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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Anhängern der Königin besetzt. Wo ich auch hinkam, auf der Burganlage, in den Schankwirtschaften des nahen Dorfes Staindrop, in den Läden und auf den Straßen von York, wohin ich mit der Countess reiste, um Kleiderstoffe und andere Vorräte zu kaufen, hörte ich die Neuigkeiten, die wie ein Lauffeuer durchs Land gingen.
    »Die Königin hat Shrewsbury entlassen und ihn durch den Earl of Wiltshire als obersten Schatzmeister ersetzt«, erzählte eine Frau beim Metzger, wo sie ein Pfund Würste kaufte.
    »Der Feigling, der bei St Albans vom Schlachtfeld floh, weil er Angst um sein hübsches Gesicht hatte?«, fragte der Metzger.
    »Ebender. Die Königin mag hübsche Gesichter.«
    »Und Wiltshire findet nix hübscher als ein Stück Gold, wette ich!«, mischte sich eine andere Kundin ein. »Jetzt bewacht der Fuchs den Hühnerstall, was?«
    »Und haben sie den erst geleert, er und die Königin, finden sie andere Wege, uns zu bestehlen«, sagte der Metzger. »Die Gier von diesem Haufen kennt kein Ende.«
    Wie wir befürchtet hatten, folgten den Lancastrianer-Berufungen bald Verfolgung und Verarmung jener, die dem Haus York treu waren. Ländereien der Yorkisten-Gutsherren, Pächter, Verwalter und Bauern wurden konfisziert, ihre Häuser und ihr Besitz geplündert. Für uns wurde Geld zu einem ernsten Problem, und wir mussten unsere Ausgaben beschränken, so gut wir konnten, gaben den Luxus von Gewürzen auf, kauften weniger Felle und Wolle für den Haushalt und aßen mehr Fische aus dem Teich und weniger Fleisch. Countess Alice gab Weisung an den Haushalt, dass bis auf Weiteres keine Kleidung mehr ersetzt werde. Was wir noch an Mitteln hatten, bekamen die Waffenschmiede, denn wir wagten nicht, an Waffen und Schutz zu sparen.
    Eines kühlen Tages Mitte Oktober kam Lady Marjorie Malory, Ursulas Mutter, nach Middleham und bat um Zuflucht, weil man sie aus dem Malory-Herrenhaus in Warwickshire geworfen hatte.
    »Die Marodeure haben das Haus geplündert und all die orientalischen Stoffe mitgenommen, die wir hatten«, jammerte sie. »Wir hatten sie von Sir Malorys Onkel, Gott hab ihn selig, geerbt! Und sie nahmen den rhodischen Wein mit, den wir seit fast zwanzig Jahren im Keller lagerten! Und die Sarazenerteppiche, die mein geliebter Sir Thomas erbte!« Sie brach erneut in Tränen aus, und so sehr Ursula sich auch bemühte, sie zu trösten, konnte sie nicht aufhören zu weinen. »Wir haben nichts mehr, Ursula! Jetzt sind wir Bettler. Wer nimmt sich unserer an? Wo sollen wir hin?«
    »Ihr dürft gern so lange bei uns bleiben, wie es dauert, bis Euer Besitz Euch zurückgegeben wurde, Lady Malory«, versicherte Countess Alice.
    Ich blickte zu den verzweifelten Gesichtern all derer, die ihres Heimes beraubt worden waren und von denen sich mit jedem Tag mehr in der großen Halle einfanden, und fragte mich, wie lange es so noch weitergehen konnte. Denn selbst wenn wir uns beschränkten, wo wir nur konnten, kamen mit jedem Tag mehr Münder, die es zu füttern galt, weil sie von Marguerite enteignet worden waren und Schutz bei ihrem Herrn, dem Earl of Salisbury, suchten. Doch in Middleham sollte ich das volle Ausmaß des Zusammenbruchs von Recht und Ordnung im ganzen Land erfahren, als Warwicks Countess Nan von Warwick Castle zu Besuch kam. Sie wurde begleitet von Cecily, der Schwester des Earls und Duchess of York.
    »Armer Radford«, klagte Nan fast gleich nach der Begrüßung. »Armer lieber Radford … Was sie ihm angetan haben, ist entsetzlich … entsetzlich …«
    Ich wusste nicht, wer Radford war, sollte es aber kurz darauf erfahren. Die Duchess of York erzählte uns die Geschichte bei Wein und Konfekt im seidenverkleideten Damengemach.
    »Wir kannten Nicholas Radford sehr gut. Er war ein Mann von hohem Alter und ein angesehener Anwalt, der unseren Freund Lord Bonville gegen den Anhänger der Königin, den Earl of Devon, vertrat. Mylord bot ihm während seines Protektorats ein hohes Amt an, und Radford hätte in London reich werden können, aber er lehnte ab. ›Wenn ich gehe, wer vertritt dann jene, die unter dem Earl of Devon leiden?‹, fragte er. Mein Gemahl war sehr bewegt von seinen Worten.«
    Sie verstummte einen Moment und fuhr fort: »Radford lebte in Upcott, nahe Exeter. Eines Abends bekam er spät Besuch von Sir Thomas Courtenay, einem von Devons Söhnen, der die Gegend in Angst und Schrecken versetzt hatte. Er kam mit hundert Mannen seines Vaters. Sie umzingelten Radfords Haus und steckten die Pforten in Brand

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