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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Dunkelheit zu marschieren und dann für die Nacht Rast einzulegen an einem Platz, den sie beide kannten.
    Das Tageslicht schwand winterlich rasch und entzog der Landschaft alle Farbe. Wolken von kleinen Stechmücken stiegen aus dem Unterholz auf, um ein Festgelage zu halten. Die Jäger rannten in einer langen Kolonne, so schnell, wie diejenigen, die gerade den schweren Keiler trugen, laufen konnten, und wechselten sich gegenseitig beim Tragen der Last ab, um ihr Tempo beibehalten zu können. Breaca lief ziemlich am Ende der Kolonne, als Fünfundzwanzigste in der Schlange, und hievte sich die Stange auf die Schultern, als sie mit Tragen an der Reihe war. Hail trottete hinter ihr her und leckte dabei das von dem Kadaver herabtropfende Blut auf.
    Gwyddhien führte sie um einen Sumpf herum, durch einen weiteren breiten Streifen Waldland, dann einen sanft ansteigenden Hang hinauf und über weitere Felsnasen, um schließlich auf der Kuppe eines niedrigen, von einem Krater gekrönten Hügels anzuhalten, in dessen Mitte ein stiller, klarer See lag. Auf ihre Anweisung hin teilten sie sich in Gruppen auf, um Holz für die Feuer zu sammeln und Farnkraut für ihr Nachtlager. Ardacos watete in den See hinein und fing mit seinem Speer Fische. Andere sammelten essbare Wurzeln. Venutios schnitt die Leber des Keilers, die sich nicht bis zum nächsten Tag halten würde, in schmale Scheiben und verteilte sie gerecht unter der Gruppe, so dass es ein richtiges Siegesmahl wurde. Später schwammen sie beim Schein der Feuer im See, um sich das Blut von der Jagd abzuwaschen und die letzten Insekten loszuwerden. Der Keiler, noch immer an der Tragestange festgebunden, wurde hoch zwischen zwei Felsen gehängt, außer Reichweite der Hunde.
    Es war keine Nacht zum Schlafen. Sie lagen in kleinen Gruppen beisammen und unterhielten sich im flackernden Schein der Feuer. Diejenigen, die Hunde mitgebracht hatten, kuschelten sich eng an ihre Tiere, um sich zu wärmen. Venutios zündete ein eigenes Feuer hoch oben auf der Felsspitze an. Die innere Ruhe, die er ausstrahlte, breitete sich wie ein dünner Schutzmantel über sie alle aus, so als ob seine Führerrolle bereits im Begriff wäre, auf jemand anderen überzugehen. Am Ufer des Sees wanderte Gwyddhien von Gruppe zu Gruppe, während sie jedes einzelne Mitglied für seine Taten an diesem Tag lobte und die Fäden der dreißig aufnahm, um sie noch fester miteinander zu verflechten. Ardacos marschierte allein am Rand des Wassers entlang, seinen Speer an seiner Schulter, unverändert wachsam.
    Breaca lag etwas abseits von den anderen, mit Hail neben sich, und starrte in den samtschwarzen Nachthimmel hinauf. Der Mond war noch nicht aufgegangen, und daher leuchteten die Sterne umso heller. Sie fand den Träumerstern, der tief über dem südlichen Horizont stand, und dachte an Macha und dann an Airmid, die Gwyddhiens Geliebte war und dennoch dagegen gewettet hatte, dass diese Venutios’ Nachfolgerin werden würde. Sie hatte sich allerdings geweigert, denjenigen zu benennen, der ihrer Ansicht nach der aussichtsreichste Kandidat war, und hatte nur so viel gesagt, dass es nicht Ardacos sei. Was Breaca zu jenem Zeitpunkt noch überrascht hatte, erschien ihr jetzt gar nicht mehr verwunderlich. Sie hatten die Wette am Abend abgeschlossen, unmittelbar bevor die dreißig ausgewählt worden waren; Airmid hatte offensichtlich schon den ganzen Tag über gewusst, dass am Morgen ein zusätzlicher Krieger in der Schule trainiert hatte. Bis zum Abend würde sie also Zeit genug gehabt haben, um mit Maroc die Hintergründe und Auswirkungen dieses Umstands zu erörtern.
    Breaca bedeutete Hail mit einem Stups, ihr zu folgen, und erhob sich von ihrem Feuer. Die dreißig lagen in einem weiten Halbkreis um das Ufer des Sees herum verteilt. Sie hatte nicht darauf geachtet, wo jeder Einzelne von den anderen die Nacht zu verbringen beschlossen hatte, aber sie konnte die Wichtigen unter ihnen mühelos finden; sie erkannte sie beinahe instinktiv oder an ihrer Silhouette, die sich gegen die Glut des Feuers abzeichnete: Cumal und Ardacos, Venutios und Gwyddhien - und Caradoc, der weit draußen auf der Westseite des Sees kampierte, allein. Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg um die Felsen am Rand des Wassers herum. Hail erkannte ihr Ziel bereits aus der Ferne und stürmte freudig wedelnd vorwärts und verdarb Breaca damit jede Chance, Caradoc zu überrumpeln. Sie hätte den Hund zurückrufen können, hätte dadurch aber die

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