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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Revolten den neuen Amtsinhaber zu stürzen drohten, war Bán selbstzufrieden geworden, in dem irrigen Glauben, dass der Senat schwach war und niemals sein Herz an die Eroberung Britanniens hängen würde, da es ihm an dem visionären Weitblick und der treibenden Kraft eines Cäsars oder Alexanders fehlte. Im Frühsommer war jedoch plötzlich der Befehl gekommen, dass sich die Truppen zum Krieg versammeln sollten, und die fünfte Reiterstaffel war nach Osten geritten, um nördlich von Argentorate zur Legio Secunda Augusta zu stoßen, und dann waren die beiden Truppenverbände gemeinsam weiter die Küste hinauf zum Hafen von Juliobona gereist und zu den Kriegsschiffen, die still in der Flussmündung lagen und auf den endgültigen Befehl zum Auslaufen warteten.
    Es war eine lange Wartezeit gewesen. In den ersten Tagen war Bán mit Krähe durch den Wald zum Schrein von Cernunnos geritten, wo der Geweih tragende Gott der Gallier in Granit gemeißelt stand, um unter den Tieren des Waldes Hof zu halten. Bán hatte Brot und ein neues Messer mit einem Heft aus Hirschhorn mitgebracht und beides zu Füßen der steinernen Götterstatue hinterlassen, zusammen mit seiner Bitte um Führung. In dem Schweigen, das auf sein Bittgebet gefolgt war, hatte er befürchtet, dass Nemain ihn wegen seiner Doppelzüngigkeit verlassen hatte, und daraufhin hatte er eine Nacht allein unter dem Vollmond verbracht und sie angefleht, zu ihm zurückzukehren. Als sie nicht kam, hatte er eine Opfergabe zum Schrein von Jupiter Optimus Maximus, dem Gott der Soldaten, gebracht und auf einen ganzen Stapel von anderen gelegt. Er brachte dem Soldatengott kein Tieropfer dar - seine Götter würden es ihm nicht danken, wenn er das Blut eines anderen Lebewesens vergoss -, aber er ließ die Hälfte seines gesparten Wehrsolds zurück und brachte später auch noch den Großteil des Rests zum Wasser hinunter, um ihn Manannan, dem Gott des Meeres, zu opfern.
    Tagelang hallte seine eigene Stimme, von dumpfer Verzweiflung erfüllt, in den Wäldern wider, während er die Götter anflehte, ihm zu helfen und den richtigen Weg zu weisen. Doch er bekam keine Antwort. Corvus, der ihn am besten kannte, hatte keine anderen Antworten außer Pflichterfüllung und der Logik des Legionssoldaten. Er hatte eines Nachts davon gesprochen, als sie bei Wein und gebratenen Wachteln zusammensaßen. Der bronzene Horus, Hüter zahlloser Erinnerungen, blickte auf sie beide herab.
    »Du bist jetzt einer von uns«, sagte Corvus. »Du hast den Soldateneid abgelegt, der über alle anderen hinaus bindend ist. Wenn die Götter wirklich wollten, dass du diesen Eid brichst, hätten sie dich ihn überhaupt gar nicht erst ablegen lassen.«
    Bán hielt seinen Wein schräg, bis die Oberfläche zu einem Spiegel wurde, der das Licht der Lampen reflektierte. Der Kelch war aus grünem Glas. Kreisrunde Pfützen aus Licht waren von den grünlich funkelnden Wänden aus in die Dunkelheit geschwappt. Bán starrte blicklos ins Leere, seine Augen weit aufgerissen und unergründlich. »Würdest du gegen das Volk deiner Mutter kämpfen?«, fragte er schließlich.
    »Das habe ich sogar schon einmal getan - damals in Pannonien. Die Männer, gegen die wir damals kämpften, gehörten zum Volk meiner Großmutter. Jetzt sind sie unsere Verbündeten.«
    »Werden sich die Eceni jemals mit Rom verbünden?«
    »Wenn sie klug sind. Wenn du Cäsar liest, wirst du erfahren, dass es ein Anführer der Ceni Magni war, der ihm huldigte, als er mit seinen Truppen einmarschierte, und der mit der Gewährung von Handelsrechten dafür belohnt wurde. Wenn man es mit der Übersetzung nicht allzu genau nimmt, könnten die Eceni und die Ceni Magni ein und dasselbe Volk gewesen sein.«
    »Jetzt wird man ihnen ganz bestimmt keine Handelsrechte mehr anbieten. Der Kaiser hat Aulus Plautius das Gouverneursamt über ganz Britannien versprochen.«
    »So wie Galba früher Gouverneur von Obergermanien war. Das hat Civilis’ Volk aber nicht automatisch zu Sklaven gemacht, und auch die Chatti leben noch immer in Freiheit. Diese Dinge haben ihre Grenzen. Wenn die Eceni die Römer nicht bekämpfen, werden sie auch nicht versklavt, und ihre Länder werden nicht besetzt.«
    »Die Eceni werden aber kämpfen.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Sie sind voll und ganz von der Legende von Cassivellaunos und dem vielfarbigen Umhang durchdrungen. Wenn Togodubnos und sein Bruder die Stämme des Ostens zum Kampf gegen Rom aufrufen, werden die Eceni dem

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