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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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hatte ihm einen falschen Namen genannt. »Nicht in diesen Zeiten. Aber Euer Gesicht kommt mir bekannt vor, und es wird wohl nichts schaden.«
    Wir warteten eine ganze Weile, bis er wiederkam und uns zu unserer Kammer führte. »Den Schrank haben sie für Vorräte genommen, und die mussten erst mal rausgeräumt werden und ein Bett wieder rein«, erklärte er.
    Als er uns über den Hof und den Turm hinaufführte, achtete ich darauf, den Kopf gesenkt zu halten, und behielt die Kapuze auf, sodass mich niemand erkannte. Ich betete, dass wir nicht Somerset begegneten. Viele der Lords, an denen wir vorbeikamen, standen in kleinen Gruppen beisammen und unterhielten sich leise. Alle wirkten wachsam, blickten sich immer wieder um und hatten eine Hand an ihrem Dolch. Draußen am Brunnen und entlang der Gartenwege spazierten Damen, die ängstlich aussahen und zum Reden die Köpfe zusammensteckten. Selbst die Hunde, die auf den Burgstufen und in den Korridoren lagen, beäugten uns misstrauisch.
    Wir folgten dem Mann durch den Hauptkorridor an der großen Halle vorbei und bogen nach links in den engen Durchgang, in dem mich der angetrunkene Somerset bedrängt hatte. Dahinter ging es nach rechts in einen noch schmaleren und noch dunkleren Gang, in dem meine frühere Kammer lag. Der Mann warf mir einen fragenden Blick zu, als er die Schlüssel hervorholte.
    »Diese Kammer ist nahe an der lauten Halle und weit ab von den Gemächern der anderen Damen, aber wenn Ihr meint, Ihr wollt sie …«
    »Ja, ich bin mir sicher«, sagte ich lächelnd.
    Er öffnete die Tür zu dem niedrigen, dunklen Zimmer mit dem hohen Fenster, verneigte sich und ging. Seufzend sank ich auf das Bett.
    »Ach, Ursula, John ist hier, um seinem Bruder zu helfen, falls Warwick ihn braucht, und ich bin hier, um John zu helfen, falls er mich braucht«, sagte ich. »Hoffen wir, dass keiner von uns gebraucht wird.«
    Ursula schwieg. Sie hatte auf dem Weg hierher schon hinlänglich dargelegt, dass sie es für vollkommen unmöglich hielt, solch eine Reise in meinem Zustand zu unternehmen.
    Es klopfte an der Tür, und Geoffrey trug mit einem anderen Mann meine Truhe herein. Zwar war sie nicht besonders groß, aber tief und schwer, denn neben Kleidung hatte ich vorsichtshalber auch einige Waffen mitgebracht. Sie stellten die Truhe an die Wand und zogen sich zurück. Sorgenvoll sah ich nach oben zum Fenster. Längst war es dunkel geworden und der Himmel schwarz. Geschirrklappern war zu hören. Bald würde es zum Abendessen läuten.
    Ich wollte nicht in der großen Halle essen, wo Somerset mich sehen könnte, und Appetit hatte ich ohnedies keinen. »Du kannst in der Halle speisen, Ursula. Niemand wird dich ansprechen, wenn du dich an einen der Bedienstetentische setzt, aber halt die Ohren offen!«
    Sie half mir aus meiner Reisekleidung, zog mir ein Wollhemd über und legte mir eine Decke um die Schultern. Erschöpft von Sorgen und der Anstrengung, legte ich mich hin und fiel bald in einen unruhigen Schlummer. Als ich die Augen wieder öffnete, graute der Morgen. Die Waschschüssel stand bereit, und neben ihr lag ein Handtuch. Ich war sofort hellwach, stützte mich auf einen Ellbogen auf und sah, dass Ursula mich ängstlich beobachtete.
    »Was hast du gehört? Weißt du, wann und wo sie zusammenkommen?«
    Sie neigte sich zu mir und flüsterte: »Ich fürchte, es geschieht Schreckliches, liebe Isobel. Gestern Abend hörte ich, wie ein Diener der Königin meinte, die ›Sache‹ würde heute beendet, und ich hatte das Gefühl, es wäre Warwick gemeint.«
    Nachdem sie mein Kleid verschnürt und zugeknöpft hatte, schickte ich Ursula mit dem Auftrag zum Frühstück, den Ort der Ratssitzung in Erfahrung zu bringen. Während ich im Geiste alle denkbaren Gefahren und Pläne durchging, lief ich nervös auf und ab. Nach nicht einmal einer Stunde war Ursula wieder da und brachte Brot und Käse. Ich knabberte nachdenklich daran und hörte mir an, was sie zu berichten hatte. Wie sich herausstellte, war meine Sorge berechtigt.
    »Sie haben keine Zeit verschwendet. Vom Frühstück sind sie gleich zu ihrer Versammlung. Sie sind in einem Ratszimmer neben Westminster Hall …«
    Das war nicht weit von uns.
    »Aber es verläuft nicht gut. Ich hörte, wie der Earl of Warwick Somerset anschrie, als ich ging, und Männer kamen in die Halle, kaum dass die Tische weggeräumt wurden. Sie stellten sich in zwei Reihen an den Wänden auf, Lancastrianer auf der einen Seite, Yorkisten auf der anderen. Der

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