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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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der Kontrahenten, Crescentius und Marocia, hielt einen Vorteil, und doch sah sich auch jeder ins Schach gesetzt.
    Kaum war Lando aus Rom abgereist, da ging Crescentius’ Kalkül auf: Pandulf übernahm das Kommando und offenbarte gleich darauf, wessen Parteigänger er war. Er riegelte Octavian von seiner Umwelt ab. Marocia wurde mehrfach abgewiesen, als sie den Versuch unternahm, mit ihrem Enkel zu sprechen. Suidger von Selz sah sich sogar verfolgt und entging nur durch eine Flucht in die Engelsburg der Verhaftung durch Pandulfs Milizen. Rom war nur noch de jure, aber nicht länger de facto in Marocias Hand.
    Andererseits befand sich auch Crescentius schnell in einer misslichen Lage. Eigentlich war sein Angriff nur als Ablenkungsmanöver geplant gewesen, um Lando aus Rom zu locken. Dann aber schienen die Gegner eine unerwartete Schwäche zu zeigen, die ihn, den unerfahrenen, selbst ernannten Feldherrn, weiter in Capuas Ländereien hineinlockte. Als er sich weit genug vorgewagt hatte, fielen die Capuaner mächtig in die Flanken seiner Truppen und umzingelten sie. Der Rückweg war abgeschnitten. Im Oktober des Jahres 959 saß er endgültig mit seiner von Berengar bezahlten Söldnerschar auf einigen capuanischen Burgen belagert fest. Und dann zog Lando mit einem Teil seines Heeres auch noch vor die Ewige Stadt. Rom musste seine Tore schließen. So war die Lage, als der erste Schnee fiel, und so war sie noch, als die Frühlingssonne den letzten taute. »Patt«, brachte Marocia es auf den Punkt.

42
    »Na, wie sehe ich aus?«, fragte Marocia und drehte sich wie eine Braut vor Blanca und Suidger. Sie trug ein dunkelblaues, fast schwarz schimmerndes Gewand und darüber einen weißen Umhang. Stirn und Haare wurden von einem ebenso weißen Kopfschleier bedeckt.
    »Wie die Nonne eines unbekannten Ordens, der ein striktes Schweigegelübde einhält«, antwortete Blanca.
    »Oh, ich werde heute alles andere als schweigen. Verlass dich darauf.«
    Die Engelsburg wurde von den Patrouillen der Miliz zwar aufmerksam beäugt, stand jedoch nicht unter Belagerung. So gelang es Marocia sowie ihren ebenso verhüllten Begleitern Suidger und Blanca, unentdeckt in den römischen Straßen zu verschwinden. Sie mussten nicht weit laufen. Nach ein paar hundert Schritten betraten sie, unerkannt von Pandulfs Milizionären, die Petersbasilika, wo Octavian an diesem Tag die Ostermesse zelebrierte.
    Das Gotteshaus war angefüllt mit den Edlen Roms, und jeder wartete neugierig auf das, was der jugendliche Pontifex über den Krieg und insbesondere über die Belagerung zu sagen hatte. Niemand bemerkte, dass unmittelbar neben ihnen die entmachtete Senatrix stand. Bis hierhin war alles gut gegangen, doch der riskanteste Teil ihres Planes stand ihr erst noch bevor.
    Marocia wartete die wichtigen liturgischen Handlungen ab. Erst als Octavian seine Predigt hielt, ging sie unumwunden auf ihren Enkel am Altar zu. Dort, vor allen Leuten, vor den Diakonen, Äbten, den
praetores
und
magistrates
, konnten die Bewacher es nicht wagen, Großmutter und Enkel, Senatrix und Papst, auseinander zu zerren. Pandulf zog ein langes Gesicht und stampfte mit dem Fuß auf, denn er konnte das Gespräch, das laut Crescentius nie stattfinden durfte, in diesem Moment nicht verhindern. Aber, verdammt, er würde dieses unverschämte Weib noch heute niederstrecken.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte Marocia unter dem aufgeregten Gemurmel der Ostergemeinde. Man war ja einiges von der exzentrischen Senatrix gewöhnt, aber das . . .
    Auch Octavian war völlig entgeistert. In seiner Naivität hatte er überhaupt nicht mitbekommen, dass er bislang abgeriegelt worden war, und er fragte sich, warum seine Großmutter ihn nicht zu einem anderen Zeitpunkt aufsuchte. »Jetzt?«, rief er. »Hier?«
    Marocia hatte sich vorgenommen, die einzige Sprache zu wählen, die Octavian rasch verstand: die energische. »Du Narr!«, rief sie, so dass es im ganzen Kirchenschiff widerhallte. »Die Wachhunde deines Lieblingsonkels halten mich mit aller Macht von dir fern, und was ich zu sagen habe, duldet keinen Aufschub.«
    Octavian plusterte sich in einem kurzen Anfall von Courage auf und versuchte Marocias Vorstoß abzuwehren. »Falls es um Capua geht, so hat Crescentius mir vor seinem Abmarsch sehr einleuchtend die Gründe dargelegt, die . . .«
    »Einleuchtend!«, unterbrach sie ihn ebenso laut wie ruppig. »Er könnte behaupten, er sei der zweite Messias, und du würdest ihm das abnehmen.«
    »Capua hat . .

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