Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste
. .«
Ein knapper Blick des um zwanzig Jahre jüngeren Mannes reichte, um Pandulf zum Schweigen zu bringen.
Eine weitere Weile verging, in der sich Pandulf erheblich langweilte, ehe Crescentius wieder sprach. Sachlich, fast monoton sagte er: »Angenommen, der Attentäter, den du ohne mein Wissen angeheuert hast, hat versagt.«
»Das kann ich nicht glauben«, unterbrach ihn Pandulf, biss sich dann aber sofort auf die Lippen. Bloß Crescentius nicht weiter reizen.
»Dein Mann ist noch immer nicht erschienen, hast du mir gesagt. Die Tat wollte er jedoch schon kurz nach Einbruch der Dunkelheit begehen. Wenn also Lando überlebt hat, werden er und meine Mutter mich dahinter vermuten und verhaften. In eine schöne Lage hast du mich da gebracht.«
Pandulf biss sich erneut auf die Lippe und senkte den Kopf.
»Ich habe demzufolge nur eine einzige Möglichkeit«, sagte Crescentius. »Ich muss alles riskieren, schon morgen.«
Die beiden Männer berieten die ganze Nacht über einen Plan. Erst als die Sonne aufging, erhoben sie sich, um ihn in die Tat umzusetzen. Eines aber hatte Pandulf auch da noch immer nicht verstanden. Warum, um alles in der Welt, schonte Crescentius so auffällig das Leben seiner Mutter und ihres geliebten Gemahls, wo er doch immer und immer wieder beteuerte, wie sehr er sie hasste?
Als Lando erwachte, sah er als Erstes den nachtblauen Stoff des Baldachins über sich, der zu seinem und Marocias gemeinsamem Bett gehörte. Im nächsten Moment schob sich von der einen Seite das Gesicht Marocias in sein Blickfeld, von der anderen jenes Suidgers von Selz. Damit war ihm klar, dass er nicht gestorben war.
»Was . . .?« Er stockte, denn der Kopf brummte, und der Mund war trocken wie altes Pergament.
»Du hast tagelang im Fieber gelegen«, erklärte Marocia mit Engelsstimme. »Und du hast eine Stichwunde am Oberschenkel. Aber du hast es nun überstanden.«
Alles fiel ihm wieder ein. Der Überfall, wie er den Mann mit dem Schwert niederstreckte und sich von seinem Pferd in die Engelsburg tragen ließ, wie er mitten im Hof vom Pferd glitt und von überall aufgeregte Rufe an ihn drangen. Dann nichts mehr.
»Ein Räuber oder ein gedungener Mörder«, sagte er unter Schmerzen, denn sein Rachen fühlte sich an, als ob zwei Kettenhemden aneinander rieben.
Suidger nickte. »Wohl eher das Zweite. Die neuesten Entwicklungen lassen jedenfalls darauf schließen.«
Marocia gab Suidger ein beschwichtigendes Zeichen und hielt Lando eine Holzschale vor den Mund. »Trink das«, bat sie. Er nahm einen Schluck, zog eine Grimasse und schluckte das Gebräu widerwillig hinunter. »Holunderblütentee gegen dein Fieber«, erklärte Marocia. »Selbst gepflückt von den Büschen auf der Terrasse.«
»Kaum zu glauben, dass solch zarte Hände etwas derart Grauenhaftes hervorbringen können«, stöhnte er.
»Er schimpft bereits wieder«, sagte sie mit einem ironischen Blick zu Suidger. »Dann geht es ihm bald besser.«
»Und ob«, brummte Lando. »Ich werde herausfinden, wer hinter diesem feigen . . . Moment, ihr beide wisst doch, wer der Hintermann war. Ich sehe es doch in deinem Gesicht. Meine Katze, du siehst aus wie eine Katze, die gerade etwas Verbotenes getan hat.«
»Du musst mir versprechen, ruhig zu bleiben«, bat Marocia.
»Den Teufel werde ich. Wenn du mir nicht sofort sagst, was passiert ist, lege ich dich übers Knie.«
Sie schmunzelte.
»Alles leere Versprechungen«, scherzte Marocia, aber sie wurde schnell wieder ernst. Dann nickte sie Suidger zu.
»Crescentius«, begann der Geistliche, »ist mit einem Söldnerheer in Euer Fürstentum eingefallen, Durchlaucht. Als Vorwand benutzt er einen uralten und schon vergessenen Grenzkonflikt zwischen Capua und dem Patrimonium. Er hat den Überraschungsmoment ausgenutzt und einige kleine Städte und Festen eingenommen. Die letzten Nachrichten besagten, Euer Sohn ziehe ihm nun entgegen.«
Lando nahm diese Neuigkeiten ohne sichtbare Regung zur Kenntnis. Marocias Sohn und sein eigener würden zum Kampf aufeinander treffen, ja, vielleicht geschah es gerade in diesem Augenblick, während er hier im Bett lag und Holunderblütentee trank. Er kippte den warmen Trunk, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, vollständig hinunter und sagte, wie zu erwarten gewesen war: »Ich breche noch in dieser Stunde nach Capua auf.«
In ganz Süditalien herrschte aufgrund des Konflikts in den folgenden Wochen großes Durcheinander, aber den Spielern selbst erging es kaum anders. Jeder
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