Die Herrin der Rosen - Historischer Roman
die Männer viel zu rasch bewegten. Während Somerset und sein Kumpan auf John einhieben, parierte er ihre Schläge gekonnt. Allerdings war der Kampf allein gegen zwei Männern kräftezehrend, was sich nach einer Weile bemerkbar machte. Seine Bewegungen wurden langsamer, sein Atem ging schwer. Ich bereitete mich innerlich darauf vor, nach vorn zu springen und mein Messer in den Arm des Grobians zu rammen, um John Zeit zu verschaffen, als ein lautes Brüllen ertönte.
»Halt!«
Ich blickte mich um. John und Somerset erstarrten. Der Duke of Buckingham und seine bewaffneten Gefolgsleute umringten uns, die Schwerter auf das kämpfende Trio gerichtet.
»Legt Eure Waffen ab!«, befahl der Duke. »Ihr wagt es, den Frieden des Königs in seinem eigenen Garten zu stören? Kennt Ihr keinen Anstand?«
Misstrauisch legte John als Erster das Schwert ab. Die anderen beiden taten es ihm gleich.
Nun sah der Duke zu mir, und es war offensichtlich, dass er wusste, was hier vor sich ging. Er blickte wieder zu John und Somerset. »Und Ihr beide, seid auf der Hut! Die Königin wird nicht dulden, dass sich einer von Euch an Ihrem Eigentum vergreift. Nun geht, Ihr habt eine Ratsversammlung abzuhalten.« Dann wandte er sich an Cockayne. »Und Ihr werdet dem Amtsrichter vorgeführt.«
Auf Duke Humphreys Nicken hin stellten sie sich in einer Reihe auf und gaben den Weg für John und Somerset frei, getrennt durch dessen Männer. Cockayne wurde gepackt und abgeführt. John zögerte, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und schien noch etwas sagen zu wollen. Dann jedoch hob er sein Schwert auf, sah zu mir und ging. Somerset richtete sein Wams und nahm seine Klinge. Auch er warf mir einen Blick zu, nur war seiner voller Verachtung und Zorn. Schließlich tippte der Duke of Buckingham sich zum Gruß an die Samtkappe und verließ den Garten mitsamt seiner Entourage auf einem anderen Weg.
Ich lief hinter John her. Ein Stück vor mir erblickte ich Somerset durch eine Lücke zwischen zwei Eiben gleich unterhalb der Treppe, die aus dem Garten führte.
»Wir sind noch nicht fertig, Neville!«, brüllte er. »Heute Abend, auf dem Dorfplatz, werden wir diese Angelegenheit ein für alle Mal austragen!«
John, der schon die Hälfte der verschneiten Stufen hinaufgestiegen war, drehte sich um und sah zu ihm hinab. »Keine Bange. Ich werde dort sein«, sagte er und verschwand, ohne mich zu entdecken.
Wie Ursula mir am selben Vormittag bei meiner Rückkehr aus dem Ort berichtete, hatte sie am Morgen aus lauter Angst um Hilfe gerufen. Und ihre Rufe waren von dem guten Duke Humphrey erhört worden, der gerade zur Ratsversammlung eingetroffen war. Als ich vom Spielzeugmacher zurückkam, sprach schon die ganze Burg vom morgendlichen Kampf zwischen John und Somerset im Garten. Und wie ich befürchtet hatte, hatte auch die Königin davon erfahren und befahl mich zu sich.
Ich eilte zu ihren Gemächern und hoffte, dass sie mich nicht zu lange aufhalten würde, musste ich doch noch Duke Humphrey von Somersets Plan berichten, den Kampf abends fortzusetzen.
Wutentbrannt schritt Marguerite d’Anjou vor mir auf und ab. » Alors , so dankst du mir meine Mühe? Es wird höchste Zeit, dass du vermählt wirst und wir von dieser Last befreit sind!« Beschämt senkte ich den Kopf. Sie blieb vor mir stehen, um mich erbost anzusehen, ehe sie wieder auf und ab schritt. »Hast du nichts zu deiner Entschuldigung vorzubringen?«
»Die Aufmerksamkeiten des Dukes sind mir nicht willkommen, meine Königin, wie ich seiner Durchlaucht bereits sagte.«
Sie wirbelte herum und sah mich an. »Dann ist er nicht gut genug für dich?«
Nun wurde mein Trotz wach, und ich blickte die Königin an. »Meine Königin, ich bin nicht gut genug für ihn, wie er sehr wohl weiß, würde er mich doch andernfalls niemals entehren wollen. Und selbst wenn es nicht so wäre, wollte ich Eure Güte niemals auf solch niederträchtige Weise vergelten wollen. Auch dies erklärte ich ihm.«
»Ach, ja?« Ihre Züge wurden ein klein wenig weicher, und sie kam näher. »Und was erwiderte er?«
»Er drohte mir, mich zu schänden.«
Hierauf verzog sich ihr liebreizendes Gesicht vor Zorn. » Sang Dieu! Er soll das volle Ausmaß meiner Empörung zu spüren bekommen!« Sie sank auf einen Stuhl, eine Hand an ihrer Schläfe. Tränen schimmerten in ihren Augen, und ihre Lippen bebten.
Also stimmten die Gerüchte. Sie liebte ihn. Hatte sie auch seinen Vater geliebt, der in St Albans starb? Falls ja, erwiesen
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