Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
sagen.«
    Ich ahnte, was er mir sagen wollte. »Wo ist Ahmose?«, wiederholte ich meine Frage.
    Djedef warf die Schreibbinse auf den niedrigen Tisch und erhob sich aus seiner Schreiberposition. »Ahmose hat heute Nacht die Wache im Stadtteil der Vornehmen übernommen. Er wird nicht vor dem Morgengrauen zurückkehren. Du musst heute Nacht mit mir vorlieb nehmen, Nefrit.«
    »Ich werde Iya nicht mit dir betrügen, Djedef. Ich kenne zwar nicht die genaue Zahl deiner Geliebten, aber ich werde nicht dazugehören. Ich werde auf Ahmose warten.«
    Djedef stand beunruhigend nah vor mir. »Nefrit, du und ich sind in der gleichen Form gegossen worden. Warum willst du dich mit dem Zweitbesten zufrieden geben? Ahmose ist es nicht, den du wirklich willst«, flüsterte er in mein Ohr. Sein Atem strich über meine Nackenhaare.
    »Überschätz nicht deinen Charme, großer Heerführer!«
    »Keine Angst, Nefrit! In dieser Beziehung habe ich mich noch nie übernommen.«
     
     
    Ich weiß nicht, warum ich nachgab. Er schlug vor, am Hapi spazieren zu gehen und zu reden. Dann befahl er seinem Streitwagenlenker, seine Pferde anzuschirren.
    Der Kommandant ließ die Pferde durch das nächtliche Mempi galoppieren. Das Gefährt schwankte und Djedef drängte seinen Körper gegen meinen und hielt mich mit der Kraft seiner Arme auf dem offenen Wagen. Ich genoss die Geschwindigkeit und seinen Körper an meinem.
    Unten am Fluss zügelte er die Pferde. Wir gingen durch die Dunkelheit am Ufer entlang und redeten über die Dinge, die uns bewegten. Ich erzählte Djedef von meiner Ausbildung zum Schreiber, die mit der Priesterweihe und der Abschlussprüfung in wenigen Tagen beendet sein würde. Ich erzählte ihm von den Problemen mit meinen Mitschülern, die mich nach wie vor quälten, obwohl sie sich bei ihren Aufgaben gern von mir helfen ließen.
    »Sind sie an dir interessiert?«, fragte Djedef.
    »Was meinst du?«
    »Hast du in letzter Zeit in einen Spiegel gesehen, Nefrit? Du machst deinem Namen
die Schöne
alle Ehre. Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Deine Erscheinung ist vollkommen.«
    »Hör auf, Djedef! Das ist maßlos übertrieben …«
    »Du bist eine Frau geworden, Nefrit. Eine energische Frau, die genau weiß, was sie will. Das gefällt den Männern.«
    »Dir offensichtlich auch.«
    Er ergriff meine Hand, um sie zu küssen. »Ich war schon damals, als wir unsere Pyramide bauten, in dich verliebt.«
    »So ein Unsinn, Djedef! Du warst damals gerade sieben Jahre alt. Jetzt bist du siebzehn.«
    »Meine Gefühle für dich sind ewig, Nefrit.«
    »Ich glaube dir kein Wort.«
    Aber irgendwie verstand er es im Verlauf des Abends, mich von seinen wahren Gefühlen zu überzeugen, denn wir verbrachten die Nacht miteinander im Schilf des Hapi.
    Djedef hatte seinen Leinenschurz ausgebreitet und wir lagen nebeneinander und starrten in den Himmel, der sich langsam grau verfärbte.
    »Liebst du mich?«, fragte er mich plötzlich.
    »Ich weiß nicht.«
    »Du weißt doch sonst immer, was du willst.«
    »Das hier ist etwas anderes.«
    »Du nimmst mich niemandem weg, Nefrit.«
    »Aber ihr seid versprochen und werdet heiraten.«
    »Weil Iyas Vater einen Offizier als Schwiegersohn haben will. Ihr Vater ist mein vorgesetzter General. Ich habe da wenig Mitspracherecht.«
    »Du könntest zum Beispiel Nein sagen.«
    »Wie sagt man das?«
    Ich machte es ihm lachend vor, und er sprach es mir nach: »Nein.«
    Es klang nicht überzeugender als mein Nein vor wenigen Stunden.
     
     
    An den folgenden Abenden holte mich Djedef am Tempeltor ab, und wir verbrachten einige leidenschaftliche Nächte am Hapi, bevor ich mich zum ersten Mal an das Krankenlager von Iya wagte.
    Unsere geflüsterte, aber nicht weniger heftige Auseinandersetzung war das Ende unserer Freundschaft und der Beginn einer Feindschaft, von der uns erst der Tod erlösen sollte.
     
     
    Meine Affäre mit Djedef hatte meine Leistungen in der Tempelschule beeinflusst. Tagsüber saß ich müde und unkonzentriert im Unterricht. Ramses und seine Freunde machten sich über mich lustig: »Nefrit hat ihre wahre Bestimmung erkannt. Sie hält einem Krieger das Bett warm.«
    War Ramses mir nachts gefolgt? Hatte er meine nächtlichen Streitwagenrennen mit Djedef beobachtet, oder wie er mir im Haus der Krieger das Bogenschießen beizubringen versuchte, bis wir beide lachend auf dem Boden lagen?
    Niuser war besorgt: »Nefrit, die Abschlussprüfungen stehen unmittelbar bevor. Wenn du deinen Lebenswandel

Weitere Kostenlose Bücher