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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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kürzlich gebrochen gewesen und an der Bruchstelle schief zusammengewachsen. Die Wirkung war ausgesprochen komisch. Man konnte sich gut vorstellen, dass er, wäre er jünger und nicht so groß, deswegen oft verspottet würde. Dubornos zum Beispiel würde ihn seine schiefe Nase ganz sicherlich nicht vergessen lassen. Als Erwachsenen hob sie ihn jedoch aus der Masse der anderen hervor und machte sein Gesicht zu einem, an das man sich erinnern würde. Er hatte seinen Sonnen-Umhang abgelegt und trug stattdessen eine dunkle, schlichte Tunika und einen anderen Umhang aus ungefärbter Schafswolle, der ihn als Neutralen kennzeichnete, zu keinem Stamm zugehörig. In dieser Nacht war es vielleicht eine notwendige Täuschung. Oder vielleicht hatten die Ältesten es auch von ihm verlangt.
    Der Mann hielt seine Hände ans Feuer, um die Wärme auszukosten. Seine Anwesenheit war eine Beleidigung und zweifellos absichtlich. Wenn er blieb, würde Bán wohl oder übel gehen müssen. Er ließ seinen Blick über das Feld schweifen, auf der Suche nach anderen geeigneten Stellen, wo er sich niederlassen und ein neues Feuer anzünden konnte.
    »Wer ist Mandubracios?«
    Der Fremde ließ die Worte ganz beiläufig einfließen, zwischen dem einen Knistern des Feuers und dem nächsten, so dass Bán sich nicht sicher war, ob er sie überhaupt gehört hatte. Er blickte auf. Die Augen des Mannes ruhten auf seinem Gesicht. Sie waren braun, standen weit auseinander und waren ohne jeden Falsch. »Der Verräter Mandubracios«, sagte er abermals. »Ich habe noch nie von ihm gehört. Kannst du mir etwas über ihn erzählen?«
    »Ich bin kein Sänger.«
    »Ich weiß, aber ich habe dich ja auch nicht um ein Lied gebeten, sondern nur um die wesentlichen Punkte einer Geschichte. War er ein Eceni?«
    »Nein!«, rief Bán empört. Dass jemand so etwas auch nur denken konnte, war entsetzlich und trug noch zu der Beleidigung bei. »Er war Trinovanter. Er verriet Cassivellaunos an Cäsars Legionen. Er war schuld daran, dass sie den Hund Belin kreuzigten, der nach dem Sonnengott benannt worden war.«
    »Oh!« Der Fremde streckte den Arm aus und hielt Hail seine Hand hin, damit er sie beschnuppern konnte. Der Welpe hob schläfrig den Kopf, leckte die dargebotenen Fingerknöchel flüchtig und schlief dann sofort wieder ein. Der Mann streichelte ihn wie jemand, der Hunde liebte. Er sagte: »Ich kann verstehen, dass das eine schlimme Sache war.«
    »Es war sogar noch schlimmer als schlimm. Es war gegen die Götter und die Menschen.«
    In diesem Moment beschloss Bán, sich keinen anderen Platz zu suchen. Wenn der Fremde ihn unbedingt zum Reden bringen wollte, nun gut, dann würde er reden, ob seinem Zuhörer die Geschichte nun gefiel oder nicht. Er konnte zwar keine Schattenbilder mit seinen Händen malen, so wie Gunovic es getan hatte, aber er konnte die Geschichte lebendig und anschaulich erzählen und die Farben und die Gerüche und die Gefühle der Menschen schildern. Er begann ganz am Anfang und erzählte alles der Reihe nach. Als der Tod des Hundes kam, weinte er nicht, denn er wusste ja, dass das Tier hatte sterben müssen, aber die Art, wie die Züge des Fremden plötzlich erstarrten, verriet ihm, dass er die Geschichte gut erzählt hatte. »Aber die Götter haben ihren Preis dafür gefordert«, erklärte er. »Der Verräter wurde von den Träumern verflucht. Über sein Volk herrscht jetzt der Sonnenhund, der in direkter Linie von Cassivellaunos abstammt...« Und da der Fremde nur fragend die Brauen hochzog, ihn aber nicht unterbrach, fuhr Bán fort, ihm auch noch die Geschichte der drei Brüder zu erzählen: von Togodubnos, der schwach war und seinen Vater an seiner Stelle herrschen ließ, obwohl dieses Recht eigentlich ihm gebührte, da es durch die Linie seiner Mutter auf ihn vererbt worden war; von Amminios, der ehrlos war und sich die Haare aus den Nasenlöchern zupfte, um sich mit den Römern gut zu stellen; und von Caradoc, der das kämpferische Blut der Ordovizer in den Adern hatte und zum Krieger von drei verschiedenen Stämmen ernannt werden würde. Bán hatte eigentlich noch hinzufügen wollen, dass dieser Letztere ein Aufwiegler war und seinen Vater verabscheute, doch er erinnerte sich gerade noch rechtzeitig an Gunovics Warnung, dass der Sonnenhund Verrat äußerst übel nahm, und deshalb sagte er nichts davon. Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Er betrachtete Caradoc bereits als möglichen Verbündeten.
    Er beendete seine Geschichte, und

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