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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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überzeugt, das gesamte Heer nach Süden in Marsch zu setzen und damit die Straßen im Norden wieder freizugeben.«
    »Was bedeutet das?«
    Marocia drückte ihr einen Brief Alberics in die Hand. Darin stand:
»Seine bischöfliche Gnaden Desiderius hat sich angeboten, Markgraf Berengar meine Entschuldigung zu überbringen. Euer wahnwitziges Unternehmen war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, Marocia. Gott will, dass Berengar König wird – und schickt uns die Ungläubigen auf den Hals.«
    »
Berengar gewinnt, und Marocia verliert«, flüsterte Marocia. »Die Koalition gegen ihn wird zerbrechen, wenn er erst einmal die Krone trägt. Ich gehe jede Wette ein: Es ist gewiss kein Zufall, dass die Sarazenen gerade jetzt angreifen. Irgendetwas muss sie animiert haben – oder irgendjemand. Und ich kann mir schon denken, wer dahinter steckt.«
    Damiane verstand nicht viel von den Wendungen und Windungen der Politik. Aber so viel war auch ihr klar: Bischof Desiderius stand wieder in Alberics Gunst; für die nächsten Jahre würde er den Ton im Herzogtum angeben und Marocia nur als Brandstifterin gelten.
    »Wenigstens werdet Ihr Fürst Lando wieder sehen, bei der Krönung«, tröstete Damiane und blieb noch, bis Marocia wieder eingeschlafen war. Sie streichelte ihr mitleidig über die Haare. Aber obwohl sie sich dafür hasste, schweiften ihre Gedanken immer wieder zu ihrer Liebe, zu Gratian, der nun zusammen mit den anderen triumphierte und bestimmt bald Bischof würde. Geschafft, dachte sie, und das Glück durchströmte ihren durstigen Körper wie ein großer Schluck kalten, doch auch bitteren Wassers.

    »Kyrie eleison«,
Herr, erbarme dich unser, intonierte ein hundertstimmiger Mönchschor von den Kanzeln, als Johannes die Petersbasilika betrat. Starr wie eine Statue verfolgte Marocia mit hundert weiteren Würdenträgern den feierlichen Einzug. Einige Schritte hinter dem Papst folgte Berengar in einem purpurnen Mantel mit goldbesticktem Kragen, aber selbst diese kostbare Kleidung verlieh ihm keine Würde. Haare und Bart, rötlich und grau, waren ungepflegt; seine Augen tänzelten misstrauisch hin und her, und sein Gang war derb, so als stapfe er über ein Schlachtfeld. Es fiel Marocia schwer, einen König in ihm zu sehen. Und doch trug er wenige Augenblicke später die goldene, edelsteinbesetzte Krone Italiens.
    »Wir geloben . . .«, begann die Eidesformel, mit der die sieben Landesherren die Treue schworen, den Beistand gegen Feinde, die Entrichtung von Steuern, alles das, was sie oder ihre Väter bereits Louis III. von Provence geschworen hatten, in derselben Kirche, vor vierzehn Jahren. Doch dass Louis noch lebte und der Eid vor Gott noch galt, schien niemanden zu interessieren. Marocia zog die Mundwinkel herunter, als Alberics Stimme am lautesten von allen tönte. Die anderen, die hier schworen, hatten wenigstens eine Entschuldigung für ihre Unterwerfung, ja, alle außer Alberic handelten aus Not oder Neigung. Salerno und Apulien waren fast wehrlos und von Kolonien des Imperiums eingekreist; der jugendliche Markgraf Guido von Toskana war noch unmündig und vollzog den Eid auf Wunsch der Regentin, seiner Mutter; und die neu ernannten Herrscher der Lombardei und Friauls, Ansgar und Berengar der Jüngere, waren Enkel König Berengars.
    Und Lando? Sie war eine Weile ärgerlich gewesen, weil auch er nachgegeben hatte, aber sein kleines Fürstentum stand im heftigen Kampf gegen die Ungläubigen und hätte einer Invasion durch Berengars Truppen nicht standhalten können. Es war nur geschickt von ihm gewesen, gerade noch rechtzeitig nachzugeben. Nach fünf Jahren, endlich, sah sie ihn wieder, und als er ihren Blick erwiderte, vergaß sie jeden Gedanken an die verhasste Zeremonie.
    Plötzlich jedoch schob sich Berengars dicker roter Kopf dazwischen. »Sieh an«, sagte er. »Die schöne und streitbare Herzogin.«
    Sie knickste stumm, wie es das Protokoll vorsah, aber ihre Augen funkelten von innerem Widerstand.
    »Erinnert Ihr Euch?«, fragte der König. »Vor einigen Jahren, nur wenige Schritte von diesem Platz, an dem wir stehen? Unsere Unterhaltung? Damals wurden wir jedoch«– er warf einen kurzen, ärgerlichen Blick zu Lando –»gestört.«
    Auch Marocia blickte zu Lando, als sie dem König antwortete: »Seid versichert, Euer Gnaden. Ich habe keinen Augenblick davon vergessen.«
    Berengars Hand bog Marocias Antlitz mit sanfter Gewalt wieder in seine Richtung. »Wie sehr sich manche Dinge ändern, findet Ihr

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