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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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von einer Orgie der Lust, wie damals das Räucherwerk in den lateranischen Gärten, sondern von einer Orgie des Hasses. An der Position einer der Rauchsäulen erkannte Marocia sofort, dass ihre alte Villa auf der Isola Tiberina in Flammen stand, außerdem das deutsche Kaufmannsviertel und die Gebäude der Miliz.
    »Unsere Getreuen halten die zwei nordöstlichen Stadtviertel«, berichtete Lando, »aber auch die nicht mehr lange. Sie sind zu wenige, um gegen halb Rom anzukommen. Der Mob ist völlig entfesselt. Ich fürchte sogar, dass Crescentius selbst sie nicht mehr unter Kontrolle hat.« Er machte eine Pause und fügte dann sanft hinzu: »Immerhin, Blanca, Paulina, Cecile und Suidger, sie alle konnten rechtzeitig hierher gelangen. Vorerst sind wir sicher, aber wir sitzen fest.«
    »Der Kaiser . . . Wann . . .?«
    Lando schüttelte betrübt den Kopf. »Das kann Wochen dauern, meine Katze, und ich fürchte, Berengar von Ivrea steckt mit Crescentius im Bunde. Er wird Otto aufhalten wollen.«
    »Kann Priscian nicht . . .«
    Lando trat einen Schritt näher an Marocia heran und strich ihr tröstend über die Haare. »Capua gehört nicht zum Reichsgebiet, schon vergessen? Außerdem müssen wir davon ausgehen, dass die Byzantiner bald vorrücken. Kundschafter melden die Sammlung eines Heeres in Bari und . . .«
    Lando bemerkte erschrocken, dass Marocia leicht taumelte. Er griff ihr unter die Arme und brachte sie zu einem Sessel. Zum ersten Mal erlebte er sie körperlich schwach, sie, die in ihrem Alter noch aufrecht ging und den Stock nur als Dekoration gebrauchte, die kaum einmal hustete und keinen Tag ohne längeren Spaziergang verstreichen ließ. Gegen sie war er ein Wrack.
    Lando brachte ihr einen Becher Wasser, den sie in einem Zug leerte und der wie ein Zaubertrank wirkte. Schnell straffte sie ihren Rücken, und dann donnerte die Faust auf die Lehne.
    »Diese Narren!«, rief sie. Lando wusste, dass ihr Ausruf nicht den Römern galt, die sich zu diesem Aufstand hatten verführen lassen, sondern ihrem Sohn und Enkelsohn. »Ich hätte besser aufpassen müssen, hätte den armen Jungen mehr . . .«
    »Es ist nicht deine Schuld«, schnitt Lando ihr fast ärgerlich das Wort ab. »Du kannst deine Augen und Ohren nicht überall haben. Octavian und Crescentius sind alt genug, um zu wissen, was sie tun.«
    »Sie werden sterben, nicht wahr?«
    Lando senkte den Kopf, denn er konnte die Trauer in Marocias Miene kaum ertragen. »Was ich jetzt sage, klingt hart, Marocia, aber es wäre wirklich besser, es würde so kommen.«
    Das Blut schoss ihr in den Kopf. »Wie kannst du so etwas sagen, Lando? Nach allem, was ich für deinen Sohn getan habe, wünschst du meinem den Tod an den Hals.«
    »Du weißt sehr gut, wie ich das gemeint habe.«
    »Nein, keineswegs.«
    Der Streit wurde durch eine heftige Erschütterung jäh unterbrochen, und gleich danach von einer weiteren. Lando und Marocia tauschten einen beredten Blick. Dann sagte er: »Katapulte.«
    Und in diesem Wort schwang der ganze bittere Ernst der Situation mit. Ohne ein weiteres Wort griff Lando nach seinem Schwert und schritt entschlossen aus dem Raum.

    Marocia saß in der Kapelle der Engelsburg, dem einzigen Ort, der momentan sicher vor dem Beschuss war, stützte ihr Kinn auf die Fingerspitzen und vertiefte sich in die Darstellung der Hochzeit von Kanaan. Ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Wie herrlich war jener Tag gewesen, Landos Überraschung, die Kerzen, das einsame Flötenspiel, Octavians Mitarbeit an diesem Kunstwerk, das Gelächter von Freunden und Familie . . .
    Das Lächeln erstarb. Heute waren sie wieder versammelt, aber was für ein Unterschied zu damals! Paulina und Cecile kauerten in einer Ecke. Marocia hatte immer gehofft, dass ihnen der Anblick von Kämpfen erspart bliebe, und sie nun derart verängstigt zu sehen, tat ihr weh. Blanca lenkte sich mit dem Zuschneiden von Verbänden ab; wie immer war sie ein Fels der Geduld und Gelassenheit. Der einzige Mann unter ihnen war Suidger, die Bediensteten waren längst allesamt geflohen, und die Soldaten kämpften, angeführt von Lando, auf den Mauern der Burg.
    Eine Gruppe erschöpfter Kämpfer brachte Aufregung und Abwechslung in das stundenlange Warten. Einige von ihnen hatten kleine Wunden, andere brauchten lediglich etwas Ruhe oder Wasser. Marocia und Blanca kümmerten sich um sie, verbanden die Blessuren, so gut sie konnten, und gaben etwas von der geschwind gekochten Suppe aus. Marocia bemerkte schwarze Schmiere

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