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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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nach einem Regenguss. Ein jäher Schmerz schnürte ihm die Kehle zu und raubte ihm die Luft zum Atmen. Einen Moment später wallte plötzlich Hass in ihm auf, ausgelöst durch den Anblick eines Mannes mit weizenblondem Haar und einem vielfarbigen Umhang, der ein auffälliges braunes Pferd in den Fluss ritt und die anderen Farben hinter sich herzog.
    Civilis sah zu der Stelle hinüber, auf der Báns Blick geruht hatte. »Sie sind dein Volk?«, fragte er vorsichtig.
    »Ja. Diejenigen in Blau.« Bán beobachtete das Geschehen wie aus weiter Ferne. Die Welt war einen Schritt zurückgewichen. Zum ersten Mal seit Amminios’ Tod war Iccius ihm wieder nahe. Sein Vater stand ebenfalls ganz in seiner Nähe, lächelnd. Er konnte nur mit Schwierigkeiten durch beide hindurchsehen. Zu Civilis sagte er: »Die in den gelben Umhängen sind die Trinovanter, abgesehen von dem einen in dem bunten, flickenartigen Umhang. Das ist Caradoc. Der schwarzhaarige Riese in dem gelben Umhang mit dem Zeichen des Sonnenhunds auf seinem Schild ist Togodubnos. Wenn wir beide töten, haben wir den Trinovantern das schlagende Herz herausgerissen. Dann wird der Weg zur Residenz für uns frei sein.«
    »Gut. Dann sollten meiner Ansicht nach die batavischen Kavalleristen diejenigen sein, die das Rausreißen übernehmen. Wir haben mit den beiden dort noch eine Rechnung zu begleichen, und es wäre wirklich ein Jammer, wenn sie von jemand anderem getötet würden, ehe wir dort hinkämen.«
    Auf der anderen Seite des Flusses trieb Caradoc sein Pferd wieder aus dem Wasser und ritt am Ufer entlang. Bán verengte die Augen zu Schlitzen; er hatte gerade etwas gesehen, was er zuerst nicht glauben konnte, stellte dann aber fest, dass er sich nicht getäuscht hatte. Bedächtig sagte er: »Ich kann dir sagen, wer Rufus getötet hat. Caradoc reitet sein Pferd.«
    »Ich weiß. Er wird durch meinen Speer sterben, und sein Totenschädel wird meinen Gürtel schmücken, während seine Seele bei Rufus im Land der Götter weilt und ihm als Sklave dient.« Civilis hörte sich zu sehr wie die Chatti an. Er blickte über das Wasser und sog grüblerisch den Atem durch die Zähne ein. »Dieser Fluss da«, sagte er zu niemand Besonderem. »Würdest du sagen, er fließt langsamer als der Rhein? Oder eher schneller?«
     
    Die Großoffensive erfolgte am späten Nachmittag und wurde in klassischer Manier durchgeführt. Zwei Kohorten der Neunzehnten schlossen sich mit frischen, ausgeruhten Soldaten der Vierzehnten und Zwanzigsten am Flussufer zusammen und bemühten sich gemeinsam, die Furt zu erobern. In geschlossenen Reihen marschierten sie vorwärts durch das Wasser, ihre Schilde so eng miteinander verbunden, dass sie eine starre, unnachgiebige Linie bildeten. Krieger und Legionssoldaten fielen zu Dutzenden und wurden im Flussbett zu Tode getrampelt. Das Ufer auf der anderen Seite, schon längst zu einer rot gefleckten Schlammwüste aufgewühlt, begann in den Fluss abzurutschen.
    Die Krieger der Trinovanter trugen die volle Wucht des Angriffs, als sie sich in Wellen gegen den Fels von römischen Schilden warfen. Die Verteidiger hatten die beiden neuen Legionen gesehen und wussten, was sie bedeuteten. Es hatte ihren Mut aber nicht sichtlich beeinträchtigt. Als die Hörner neue Kohorten an die Front trieben, um die Linien bis zu dem tieferen Wasser weiter stromabwärts zu verlängern, führte Caradoc die gesamte Masse der Catuvellauner und sämtliche Krieger der östlichen Flanke in den Fluss, um die Kohorten aufzuhalten. Schlachthörner heulten schrill. Krieger brüllten ihre Schlachtrufe. Pferde und Hunde kämpften erbittert, um zu töten. Legionssoldaten schrien triumphierend oder voller Todesqual. Das Crescendo der Schlacht erreichte seinen Höhepunkt und hielt sich dort, schmerzhaft laut. Als der ohrenbetäubende Lärm nicht noch lauter werden konnte, als das Schmettern der Hörner völlig in dem Getöse unterging und Befehle einzig und allein durch das Schwenken der Standarten weitergegeben werden konnten, als jeder einzelne Krieger von Togodubnos’ Bündnisarmee im Fluss war, erteilte Aulus Plautius, Kommandant der Invasionstruppen, seinen nächsten Befehl.
    Die Bataver waren das Lynchkommando, genau wie sie gehofft hatten. Civilis hatte Verstärkung durch eine Frau von den Atrebatern bekommen, die ihn führen sollte. Bán war als Dolmetscher abgestellt worden. Es war sein erster Ausflug in die Schlacht für Rom, und Corvus war nicht in seiner Nähe. Er fühlte seine

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