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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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ihr etwas zu gestehen.
    »Sag es nicht«, bat sie jedoch.
    »Warum nicht?«
    »Du weißt, warum.«
    »Nein«, sagte er. Er richtete sich etwas auf und spielte mit einer ihrer schwarzen Locken. »Wir träumen voneinander, erraten unsere Gedanken und sehnen uns nach den gleichen Dingen.«
    Wie anders dieser Mann war als alle, die sie bisher gekannt hatte. Doch die Vernunft hielt sie noch zurück. »Ich habe einen Mann und du eine Frau.«
    Er schüttelte sacht den Kopf. »Ist das wichtig? Wir wissen doch beide, was wir füreinander fühlen. Manchmal ist die ganze Welt gegen uns, lass uns nicht auch noch unser Inneres zu Feinden machen.«
    Sie liebte es, mit ihm zusammen zu sein, liebte seine sanfte Stimme, seine herrlichen Worte, seine Hoffnungen, liebte die Art, wie er durch ihr Haar strich und wie er sie berührte. Sie schloss die Augen, spürte, wie seine Lippen sich langsam und zärtlich an ihre tasteten, wie seine Hände ihren Körper maßen, als sei er kostbare Keramik. In diesem Moment der Leidenschaft war sie unsagbar glücklich, wie noch nie zuvor in ihrem Leben, und ihre Finger krallten sich in die Erde, als würde sie diesen Ort niemals wieder verlassen wollen. Hier, umgeben von Farben und Düften und dem Zirpen der Grillen erfuhr Marocia endlich, was es hieß, ganz und vollkommen zu lieben.
    Das helle Tageslicht war längst dem Grau nach der Dämmerung gewichen, als beide verstanden, was mit ihnen geschehen war.
    Er drückte sie fester an seine Brust, sog den cremigen Duft ihrer Haut ein. »Wir müssen beide zurück«, sagte er sanft. »Irgendwann. Gleich.«
    »Wie können wir nach dem, was wir eben erlebt haben, wieder in unser Leben zurückkehren, Lando? Wer kann so etwas aushalten?«
    »Wir können es, weil wir stark sind. Und weil es keine andere Möglichkeit gibt. Und«, fügte er mit einer übertrieben grimmigen Grimasse hinzu, »weil ich dich so lange kitzeln und jagen werde, bis du froh bist zurückzukehren.«
    Sie lächelte. »Niemals.«
    »Dann warte ab.« Seine Hände krabbelten auf ihrer Taille herum, bis sie aufsprang und davonlief. Er rannte hinter ihr her, barfußüber den weichen Boden, um die Schattenrisse der Rhododendronbüsche und Pinienstämme. Immer lauter lachten sie, glücklich und verzweifelt, bis die Luft davon erfüllt war.

    Johannes saß bleich auf seinem Thronsessel und starrte die Stufen hinunter zu Desiderius. »Das . . . das kann nicht sein«, stammelte er. »Du musst dich irren.«
    Desiderius verbeugte sich leicht. »Es steht Euch frei, Heiligkeit, das anzunehmen. Doch meine Spione haben Augen wie Falken und Ohren wie Luchse. Der Fürst und die Herzogin haben sich definitiv bis in die Dämmerung vergnügt.«
    Johannes’ Arme zerrten an den Lehnen des Thronsessels, als wollten sie sie herausreißen, und Tränen rannen über sein bebendes Gesicht. »Er hat sie verführt«, zischte Johannes zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Sie ist auf ihn hereingefallen.«
    Mit der Miene einer kummervollen Mutter sagte Desiderius: »Das nehme ich auch an, Heiligkeit.«
    Johannes’ Faust sauste auf sein Knie. »Das wird Lando bereuen. Dafür muss er zahlen.«
    Desiderius atmete tief durch. In seinen Augen war der Papst ein Trottel, doch genau dieser Umstand kam ihm mehr als gelegen. Johannes war viel zu feige, um selbst zu handeln, er brauchte stets Berater und Helfer, die aus den Worten auch Taten zu schmieden verstanden. Bisher nur niederer Gehilfe, machte die neue Situation Desiderius zu einer wichtigen Stütze des schwachen Johannes. Sein gerade erst erworbener Titel eines Erzbischofs von Ravenna wäre dann nur ein Meilenstein zu weit Höherem.
    »Ich hätte da auch schon einen Plan«, bot er an. »Das Schöne an ihm ist, dass Eure Rache an Lando derart gut darin verpackt ist, dass niemand sie erkennen wird. Im Gegenteil, Heiligkeit, der König und die Senatrix werden Euch sogar dankbar dafür sein.«

    In dem Moment, als Marocia davon hörte, dass Johannes einen vereinten Feldzug gegen die Sarazenen angeregt hatte, bekam sie ein ungutes Gefühl. Die Ungläubigen hatten sich längst aus Spoleto zurückgezogen und wüteten nur noch in Capua-Benevent, und das dürfte weder Johannes noch Berengar betrüblich stimmen. Sie witterte eine Schurkerei, zumal Lando bereits wieder zur Verteidigung seines Landes abgereist und deshalb an den anstehenden Beratungen nicht beteiligt war, ja vermutlich noch nicht einmal davon wusste.
    Kurzerhand entschloss sie sich, an dem Kriegsrat

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