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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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gerne verlieren«, erwiderte sie, »aber wenn er siegt, dann ist der gesamte Südosten in Gefahr. Er wird nicht am Fluss Halt machen, und wenn er die Residenz erobert hat, wird er als Nächstes gegen die Eceni vorgehen. Wir haben Land, Getreide und Pferde in einer solchen Fülle, wie er sie noch nirgendwo anders gesehen hat. Dieser Reichtum verliert nichts von seinem Wert, nur weil wir es vorziehen, keinen Handel mit Rom zu treiben und unsere Pferde und unser Getreide gegen römische Waren einzutauschen.«
    »Deshalb darf Amminios unter keinen Umständen siegen oder nach Rom entkommen. Die einzige Chance besteht darin, dass Togodubnos die Länder im Süden noch vor Amminios erreicht. Die dortigen Speerkämpfer haben meinem Vater den Treueeid geschworen. Solange sein Leichnam noch aufgebahrt ist und für drei Tage, nachdem sie ihn verbrannt haben, können sie nicht abschwören, so lautet das Gesetz. Danach...« Caradoc spreizte die Hände.
    »Würden sie Amminios Treue schwören?«
    »Die Atrebater sind ein sehr pragmatisches Volk. Sie sind damals ohne Skrupel von Berikos zu meinem Vater übergewechselt, weil noch eine Schuld zu begleichen war. Sie werden also ebenso mühelos wieder zur anderen Seite überwechseln. Ich glaube, sie werden jedem Treue schwören, der als Erster zu ihnen kommt und genügend Speerkämpfer mitbringt, um eine überzeugende Begründung zu liefern.«
    »Weiß Togodubnos das?«
    »Das können wir nur hoffen. Wenn er scheitert, dann wird der Südosten so schnell Feuer fangen wie ausgedörrte Kiefernzweige.«
    Caradoc setzte sich auf und bewegte seine Hände über dem Feuer, um Schattenbilder zu erzeugen, so wie die Sänger es taten, wenn sie Geschichten vortrugen. Kühne, scharf umrissene Gestalten glitten über das verschwommene Oval seines Gesichts und schlichen hinter anderen her. Da Breaca sich anstrengen musste, das Gesicht hinter den Schattenfiguren zu erkennen, sah sie nur Caradoc, nicht ihren Bruder. Er lächelte, und diesmal war es nicht Báns Lächeln. Seine Hände formten ein Schwert und einen Schild und bewegten sich in einer perfekten Imitation von Stoß und Parade hin und her. Leise sagte er: »Die Ältesten der Ordovizer sind an der Tag- und Nachtgleiche im Herbst zur Vollversammlung zusammengekommen. Ich habe ein Gesuch vor dem Rat eingereicht, und es wurde angenommen. Wenn im Osten ein Krieg ausbricht, habe ich die Erlaubnis, die Krieger der Streitaxt anzuführen, um die Länder meines Bruders zu verteidigen.«
    Es war genau das, was sein Vater gewollt hatte. Breaca enthielt sich jedoch jeden Kommentars. Stattdessen sagte sie: »Somit kehren wir wieder zu meiner ersten Frage zurück, und du hast sie gerade beantwortet. Du könntest die Ordovizer nicht in den Krieg führen, wenn du einen Eid darauf geleistet hättest, den ranghöchsten Krieger von Mona zu schützen.«
    »Nein.«
    »Und auch nicht, wenn du selbst ranghöchster Krieger von Mona wärst.«
    »Nein. Es sei denn, Mona und die Ordovizer wären eine Einheit, und das ist doch sehr unwahrscheinlich.«
    »Warum bist du dann hier?«
    »Ich weiß es nicht. Das müsstest du schon Maroc fragen.«
    »Maroc würde die gleiche Antwort geben, die er immer gibt: um den Willen der Götter zu erfahren, der sich vielleicht nicht unbedingt mit dem der Menschen deckt.«
    »Und schon gar nicht mit Marocs Willen, was immer das auch sein mag.«
    Hinter dem Schattenspiel konnte sie Caradocs ironisches Lächeln sehen, das so sehr dem Airmids glich. Marocs Pläne waren nur einigen wenigen bekannt, obwohl jeder sie durch bloßes Hinschauen erkennen konnte, und ebenso viele den Weitblick des Träumers würdigen konnten, der danach strebte, die Krieger von West und Ost zusammenzubringen und zu einer gewaltigen Streitmacht zu vereinen, um das Land gegen eine feindliche Invasion zu verteidigen. Breaca hatte dies in groben Zügen von Macha erfahren, bevor sie die Eceni-Länder verlassen hatte. Seit sie nach Mona gekommen war, hatte sie allmählich die Einzelheiten verstanden, und sie hatte begriffen, in welchem Maße der Träumer in Caradoc ein williges Werkzeug gefunden hatte. Caradoc war der Einzige, der Marocs Traum wahr machen könnte; der - wenn die Götter gnädig waren - eines Tages sogar noch weitaus mehr erreichen könnte. Caradoc würde die Stämme nicht vereinigen, um seinem Vater Macht zu verschaffen, aber er würde bis zum letzten Atemzug um eine solche Vereinigung kämpfen, wenn er dadurch Rom und seine Verbündeten zurückhalten

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