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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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seine Mutter ihm nicht gesagt. Er suchte im Geist nach Iccius, um ihn zu fragen, ob das wahr war, konnte ihn aber nicht finden. Die Stimme eines Fremden drang langsam wieder in sein Bewusstsein.
    »… Hört er nicht zu? Oder versteht er mich vielleicht nicht? Sagt mir, dass er Lateinisch spricht. Es reicht schon vollauf, dass Wir Barbaren in Unsere Streitkräfte aufnehmen. Ich dulde es nicht, wenn sie keine zivilisierte Sprache sprechen!«
    »Euer Majestät, er versteht...«
    »Ich spreche Lateinisch.« Bán hob den Kopf und blickte in das steinerne Gesicht von Galba, Kommandant der römischen Streitkräfte und Gouverneur von Obergermanien, dessen Augen von dem gleichen leuchtenden Blau waren wie die Mosaiken auf seinen Fußböden. Neben Galba schnaubte Gaius Julius Cäsar Germanicus, Kaiser von Rom und allen seinen Provinzen, durch schmale, zusammengekniffene Nasenlöcher und schnippte mit den Fingern. Bán ertappte sich dabei, wie er so automatisch wie ein Hund, der sich nach dem Pfiff seines Herrn umdreht, den Kopf nach dem Geräusch umwandte, so dass er, ob es nun erlaubt war oder nicht, in die finsteren, umwölkten Augen des Kaisers starrte.
    »Weiß, so, so. Was für ein überaus passender Name für einen, der so dunkel ist.« In der Stimme schwang Belustigung mit und noch sehr viel mehr. Die Augen und die Stimme und das leichte, amüsierte Lächeln sprachen alle eine unterschiedliche Sprache. Bán beobachtete die Augen mit ihrem Versprechen von Tod und Vernichtung und ließ die Stimme an sich vorbeirauschen. »Man hat mir gesagt, bei deinem Volk bist du ein Prinz und Thronfolger. Stimmt das?«
    Bán sah Corvus’ kaum merkliches Kopfnicken und antwortete: »Euer Majestät, das stimmt beinahe. Ich bin zwar Mitglied der königlichen Familie unseres Volkes, aber kein Thronfolger, denn meine Schwester war die Erstgeborene unseres Herrscherhauses.« Er hätte noch hinzufügen können: Früher einmal habe ich gedacht, ich würde ihrer Träumerin als Krieger dienen, aber das zu sagen hätte hier keinen Sinn gehabt. Stattdessen erklärte er: »Wir führen nicht den Titel eines Prinzen, so wie es in Rom üblich ist. Ich wäre ein Krieger im Kriegsheer meiner Schwester gewesen, und wenn ich Töchter hätte und die anderen Zweige der königlichen Familie aussterben sollten, würde eine von ihnen die Nachfolge meiner Schwester antreten.«
    »Ein Krieger. Was du nicht sagst!« Die Augen durchbohrten ihn förmlich. In ihren Tiefen lagen Schmerz und Leid, gepaart mit Mordlust. Bán konnte die Art dieses Schmerzes fühlen und auch den Druck hinter seinen eigenen Augen. Es hieß, dass dieser Mann einmal ein Held gewesen war, von seinem Volk geliebt und verehrt, bis ihn eine Krankheit befallen hatte und einen Tyrannen aus ihm gemacht hatte. Man konnte sich gut vorstellen, was ein solcher Schmerz wie dieser, wenn er beständig war, bei einem Menschen anrichten konnte, der ohnehin schon von zu viel Macht berauscht war.
    Seine Brauen waren goldblond, heller als sein Haar. Jetzt schossen sie mit geübter Präzision in die Höhe, rechtzeitige Warnung vor einem Stimmungsumschwung. Er leckte sich über die Lippen, so dass sie auffallend rot glänzten. Schockiert erkannte Bán, dass sie geschminkt waren. »Hast du dich in Schlachten hervorgetan und militärische Ehren erworben?«, wollte der Kaiser wissen.
    »Euer Majestät, ich habe bisher nur in einer einzigen Schlacht gekämpft, und auf dem Höhepunkt des Kampfes wurde ich... als Geisel genommen. Davor habe ich zwei Männer in einem fairen Kampf getötet, und meine Schwester war Zeugin. Wäre sie noch am Leben, würde sie das bestätigen können.«
    »Und du möchtest als Krieger für Rom kämpfen?«
    »Ja, Euer Majestät, das möchte ich. Es ist eine ehrenvolle Wahl.«
    Der Kaiser lachte. Den Bruchteil einer Sekunde danach stimmten Galba, Corvus und die anwesenden Schreiber in sein Lachen ein. Der Grieche - wenn das Gerücht stimmte, war er ein freigelassener Sklave, der einst Tiberius gedient hatte und dann von seinem Nachfolger übernommen worden war - beugte sich vor und flüsterte seinem Lehnsherrn etwas ins Ohr. Der Kaiser nickte und wedelte mit der Hand. Was immer der Grieche auch gesagt haben mochte, war schon längst entschieden, aber der Mann war ein Günstling, dessen Bemerkungen man nicht einfach abtun konnte, sondern mit dem der Kaiser zumindest in der Öffentlichkeit nachsichtig sein musste. Bán, der sich bereits für eine leere, seelenlose Hülle gehalten hatte,

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