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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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See nahen …‹« Der Earl schlug mit der flachen Hand auf das Schreiben. »Unsere Namen werden absichtlich nicht genannt! Indem sie keine nennt, macht Marguerite recht deutlich, wen sie für ›Feinde des Königs‹ hält.« Er warf das Pergament auf den Schreibtisch. »Reicht es ihr nicht, die Schatzkammer auszurauben, uns mit allen Mitteln in die Armut zu treiben und das Land seit drei Jahren ohne Parlament zu regieren? Ist es immer noch nicht genug für die Giftschlange, die unseren wahnsinnigen König beherrscht? Jetzt will sie uns auch noch zwingen, uns selbst zu bekriegen?«
    »Sie will uns tot sehen, damit ihrem Sohn der Thron sicher ist«, sagte John ruhig. »Sie weiß ebenso gut wie die Leute, dass der Duke of York nach dem Erbrecht Englands wahrer König ist. Und sie wird keinen Frieden finden, solange er und seine Anhänger leben.«
    »Ja, sie sieht in meinem Vater nichts als einen Anwärter auf den Thron – eine Bedrohung für ihren Gemahl, ihren Sohn, sie selbst und die herrschende Dynastie von Lancaster«, sagte Edward of March. »Für meinen Vater hingegen ist unser wahnsinniger, impotenter König, der fromme Harry, der von Gott Auserwählte! Vater hätte nach St Albans die Krone an sich reißen sollen, dann wäre uns dies erspart geblieben. Doch obwohl er es heute selbst so sieht, bleibt er zurückhaltend. Egal, wie die Königin ihn provoziert, macht er keinerlei Anstalten, den frommen Harry ablösen zu wollen, und beweist durch sein Reden wie sein Handeln, dass er lediglich einen Wechsel der Minister wünscht. Und trotz alldem will sie Krieg?«
    »Schlampe!«, knurrte Warwick und knallte die Faust auf den Schreibtisch. »Wenn die Kuh von Anjou Krieg will, soll sie ihn haben, Vater! Wir werden sie genauso vernichtend schlagen wie in St Albans, und dann ist es ein für alle Mal gut.«
    »Weißt du, was ein Bürgerkrieg heißt?«, fragte der Earl entsetzt, dessen Zorn sich gelegt hatte. Überhaupt war er ein Mann, der nie lange wütend sein konnte. »Er bedeutet, dass das Land in zwei Teile gespalten wird, Familien zerrissen werden, Bruder gegen Bruder kämpft. Es ist das Schlimmste, was einem Land widerfahren kann. Deshalb dürfen wir nichts übereilen und müssen uns nach Kräften bemühen, um einen solchen Krieg abzuwenden. Krieg ist das letzte Mittel. Nur ein Narr entscheidet sich für ihn, solange er sich mit Vernunft Gehör verschaffen kann.«
    »Aber wie? Jeder weiß, dass Marguerite nur an das Schwert glaubt«, sagte Thomas.
    »Wir werden unsere eigene Streitmacht zusammenstellen, zum König gehen und mit ihm sprechen, wie wir es Vierzehnhundertzweiundfünfzig und -fünfundfünfzig getan haben.«
    »Diesmal ist es anders. Wir sind viel stärker, und ich denke, das ist die einzige Sprache, die Marguerite versteht. Bring uns Kräfte aus Calais, die besten Leute aus deiner Garnison, und wir kommen mit einer großen Armee. Falls es uns nicht gelingt, eine Entschädigung von Henry zu bekommen, nehmen wir die Herausforderung an und kämpfen. Auf die Weise geben wir ihm die Möglichkeit, die Sache vernünftig zu regeln.« Der Earl seufzte und wandte sich an Edward. »Was für eine traurige, erbärmliche Lage! In Irland steht Euer Vater für Gerechtigkeit, in England für eine gute Regierung. Aber für Marguerite d’Anjou …«
    Er brach ab, unfähig, den Gedanken zu Ende zu führen. Für die Königin war der Duke of York der Feind, der große Teufel, der vernichtet werden musste, bevor sie wieder ruhig schlafen konnte.
    Meine Hand zitterte, als ich meine Nadel durch das Tuch stach und einen roten Wollfaden hindurchzog.
    »Ich bin zu der Überzeugung gelangt«, sagte Edward of March ruhig, »dass Marguerite d’Anjou von Anfang an eine Einigung ohne Blutvergießen ausschloss. Sie giert schon nach einem Krieg, seit der fromme Harry zum ersten Mal dem Wahn verfiel.«
    Auf einmal fühlte sich die Luft im Raum zu heiß an, sodass mir unwohl wurde. Ich legte meinen Teil vom Gobelin ab, entschuldigte mich und verließ das Zimmer.
    Warwick kehrte nach Calais zurück, John brach zur schottischen Grenze auf, wo Marodeure englische Dörfer abbrannten und Schafe und anderes Vieh stahlen, und Thomas ritt mit Edward of March zurück nach Sandal Castle, um dem Duke of York zu berichten und ihn zu bewegen, einen Kriegsrat einzuberufen und eine Strategie zu planen.
    Und so verstrich der Frühling. Ich spielte so oft wie möglich mit meinen Kindern und half Countess Alice bei der Organisation des Haushalts –

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