Die Herrin der Rosen - Historischer Roman
wach neben ihm, hauchte ihm zarte Küsse auf und hoffte, meine Liebe könnte irgendwie seinen Schmerz lindern. Im Stillen dankte ich dem Allmächtigen von Herzen dafür, dass er John beschützt hatte, zumal nachdem ich erfahren hatte, was in Northampton geschehen war. Danach kam es mir wie ein Wunder vor, dass John bei mir sein durfte.
Nahe London hatte Warwick am zehnten Tag des Juli die Lancastrianer geschlagen und König Henry gefangen genommen. Bald darauf war John aus Chester Castle entlassen worden. Er war nach Hause galoppiert, um mir die Nachricht selbst zu überbringen.
»Kaum vernahmen sie, dass Warwick bis London vorgedrungen war, verließ die Anhänger des Königs der Mut, und sie kündigten ihm in Scharen den Dienst auf.« John grinste. »König Henry kam aus Leicester herbei, um Warwick zu treffen, und verschanzte sich mit seinen Leuten auf einer Wiese nahe Northampton. Da er nach wie vor kein Blutvergießen wollte, bat Warwick um eine Audienz, die ihm die Lords um Henry verweigerten.«
»Hat der gute Duke Humphrey nicht versucht, Henry zu Verhandlungen zu bewegen?«, fragte ich.
»Duke Humphrey war ebenso entschlossen wie die anderen, Warwick nicht in Henrys Nähe zu lassen.« John klang verbittert.
»Aber warum? Er war nie unbesonnen und nutzte seinen Einfluss stets, um zu vermitteln und den Frieden zu sichern.«
»Das änderte sich, als Marguerite die Vermählung seines Sohnes mit Margaret Beaufort arrangierte, der reichsten Erbin im Lande, und die seiner Tochter mit dem Sohn des Earl of Shrewsbury. Selbst der gute Duke Humphrey hatte seinen Preis.«
»Hatte?«
»Er starb in Northampton, zusammen mit unseren Todfeinden Shrewsbury und Egremont. Warwick fand ihre Leichen neben dem Zelt des Königs.«
»Wie …?« Es war zu vieles, was ich begreifen musste. Dass Egremont tot war, kümmerte mich kein bisschen. Er war ein schlechter Mann gewesen, dessen unbegründeter Hass und Neid auf John und Thomas in großem Maße zum Zwist zwischen York und Lancaster beigetragen hatten. Was Shrewsbury betraf, hatte ich seinen Namen hin und wieder von den Lords um Marguerite gehört; ich kannte den Mann jedoch nicht. Mich erstaunte, dass so viele Lords auf einmal gestorben waren. Gewöhnlich starben sie nicht in Schlachten, es sei denn, das Gefecht wurde äußerst brutal. Sonst nahm man sie eher gefangen, um Lösegeld zu erpressen. »War es eine solch erbitterte Schlacht?«, fragte ich.
»Nein, insgesamt ließen nur dreihundert Mann ihr Leben.«
»Warum dann?«
»Entgegen der Sitte befahl Warwick seinen Soldaten, die Lords zu vernichten und die gemeinen Soldaten zu schonen. Er hatte sich ja nicht mit den Leuten überworfen, sondern mit Marguerites Günstlingen.«
»Aha.« Sogleich erwärmte sich mein Herz für Warwick. Es war überaus gütig von ihm, denn den gemeinen Soldaten blieb keine andere Wahl, als in Kriegen zu kämpfen und zu sterben, die ihre Lords angezettelt hatten. »Dennoch bedaure ich Duke Humphreys Tod. Er rettete dein und Yorks Leben viele Male, und er war nicht wie die anderen. Duke Humphrey besaß Integrität und verabscheute Blutvergießen genau wie ihr. Auch wenn er der Krone allzeit treu blieb, galt seine Loyalität weniger Marguerite als dem König.«
»Ja, seine Treue zu Henry war bewundernswert. Bis zuletzt stand er zu ihm. Vielleicht sah er keine Möglichkeit, Blutvergießen zu vermeiden, oder er wurde von Marguerites Eiferern überstimmt. Wir werden es nie erfahren. Jedenfalls erwies sich Northampton als leichter Sieg. Die Schlacht war nach einer halben Stunde vorbei.«
»So schnell?«
»Ja, aus zweierlei Gründen. Das Wetter war auf Warwicks Seite. Im dichten Regen waren Henrys Kanonen nutzlos, und seine Männer konnten sich auf der überfluteten Wiese kaum bewegen, auf der er sich verschanzt hatte.«
»Und der zweite Grund?«
»Verrat«, antwortete John.
Ich erschrak.
»Lord Grey of Ruthin reichte Warwick die Hand zur Versöhnung und kam auf unsere Seite.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Natürlich war ich froh, dass York die Schlacht gewonnen hatte, aber Verrat? Verrat war abscheulich. »So wie Trollope in Ludlow«, murmelte ich.
»Stimmt, Verrat ist verabscheuungswürdig«, entgegnete John und schwieg eine Weile. »Übrigens kämpfte Edward of March, Yorks Sohn, mit herausragendem Mut. Er ist ein eindrucksvoller junger Mann.«
»Das überrascht mich. Warwick hat nie gut über ihn gesprochen.«
»Warwick hält Edward für zügellos, einzig dem Vergnügen
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