca sah plötzlich wieder die Augen desjenigen vor sich, den sie schon seit ihrer Kindheit gekannt und geliebt hatte - Báns Augen, so voller Fürsorge und unbewusstem Charme. Prompt stieg wieder die inzwischen nur allzu bekannte Übelkeit in ihrer Kehle auf. Sie setzte sich hastig auf einen Felsblock, ehe sie der Mut verließ.
    Caradoc drehte den Kopf im Schein des Feuers, und seine Augen wurden wieder grau und blickten forschend in die ihren, suchten nach einem Grund für ihre Anwesenheit und fanden ihn doch nicht. Schließlich sagte er: »Tut mir Leid, dass du beim Abschuss des Keilers nicht bei uns warst.«
    »Ja, mir auch.« Sie zog ihre Beine bis zur Brust hoch und schlang ihre Arme fest um ihre Knie. »Woher wusstest du, dass Ardacos und ich das falsche Tier im Visier hatten?«
    »Ich habe das nicht gewusst. Ich sah nur Gwyddhien plötzlich von der Klippe runterspringen, aber sie war nicht in Hails Nähe. Ich hatte also die Wahl, mich entweder nach der Nase des Hundes zu richten oder nach den Augen der Jägerin. Bei neun von zehn Malen würde ich mich auf Hails Spürnase verlassen. Aber diesmal bin ich Gwyddhien gefolgt.« Der Hund hörte seinen Namen aus den Worten heraus und schmiegte seinen Kopf in Caradocs Hand, während er vor Wohlbehagen knarzte.
    »Du denkst, sie sollte Venutios’ Nachfolgerin werden?«
    »In Anbetracht dessen, was kommen wird? Ja.« Er riss einen verdorrten Grashalm aus und kaute auf dem Ende herum. »Wenn wir in Friedenszeiten lebten, wäre Ardacos unschlagbar. Er vereint das überlieferte Wissen der Ahnen auf sich, und wir können nie genug davon lernen. Aber er ist zu schweigsam und verschlossen, und er braucht zu lange, um denjenigen um sich herum Vertrauen zu schenken. Wenn es Krieg geben sollte, werden wir eine Anführerin brauchen, die die Gabe hat, gleich bei der ersten Begegnung Vertrauen zu gewinnen und Vertrauen zu schenken oder auf Anhieb zu erkennen, dass sie es niemals erringen wird. Gwyddhien wird das können.«
    Breaca blickte über den See hinweg zu der letzten murmelnden Gruppe, in deren Mitte Gwyddhien saß. »Sie tut es jetzt schon«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    Caradoc hatte trockenes Farnkraut und Heidekrautwurzeln zu einem ordentlichen Haufen neben dem Feuer aufgeschichtet. Breaca beugte sich vor und warf eine Handvoll von beidem in das Feuer. Die Glut der Flammen tauchte ihrer beider Gesichter in rötliches Licht, so wie einst in der Schmiede in Cunobelins Residenz. Sie saßen eine Weile schweigend da, testeten die Grenzen der Spannung zwischen ihnen. Es gab noch einen Dritten, der das Zeug dazu hatte, Venutios’ Nachfolger zu werden, doch keiner von ihnen hatte bisher ein Wort darüber gesagt; Caradoc war einer der beiden gewesen, die den Keiler erlegt hatten, und er konnte zweitausend Kriegerinnen und Krieger ebenso mühelos nach seinem Willen formen wie Gwyddhien. Airmid hatte das gewusst, als sie ihre Wette abschloss. Am fernen Horizont leuchtete der Träumerstern auf, doch er behielt seine Geheimnisse für sich.
    »Warum bist du zu mir gekommen?« Caradocs Stimme ertönte aus der Dunkelheit.
    »Um dir eine Frage zu stellen. Oder vielleicht auch, um eine Theorie zu überprüfen.« Breaca blickte ihn über das Feuer hinweg an. Er saß ganz ruhig da, aber mit einem wachsamen Ausdruck auf dem Gesicht, so als ob Breaca Teil der Kriegerprüfungen wäre. Sie sagte: »Ich habe irgendwie das Gefühl, dass die Jagd nicht das Auswahlverfahren ist, sondern dass Talla und der Ältestenrat schon längst darüber entschieden haben, wer Venutios’ Nachfolger

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