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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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wäre stolz – genau wie ich es bin, gutes Kind«, fügte er hinzu und sah mich eine Weile schweigend an. Dann klatschte er die Hände auf seine Knie. »Also, was ist dies für eine Sache mit Salisburys Sohn?«
    Ich spürte, wie meine Mundwinkel zuckten, weil ich schmunzeln musste. Mein Onkel war kein Mann, der lange um den heißen Brei herumredete. Ich erklärte ihm alles, sparte keine Einzelheit aus, und er lauschte aufmerksam. »Ich liebe ihn, Onkel«, schloss ich.
    »Wie unbesonnen von dir, meine Liebe … sehr unbesonnen. Die Nevilles haben sich auf die Seite Yorks geschlagen, und Yorks Lage ist prekär, ist er doch mit der Königin verfeindet. Es wird gemunkelt, dass er im Tower landen könnte, nun, da König Henry genesen ist. Die Königin fordert seinen Kopf.«
    »Die letzten drei Monate bei Hofe haben mir dies überaus deutlich gemacht, doch es ändert nichts. Ich liebe Sir John Neville, und wir möchten heiraten. Den Gedanken an ein Leben ohne ihn ertrage ich nicht.« Ich ergriff die Hand meines Onkels. »Als Ihr Eure zweite Gemahlin verlort, Elizabeth Greyndour, wart Ihr untröstlich und schwort, Euch niemals wieder zu vermählen. Ihr seid Eurem Schwur treu geblieben, weil Ihr wisst, was Liebe ist, teurer Onkel. Bewahrt mich vor einem Leben ohne sie!«
    Eine Weile schwieg er nachdenklich, ehe er seufzte. »Nun gut, ich werde mich nach Kräften bemühen.« Die Freude, die in meinem Busen keimte, wurde von seinen nächsten Worten erstickt: »Doch erhoffe dir nicht zu viel.«
    Als ich am späten Nachmittag in der großen Halle wartete und Horaz las, linste ich immer wieder verstohlen zu den Fenstern des großen Gelasses, wo mein Onkel von der Königin empfangen wurde, um die Zustände in Irland zu besprechen – und mein Schicksal. Bis zum Abendessen hatte ich noch nichts erfahren, denn mein Onkel war gleich im Anschluss zu einer Besprechung mit dem Erzbischof von Canterbury aufgebrochen. Obwohl die Königin mich einlud, mit ihr an der königlichen Tafel zu speisen, ließ sich an der ernsten, nachdenklichen Miene meines Onkels unmöglich ablesen, wie seine Unterredung verlaufen war. Und dass er während des Mahls mehrfach innehielt und mich ansah, vergrößerte die Last meiner Sorge nur noch.
    Nach dem Essen lud die Königin alle Adligen und ihre Damen zu etwas Zerstreuung in ihr Sonnenzimmer. Die Kirchenglocken läuteten zum Komplet, bis ich endlich von meinem Onkel hörte, was sein Gespräch mit der Königin ergeben hatte.
    Wir waren in seinem Gemach, wo er mich Platz zu nehmen bat. Selbst blieb er jedoch stehen und rieb sich das Kinn. »Wie es scheint, hattest du einigen Einfluss auf königliche Angelegenheiten in der kurzen Zeit, die du hier bist, Isobel. Dank dir hat der Duke of Somerset die Königin échauffiert, und das so sehr, dass sie ihn nach Wales schickte und James II. von Schottland schrieb, um ihm eine Vermählung Somersets mit Joan, der Schwester des Königs, anzutragen.«
    Ich rang erschrocken nach Atem.
    »Auf meine Bitte in deinem Namen hin – die ich übrigens mit einer Eloquenz vortrug, dass sie mich beinahe selbst zu Tränen rührte – erklärte sie sich bereit, deiner Vermählung mit Sir John Neville zuzustimmen.«
    Nun bekam ich keine Luft mehr. Vor Schreck richtete ich mich halb auf, sank aber gleich wieder auf den Stuhl, weil meine Knie mich nicht halten wollten.
    »Nein, juble noch nicht! Zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass die Königin dich außerordentlich hoch schätzt. Da du die alleinige Erbin all meiner Ländereien und Titel bist, ist der Preis, den sie für eine Vermählung mit Salisburys Sohn fordert, exorbitant und steht in keinerlei Relation zu dem Einkommen, das dir aus deinem Besitz erwächst.«
    Ich umklammerte die Armlehnen meines Stuhls. »Wie viel?«
    »Zweitausend Pfund. Du wirst mir beipflichten, dass eine solche Summe für eine Königin üblich ist und von Salisbury unmöglich aufgebracht werden kann.«
    Um mich drehte sich alles, sodass ich eine Hand an meine Schläfe legte, um den Schwindel, der mich erfasst hatte, zu vertreiben.
    »In ihren eigenen Worten«, fuhr mein Onkel fort. »Sie ist entschlossen, bei dieser Sache Gewinn zu machen.«
    Ein Mal sah ich Somerset noch, bevor er wieder abreiste. Es war am Abend vor dem Aufbruch meines Onkels nach Rom, und ich kehrte gerade vom Abort zurück, als er sich mir auf dem Hauptkorridor in den Weg stellte.
    »Ihr weist mich also ab, ja?« Er packte meinen Arm. Sein Atem stank nach Wein, und selbst im

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