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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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präsentierten ihnen den Rücken zum tödlichen Schlag. Civilis band einen Leinenstreifen um seinen Speerschaft und hob den Speer hoch über seinen Kopf. Bei dem Befehlsstand am gegenüberliegenden Flussufer wurde als Antwort auf sein Zeichen eine Standarte geschwenkt und zweimal nach Westen geneigt. Civilis winkte zur Bestätigung und wandte sich zu seinen Männern um. Das Signal brauchte nicht erst übersetzt zu werden; die beiden Legionen an der Furt waren im Begriff, ihren Kampf zu verlieren, aber die Zweite hatte den Fluss an einer Stelle weiter stromaufwärts überquert und formierte sich jetzt im Westen; es war die Pflicht der Bataver, die Aufmerksamkeit des Feindes so gut wie möglich von ihnen abzulenken.
    So lauteten die Befehle, aber die Bataver hatten sich mehr vorgenommen. Abgesehen von der Pflicht, die sie erfüllen mussten, hatten sie noch eine alte Rechnung mit Caradoc zu begleichen, doch der Mann ritt an der Spitze des Feindes, durch tausend oder noch mehr Krieger von den hinteren Linien getrennt. Ganz gleich, wie groß der Mut und die kämpferischen Fähigkeiten der Bataver auch sein mochten, wenn sie von hinten angriffen, würden sie ihre Beute niemals zu sehen bekommen. Sie brauchten also ein Mittel, um Caradoc von der Front wegzulocken. Civilis lächelte grimmig. Er gab die Handsignale, die sie verabredet hatten, und dann noch ein weiteres, das neu war. Grinsend schwenkten die Männer seiner Kohorte vom Flussufer fort und ritten in Richtung der Reservelinien des Feindes. Voller Entsetzen hielt Bán Civilis am Arm fest, als dieser an ihm vorbeireiten wollte.
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein!« Seine Worte gingen in dem Chaos unter. Der Bataver beugte sich zu ihm hinunter und schob seinen Mund dicht an sein Ohr.
    »Es ist zwingend notwendig. Wenn du es nicht verkraften kannst, dann reite wieder zurück. Wir brauchen dich nicht.«
    »Nein, ich bleibe. Aber ich werde das nicht mitmachen!«
    »Wie du willst.« Civilis war bereits verschwunden, galoppierte im gestreckten Galopp zu den Pferdereihen. Bán beobachtete den Bataver und seine Männer, bis das Abschlachten begann, dann - würgend vor Ekel und Abscheu - trieb er Krähe vorwärts, um sich der Nachhut der Kavallerietruppe anzuschließen. Er war gekommen, um feindliche Krieger zu töten, um den Tod seiner Angehörigen zu rächen; nichts auf der Welt würde ihn dazu bringen, seine Rachegelüste an den Pferden der Feinde auszulassen.
    Die Bataver hatten keine solchen Skrupel. Wenn ein Pferd verletzt ist, schreit es noch lauter als jeder Mensch. Vierzig Pferde, denen die Bataver die Sehnen durchgeschnitten, die Bäuche aufgeschlitzt und die Flanken bis auf die Knochen zerfetzt hatten, schrien derart laut, dass sie sogar noch den tosenden Lärm der Schlacht übertönten. Diejenigen Tiere, die nicht verwundet waren, brachen in Panik aus und zerrissen ihre Haltestricke. Einige trugen keine Fußfesseln und konnten daher fliehen. Die Übrigen brachen sich bei dem Versuch, das Gleiche zu tun, die Beine, und ihr schrilles, schmerzerfülltes Wiehern trug noch zu dem Lärm bei. Es wäre unmöglich gewesen, sie nicht zu hören, unmöglich gewesen, bei dem schrecklichen Geräusch keine Übelkeit in sich aufsteigen zu fühlen. Bán stützte sich schwach auf Krähes Hals und erbrach sich heftig auf den Boden. Selbst die Römer, die in den Linien kämpften, hielten inne, um zu horchen.
    Die Wirkung auf die Verteidiger war gewaltig. Zuerst nur einzeln oder zu zweit und dann zu Hunderten drehten sich die Truppen der Silurer, der Durotriger und schließlich auch Caradoc und seine Catuvellauner zu den Geräuschen des Abschlachtens um, die hinter ihren Linien ertönten. Sie zögerten, hin und her gerissen zwischen der Notwendigkeit, die Furt zu verteidigen, und der nicht minder dringenden Notwendigkeit, den heimtückischen Angriff zu beenden.
    Ein Schrei in einer anderen Tonart zerriss plötzlich die Luft. Unter den verletzten Pferden waren auch Stuten, und einige von ihnen waren trächtig. Ein batavischer Krieger galoppierte an der langen Reihe von Pferden entlang und schwenkte triumphierend seinen Speer über dem Kopf, auf dessen Spitze sich stumm ein ungeborenes Fohlen krümmte. Er hätte keinen größeren Schaden anrichten können, wenn das sterbende Tier ein Kind gewesen wäre. Nach Rache und Tod schreiend, kehrten die Krieger vierer Stämme und ein großer Keil der Trinovanter der Schlacht am Fluss den Rücken zu und hetzten ihre Schlachtrösser auf den

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