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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Hund.«
    Es war eine steinerne Speerspitze. Breaca wusste es schon in der Sekunde, als sie sie berührte. Obwohl die Oberfläche sich glatt und angenehm kühl anfühlte, gruben sich die scharfen Kanten sogleich in ihre Handfläche. Sie war von einer blassen Färbung, ähnlich dem Vollmond zur Erntezeit, und ihre Oberfläche reflektierte sanft den Schein des Feuers. Eigentlich hätte Breaca sich in diesem Augenblick auf ganz andere Dinge konzentrieren müssen, doch die Speerspitze zog ihren Blick geradezu magisch an und nahm ihre gesamte Aufmerksamkeit gefangen. Breaca verbarg sie in ihrer Hand, schloss damit das Licht aus, das auf sie fiel, und blickte die Großmutter an. »Ich dachte, die Gesetze...«
    »... besagten, dass du nichts Männliches bei dir tragen dürftest. Das weiß ich. Und darum haben wir uns gestern auch darüber beraten.« Die alte Frau nickte zu Macha hinüber, die hinter Breaca stand und darauf wartete, sie zu den Toren zu begleiten. »Aber es gibt Angelegenheiten, in denen die Gesetze nicht vollkommen unwandelbar sind. Die Gesetze existieren, damit sie die Schwachen schützen, jedoch nicht, damit sie die Starken knebeln. Wir glauben, dass du dies vielleicht brauchen könntest und dass du dann auch wissen wirst, was mit ihr zu tun ist. Nimm die Speerspitze mit und achte darauf, was sie dir erzählt. Lerne, was sie dich lehren kann.«
    Wieder zog sich Breacas Magen zu einem schmerzhaften Knoten der Furcht zusammen. »Aber was ist, wenn ich nichts höre, Großmutter? Was ist, wenn die Götter nicht zu mir sprechen?«
    »Hab etwas Geduld. Lausche. Sie werden sprechen.«
     
    Und Breaca lauschte. Sie hatte schon zuvor angestrengt gelauscht. Und sie lauschte auch jetzt. Doch die Götter hatten noch immer nicht gesprochen.
    Während der ersten Stunden in der Einsamkeit hatte sich Breaca noch darauf konzentriert, ihre Gebete zu sprechen, das Holz für das Feuer zu sammeln, das sie brauchte, um den Salbei zu verbrennen, und ihre Traumwerkzeuge in einem Kreis um die aufgeschichteten Zweige zu arrangieren. Wenig später nur, eingehüllt in das Fell einer Bärin, das indirekt das Abschiedsgeschenk ihres Vaters an sie gewesen war, war Breaca aber bereits nervös auf ihrem Platz hin und her gerutscht und hatte die spätsommerlichen trägen Mücken verflucht, die blutgierig über ihren ungeschützten Hautpartien sirrten. Dann hatte sie das Feuer entzündet und es mit feuchten Buchenzweigen belegt, deren gelblicher Rauch an ihren Wangen emporwirbelte und die gefräßigen Insekten auf Abstand hielt. Noch später, als sich die nächtliche Dunkelheit herabgesenkt hatte, war sie schließlich in den Schlaf hinübergeglitten, hatte damit aber auch das Feuer erlöschen lassen. Im Nachhinein verfluchte sie sich für diese Unachtsamkeit. Auch in ihren Träumen waren ihr lediglich die gleichen Bilder erschienen wie sonst auch: Männer mit Speeren und blutverschmierten Schwertern trachteten ihr und ihrer Mutter nach dem Leben. Sie waren also keine echten Visionen gewesen.
    Der zweite Tag dämmerte zögerlich herauf und brachte nur noch mehr Regen und einen alles verschleiernden Nebel mit sich. Breaca konnte ebenso wenig die Sonne aufgehen sehen, wie sie in der Nacht zuvor den Mond hatte aufsteigen sehen. Schließlich aber wurde das, was zuvor einfach nur schwarz gewesen war, etwas weniger schwarz und ging irgendwann in ein stumpfes, wogendes Grau über. Die Bäume, die sie zu beiden Seiten umgaben, verwandelten sich jetzt in Gespenster, in verschwommene, schattenhafte Gestalten, die drohend um sie herum aufragten und dann wieder aus ihrem Blickfeld verschwanden, geführt vom Kommen und Gehen der Nebelschwaden. Der Tag wurde zunehmend kälter, und der Regen riss tote Blätter mit sich herab, die an den Baumstämmen hinunterglitten, um sich schließlich in Breacas Unterschlupf aus zeltartig aufgeschichteten Ästen anzusammeln. Dem Regen folgte noch mehr Regen und durchtränkte das Bärenfell in einem Maße, bis es schließlich nach nassem Hund, ranzigem Bärentalg und nach Urin stank. Im Geiste ging Breaca bereits die Namen derer durch, die sich an ihre Fersen heften würden, wenn sie zwar ohne eine einzige Vision zum Frauenhaus zurückkehrte, dafür aber eine Wolke von Bärengestank hinter sich herzog, die sie, ganz gleich, wie gründlich sie sich wusch, den ganzen Winter nicht mehr loswerden würde. Sie verfluchte ihren Vater dafür, dass er ihr dieses Geschenk gemacht hatte, und sie hasste sich selbst dafür, dass sie es

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