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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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es, wenn er . . .
    Eine Möwe ließ sich nur zwei Schritte von ihm entfernt auf einer Zinne nieder und riss ihn aus seiner Grübelei.
    »Dann hat sie gewonnen!«, rief er Constanza von Atri hinterher.
    Sie drehte sich langsam um. »Wer?«
    »Eure Schwiegertochter.«
    »Was hat sie damit zu tun?«
    »Nun, sie hat den Herzog auf ihre Seite gezogen.«
    »Er hat schon wieder auf
sie
gehört?«, fragte Constanza.
    »Und wenn Alberic und das ganze Land – wie Ihr so treffend bemerktet – zur Hölle gefahren sind, dann kann sie in aller Ruhe in ihr geliebtes Rom zurückkehren und sich in die hohle Hand lachen. Helft Ihr mir nicht, dann tut Ihr Marocia den größten Gefallen.«
    »Dieses Miststück.« Constanza kniff die Lippen zusammen und humpelte auf Desiderius zu. Den Arm der Dienerin, die ihr helfen wollte, schüttelte sie barsch ab und schleuderte den Kelch zu der Zinne, auf der die Möwe saß. Schreiend schwang sich der Vogel in die Lüfte. »Es wird die letzte Freude meines Lebens sein, die Hure scheitern zu sehen. Was wollt Ihr, dass ich tue?«
    Desiderius hielt der unmittelbaren körperlichen Nähe der Aussätzigen stand und zwang sich zur Gelassenheit. »Ihr müsst mir Geld geben, Durchlaucht. Unverschämt viel Geld.«
    »So soll es sogleich geschehen«, keifte sie und humpelte zurück ins Innere der Burg. Desiderius gab seinem Diakon ein Zeichen, dass er Constanza folgen solle. Widerwillig kam Gratian dieser Aufforderung nach.
    Desiderius blieb noch eine Weile auf der Plattform und blickte auf die unendliche Wasserfläche hinaus, von der ihm gesagt worden war, sie würde eines Tages sein Tod sein.

    Marschall Agipert wusste nicht, ob er sich über die Mission freuen sollte, die ihm der Bischof anvertraut hatte, oder ob sie nicht vielmehr ärgerlich war. Auf dem Ritt nach Süden gab es Tage, an denen er den aufgeblähten Stolz verspürte, dass er allein den Mut und damit die Fähigkeit besaß, das bevorstehende Unterfangen zu riskieren, wohingegen Desiderius und dieser plumpe Diakon lächerliche Hasenfüße waren. An anderen Tagen jedoch fühlte er sich vom Bischof benutzt, und er glaubte dann, dass die kommende Aufgabe unter seiner Würde war – schließlich war er Soldat, kein Kaufmann. So ein Tag war heute.
    Agipert brachte seinen Schimmel zum Stehen und richtete sich im Sattel auf. Am Horizont ragten mächtige Holztürme aus den hügeligen Wiesen der Campagna empor; zuerst sah er vier, dann sechs, am Ende waren es zwölf. Das war er nun also, der Stützpunkt der Sarazenen. Bei seinem Anblick zogen Agiperts Mundwinkel sich noch weiter nach unten.
    »Ungläubige Hunde«, fluchte er und spuckte in das hohe Gras unter ihm.
    Kein Christ, dachte er, konnte dieses Pack mögen, aber ebenso wenig konnte man bisher etwas gegen sie tun. Vor einem halben Jahrhundert waren die Sarazenen in diesem Gebiet zwischen dem Fürstentum Capua und dem Patrimonium gelandet. Zuvor hatten sie bereits Sizilien, Sardinien und den Süden Kalabriens besetzt, aber im Grunde war dieses arabische Volk keine Einheit, denn jedes besetzte Gebiet wurde von einem anderen Emir regiert. Da alle Versuche, sie zurückzuschlagen, gescheitert waren, arrangierte man sich, zahlte ihnen jährliche
parias,
ungeliebte Tribute, und trieb regen Handel mit ihnen: Sie verkauften heidnische Sklaven an die Christen, die Christen gaben ihnen dafür Schafherden. Wenn alles klappte, dachte Agipert und brummte in seinen Bart, würde sich das bald ändern.
    Er blickte zurück. Vier Soldaten – seine besten und ergebensten Männer – umringten einen Wagen, dessen Inhalt mit einer Plane überdeckt war. »Wenn ich bis zum Abend nicht zurück sein sollte, fahrt ihr wieder ins Herzogtum zurück, verstanden?«
    Er gab seinem Pferd einen Tritt und galoppierte zur Holzfestung der Sarazenen.
    Als er durch das Tor ritt, musste er zugeben, beeindruckt zu sein. Die großflächige Kolonie der Sarazenen war unter Ausnutzung aller Gegebenheiten der Natur hervorragend gesichert, ihre Lage machte sie nahezu uneinnehmbar. Der Norden wurde durch den steinigen, kaum passierbaren Mons Argentus geschützt, der mehrere hundert Meter hoch war. Im Süden hingegen strömte behäbig der tiefe und breite Garigliano seine letzten Meilen bis ins Tyrrhenische Meer, und dieses wiederum machte die Sarazenen von hinten unangreifbar.
    Vermutlich verriet Agipert durch die ständigen Blicke nach rechts und links seine Bewunderung für diese strategische Konzeption, denn nach der Begrüßung durch den

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