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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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marschiert waren, wurden in bewaffneten Trupps von jeweils acht Männern ausgeschickt, um nach Feuerholz zu suchen. Die Zenturien am Schwanz der Kolonne machten sich unter der Aufsicht eines Pioniers an die Aufgabe, frische Latrinen auszuheben; der beißende Gestank der weiter vorn gelegenen Gruben wurde nur zum Teil vom Blutgeruch der Schlacht überdeckt. Die Kavallerie wurde angewiesen, ihre Pferde ausruhen zu lassen und weitere Befehle abzuwarten.
    Bán führte Krähe vorsichtig zwischen abgehackten Baumstümpfen hindurch, auf der Hut vor Fallen. Eine Strecke weiter vor ihm hielt Civilis seine Kohorte von Batavern bereit; nur jeder zweite Mann war zu Pferd, während die anderen zu Fuß gingen, um das vor ihnen liegende Gelände nach Fallgruben, Eisendornen und scharf geschliffenen Steinen durchzukämmen. Bán schlug einen Bogen um eine knietiefe Fallgrube, die mit weißen Knochensplittern markiert war. Als er sie aus der Nähe betrachtete, erkannte er, dass die Markierungen Bruchstücke eines Totenschädels waren, zerbrochen wie eine Eierschale; die Bataver hatten ihre tief verwurzelten Stammesbräuche nie aufgegeben.
    Civilis saß einige Schritte vor den anderen auf seinem Pferd und beobachtete den Fluss. Er ging barhäuptig nach Art seines Volkes, und auch seine Waffen hatten nur wenig Ähnlichkeit mit denen der Römer. Der Speer an seiner Schulter hätte auch einem Schmied der Eceni Ehre gemacht. Er sah Bán kommen und winkte ihn zu sich. »Wo ist Corvus?«
    »Bei den Standarten. Aulus Plautius hat eine Versammlung des Führungsstabs einberufen.«
    »Dieser Scheißkerl!« Der Germane machte eine Geste, die ihm Peitschenhiebe eingebracht hätte, hätte ein ranghöherer Offizier sie gesehen. »Er hat Rufus verloren, hast du schon davon gehört?«
    »Rufus ist tot? Wie ist denn das passiert?«
    »Er schickte ihn zu einem Überfall aus, aber völlig unzureichend bewaffnet und mit viel zu wenigen Männern.« Seine Stimme nahm einen näselnden, saft- und kraftlosen Ton an. »›Die Barbaren haben doch gar nicht den Mut für eine Schlacht. Beim Anblick einer echten Armee verstreuen sie vor Schreck ihre Ernte und rennen wie aufgescheuchte Hühner davon.‹« Er spuckte hasserfüllt aus, während sich seine Stimme wieder um eine Tonlage senkte. »Ignorantes lateinisches Schwein!«
    »Das tut mir Leid.« Bán drückte mitfühlend den Arm seines Freundes. Ein kleiner, verborgener Teil von ihm jubelte über die Niederlage Roms. Der größere Teil seines Ichs schreckte vor der Erinnerung an die Leichen der Atrebater zurück, die sie auf ihrem Marsch nach Norden am Wegesrand gefunden hatten. Alle waren Männer gewesen, die bekanntermaßen treu zu Berikos gestanden und als Spione unter den Trinovantern und ihren Verbündeten gearbeitet hatten; jeder Einzelne von ihnen war mit durchgeschnittener Kehle und dem eingeritzten Zeichen des Sonnenhunds auf seiner Brust gefunden worden.
    Bán, der Berikos als einen willensschwachen Verräter verachtet hatte, hatte nicht gewusst, dass er von den Trinovantern derart gehasst wurde. Und er hatte sich gefragt, wenn sie schon die Krieger, denen das Land gehörte, derart verstümmelten, was sie dann wohl erst mit den Galliern, Batavern und Römern tun würden, die doch überhaupt kein Recht hatten, einen Fuß auf diesen Grund und Boden zu setzen. Er stellte sich vor, wie qualvoll Rufus gestorben war, und bei dem Gedanken wurde ihm regelrecht übel.
    »Haben sie später seine Leiche gefunden?«, wollte er wissen.
    »An einem Baum aufgespießt, mit seinen Eiern im Mund und dem eingeritzten Teufelszeichen der Barbaren auf der Brust.« Civilis hatte geweint, man konnte es an seinen Augen sehen. »Die Idioten schickten eine halbe Kohorte in Gruppen von jeweils zehn oder zwanzig Männern aus, bevor sie endlich merkten, dass sie es mit mehr als nur einer Hand voll bewaffneter Fanatiker zu tun hatten.«
    »Jetzt werden sie es wissen.« Bán blickte über den Fluss hinweg. Eine unübersehbar große Schar von Kriegern kämpfte am Rand des Wassers oder nahm sich ein Stück weit hinter den Linien die Zeit, sich von jüngst stattgefundenen Gefechten auszuruhen. Umhänge in Farben, die Bán noch nie zuvor gesehen und deren Bedeutung er längst vergessen hatte, vermischten sich mit dem Weiß der Ordovizer, dem Eisengrau von Mona und dem verhassten Gelb der Trinovanter. Es versetzte ihm einen Stich, als er sah, dass die westliche Flanke jenseits des Eisengraus einheitlich blau war, von dem Blau des Himmels

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