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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ausrichten.«
    Einen Herzschlag lang wagte Bán zu hoffen. Doch wenn es eine Begnadigung wäre, hätte Breaca nicht erst so lange gewartet, um es ihm zu sagen. Sie schüttelte den Kopf, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. »Nein. Nicht das. Aber ich soll dir sagen, dass sie dir erlauben würden, mit im Rat zu sitzen, wenn du das gerne möchtest. Du könntest dabei sein, wenn der Trinovanter seine Frage vorbringt, und anschließend würdest du Gelegenheit zum Sprechen haben.« Sie lächelte trocken. »Es ist die größte Ehre, die sie dir erweisen können. Du würdest der Jüngste sein, der jemals als Mitglied im Ältestenrat sitzen durfte. Die Sänger würden es später in ihren Heldengeschichten über dich erzählen.« Sie spreizte die Hände. »Die Großmütter können nicht gegen die Gesetze handeln, aber sie tun, was in ihrer Macht steht, um es leichter für dich zu machen.«
    Es war zwar eine große Ehre, aber es machte die Sache kein bisschen besser. Sie wusste das ebenso gut wie er. Er erwiderte nichts. Nach einem Moment nickte Breaca. »Ich hatte ihnen schon gesagt, dass du wahrscheinlich lieber hier bleiben würdest, aber ich musste es dir zumindest anbieten. Wirst du das Feuer anzünden? Bitte? Du solltest die heutige Nacht nicht im Finstern verbringen.«
    Er spürte wieder einen dicken Kloß im Hals. Er sagte: »In Ordnung, ich werde ein Feuer anzünden. Dir zuliebe.«
    »Danke.« Sie umarmte ihn ein letztes Mal, so innig, als ob er in den Krieg ziehen würde. Als sie ihn wieder losließ, sagte sie: »Halt dich warm, kleiner Bruder. Ich werde vor morgen früh wieder zurück sein.« Sie eilte davon, ehe er erneut in Tränen ausbrechen konnte.
     
    Der Abend war warm und ungewöhnlich hell. Die Sonne versank endgültig hinter dem Horizont, aber das Licht blieb und dämpfte den Glanz der Sterne. Fledermäuse und nachtaktive Insekten schwirrten durch die anhaltende Dämmerung. Die Pferde grasten in der friedlichen Abendstille, während sie das Gras in Kreisen um die Stelle herum abweideten, wo Bán saß. Der größere Teil der Leute - diejenigen, die nicht an der Ratssitzung im Versammlungshaus teilnahmen - räumte die Marktstände und die Bänke, die Absperrseile und die Markierungssteine fort, um das Marktgelände wieder in das flache, freie Marschland zurückzuverwandeln, das es vor ihrer Ankunft gewesen war. Schließlich zündeten sie Feuer an und setzten sich im Kreis um die Flammen, um sich bis spät in die Nacht Geschichten zu erzählen. Nur die Ältesten und die Jüngsten schliefen.
    Auf dem Feld zündete auch Bán sein Feuer an und wurde prompt von Motten umschwirrt. Hail lag fest zusammengerollt neben ihm und träumte von Hasen. Die kleine graubraune Stute graste und trank ab und zu Milch von ihrer Mutter, und zwischendurch kam sie immer wieder zu Bán, um sich auf seine andere Seite zu legen und ihre Körperwärme mit ihm zu teilen. Er sprach leise mit ihr, erzählte ihr von den Sternbildern, die hoch über ihnen am Himmel erschienen: Orion und Schlange, Großer Bär, Otter und Speer. Das Stutenfohlen döste friedlich, während sein weiches Maul auf Báns Hüfte ruhte. Drüben im Versammlungshaus ertönte der gedämpfte Klang eines Horns, und erhobene Stimmen antworteten im Chor, um dann zu einem fernen Murmeln zu verhallen.
    Kurz danach hörte Bán Schritte, ein leises Schlurfen im Gras, das von einem grasenden Pferd hätte stammen können; aber dem war nicht so.
    »Darf ich mich zu dir setzen?« Der Tonfall war typisch für die Leute aus dem fernen Süden. Ein Mann hockte sich an Báns Feuer nieder und legte dann, ohne erneut um Erlaubnis zu bitten, ein Stück Holz in die Flammen. Das war Pech für Bán, denn es war nicht erlaubt, jemanden abzuweisen, der ein Feuer mit einem teilte. Bán sah auf den Kopf des Fohlens hinunter, der jetzt auf seinem Knie ruhte, und schwieg verärgert. Hail hob kurz den Kopf, um zu sehen, wer da gekommen war, unternahm jedoch keinen Versuch, den Fremden zu vertreiben.
    »Was für eine wundervolle Nacht.« Es war eine völlig belanglose Bemerkung, doch der Ton ließ Bán aufblicken. Der Mann war jung, nicht viel älter als Tagos, aber um einiges größer und schlaksiger, ähnlich wie ein langbeiniges Hengstfohlen, das eines Tages schwer und stämmig sein wird, aber noch nicht so recht in seinen Körper hineingewachsen ist. Das Haar des Fremden war schwarz und so eng gelockt wie ein Lammfell, und seine Nase, die zu groß war, um zum Rest von ihm zu passen, war

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