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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Es lag daran, dass Corvus noch immer da war. Als der Präfekt voller Verzweiflung hinausging, beruhigte sich das Tier wieder etwas und ließ sich von Bán widerstandslos zu dem Aufsteigeblock zurückführen. Beim zweiten Versuch tänzelte der Hengst seitwärts und warf den Kopf hoch, nervös gemacht durch das Klirren von Civilis’ eisernem Kettenhemd. Er rollte mit den Augen, so dass das Weiße an den Rändern zu sehen war. Das rote Feuer des Zorns in ihrer Mitte loderte noch genauso hell wie eh und je. Bán sprach auf Eceni mit dem Tier, was zumindest ihn beruhigte, wenn auch nicht das Pferd. Beim dritten Versuch erlaubte der Hengst ihm schließlich, sich vorsichtig im Sattel niederzulassen.
    Nur wenig von ihm war jetzt noch im Reich der Lebenden verhaftet. Iccius ritt mit ihm; er saß auf dem graubraunen Stutenfohlen, und das war gut. Sie ritten Seite an Seite, jeder von ihnen genauso wirklich wie der andere. Die Aussicht auf den nahen Tod hielt sie zusammen.
    Corvus wartete bereits auf ihn. Neben ihm standen Rufus und Civilis, und, überraschenderweise, auch Perulla, der Zenturio. Bán ritt auf die Männer zu, während er Krähes Zügel locker in der Hand hielt. Seine Aufmerksamkeit war dabei voll und ganz auf das Pferd konzentriert, auf die Stellung seiner Ohren, den Rhythmus seines Gangs, auf das verräterische Anspannen der Schultermuskeln, das ihn rechtzeitig vor dem Bocken warnen würde.
    »Bán...« In Corvus’ Augen lag so viel Schmerz, wie Bán ihn noch bei keinem anderen Mann gesehen hatte. Der Präfekt strich sanft mit der Hand über Krähes Hals. »Du siehst gut aus«, sagte er. »Ihr seht beide gut aus.«
    »Danke.« Vielleicht stimmte das ja sogar. Der Hengst war zumindest äußerlich perfekt; sein Fell glänzte wie mit Öl polierter schwarzer Bernstein, durchzogen von blitzförmigen weißen Streifen, und die weiße Hälfte seines Kopfes leuchtete so hell wie Raureif im Licht des Mondes. Im Inneren des Tieres brannte jedoch ein zerstörerisches Feuer, so wie es schon von dem Moment an gewesen war, als Bán ihm in der Arena von Durocortorum begegnet war.
    Er trieb Krähe vorwärts, im Geist bereits auf der Straße, die ins Jenseits und in die Erlösung führte. Perulla hielt ihn auf.
    »Hier.« Der Zenturio reichte Bán eine Oblate aus Blei, dünn ausgewalzt und zu einem Quadrat zusammengefaltet. »Es ist eine Verwünschung«, erklärte er. »Ich habe dreimal seinen Namen daraufgeschrieben. Wenn du sie fallen lässt, wird er zu Boden gehen.«
    Perulla war immer der Erste gewesen, der sich über den Aberglauben unter seinen gallischen Rekruten lustig gemacht hatte. Jetzt war er zumindest so anständig, verlegen dreinzuschauen. Bán nahm die Oblate und drückte sie in seine Schildhand. Das Metall schmiegte sich in seine Handfläche und erwärmte sich langsam. Er deponierte den Speer für einen Moment auf seinen Knien und salutierte, so wie es sich gehörte, wenn man sich von einem höheren Offizier verabschiedete. »Danke«, sagte er. »Ich werde sie gut nutzen.«
    Danach traten die Männer zurück und ließen ihn weiterreiten.
    Vom anderen Ufer des Flusses hallte Trommelschlag herüber. Gaius hatte angeordnet, dass der Zweikampf auf dieser Seite des Flusses stattfinden sollte; römische Spiele auf germanischem Boden, Beweis dafür, dass die Chatti besiegt worden waren. Eine Kohorte von Batavern war bereits an Ort und Stelle und säumte die markierte Kampfarena.
    Drei Brücken überspannten das Wasser, und auf allen dreien standen Legionssoldaten Spalier. Ein Stück weiter flussabwärts hatte der Ubier bereits die letzte der drei Brücken überquert und ritt zwischen einer Ehrengarde seiner Kameraden hindurch, um zum Kampfplatz zu gelangen. An der oberen Brücke gesellte sich eine Abordnung von Corvus’ Kavallerieflügel zu Civilis’ batavischer Kohorte, um schweigend einen Korridor für Bán zu bilden. Die Haltung, in der sie dastanden, ließ Respekt erkennen, und das hatte er nicht erwartet. Er ließ den gescheckten Hengst im Schritt zwischen den beiden Mauern aus menschlichen Körpern entlanggehen. Die Männer verhielten sich ihm zuliebe still, da sie den Ruf seines Pferdes kannten. Doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Mit Krähe war nämlich eine Veränderung vorgegangen, während sie in Richtung Fluss ritten; seine Bewegungen waren geschmeidiger geworden, sein Gang elastischer und schwungvoller. Für genau das hier war er geboren worden, und ihn zu reiten war, als ob man einen Wolf ritte

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