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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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neben meiner Truhe. Eilig deckte ich ihn mit einem Fuß zu, da flog auch schon die Tür auf. Ich schrie auf und bedeckte meine Brüste und den geschwollenen Bauch mit den Händen.
    Ursula stellte sich vor mich und rief empört: »Wie könnt Ihr es wagen? Kennt Ihr keinen Anstand?«
    Der Mann wandte den Blick ab. »Wir dachten, hier versteckt sich ein Yorkist.«
    »Wie Ihr seht, ist hier niemand außer uns. Wo sollte der sich wohl verstecken? Im Bett? In der Truhe? Wenn er so klein ist, habt Ihr von ihm gewiss nichts zu befürchten, was? Jetzt schert Euch raus und zeigt Respekt vor meiner Lady, oder, bei den Hörnern des Teufels, Ihr werdet Euch vor der Königin verantworten müssen!«
    Der Mann zögerte einen Moment, und ich glaube, dass mein Herz in der Zeit zu schlagen aufhörte.
    »Na gut«, murmelte er schließlich und drehte sich um.
    Aber Ursula genoss dies zu sehr. »Und wo bleibt Eure Entschuldigung, wenn ich bitten darf?«, fragte sie streng.
    Gesenkten Hauptes zog er die Tür zu. »Die habt Ihr, Mistress«, sagte er zerknirscht.
    Geoffrey, der bei einem Cousin übernachtet hatte, kam am nächsten Tag mit einem kleinen Karren, um uns zu holen. Ursula und ich ritten mit ihm fort. Die Truhe rumpelte auf dem Wagen, der am Pferdesattel vertäut war. Mit etwas Abstand folgte uns ein großer Franziskanermönch in grauem Habit mit Holzkreuz und einer verknoteten Geißel am Tau um die Mitte. Gegen die Kälte hatte er sich die grobe Kapuze tief ins Gesicht gezogen und hielt ein Taschentuch vor die Nase, das er hin und wieder wegnahm, um die einfachen Leute zu segnen, an denen er vorbeikam. Auf dem Burghof beachtete ihn niemand, abgesehen von einigen wenigen, die ihm ihren Dank zumurmelten, und so gelangte er unbemerkt durch das große Steintor hinaus auf die Straßen Londons.
    Die nachfolgenden Wochen waren von Heiterkeit und Vergnügen beherrscht. John war sicher, und sein Arm heilte, auch Warwick hatte den Tower erreicht und sich von dort auf den Weg nach Calais gemacht. Es war Weihnachtszeit, und unser Baby wuchs schneller. John hatte an den Tritten, die man fühlte, genauso viel Freude wie ich, und gelegentlich legte er ein Ohr an meinen Bauch und hoffte auf ein Gurgeln oder Glucksen.
    Als sich der Dezember näherte, wurde die Burg erfüllt von Gesang und Fröhlichkeit. Diener huschten umher, streuten frische Binsen aus, klopften die Gobelins, putzten die Fenster, schrubbten die Wandgemälde und bereiteten Festmahle für die Gäste, die zu uns kamen. Obwohl uns die Ausgaben für den Haushalt nach wie vor Sorge bereiteten, weil unsere verarmten Pächter nicht zahlen konnten, war entschieden worden, nicht an den Weihnachtsfeierlichkeiten zu sparen.
    Vergnügt half ich Countess Alice und Countess Nan, alles mit Bändern, Ilex und immergrünen Zweigen zu schmücken. Viele Gäste trafen ein, die Gewürze, Dörrfleisch und Marzipan mitbrachten: die Scropes aus Masham und Bolton, die Conyers’ – Sir John, sein Sohn William und ihre Gemahlinnen – und viele andere Ritter aus dem Gefolge des Earls mit ihren Damen und Kindern.
    Und so läuteten wir voller Hoffnung das neue Jahr 1459 ein.
    Mein Kind wurde am ersten Tag des Aprils geboren, noch ein wunderschönes kleines Mädchen, dem wir den Namen Elizabeth gaben. Doch unsere Freude war von kurzer Dauer, denn mit dem zarten Frühling, der auf meine Niederkunft folgte, kamen finstere Neuigkeiten. Wir alle wussten, dass die Königin befohlen hatte, Warwick in Westminster zu töten, und dennoch hofften wir insgeheim weiter auf eine Versöhnung. Kurz vor dem St.-Georgstag, wenige Tage vor dem zweiten Jahrestag unserer Vermählung, erfuhren wir, dass die Königin, die mit ihrem Sohn in Cheshire weilte, eine Armee zusammenstellte und sie mit dem Schwanenwappen ihres Sohnes ausstattete.
    Im Sonnenzimmer von Middleham schritt der Earl ähnlich bedrohlich wie der schwarze Stier auf seinem Emblem auf und ab. Bei ihm waren John, Thomas und Warwick, der aus Calais gekommen war, sowie Yorks prächtiger Sohn Edward Earl of March, der von Sandal Castle kam, um seinen Vater zu vertreten. Ich saß mit Countess Alice, Nan und Maude neben dem Feuer, gab mich vertieft in meine Näharbeit und beobachtete alles aufmerksam aus dem Augenwinkel.
    »Sie hat dreitausend Bogen für die königliche Waffenkammer bestellt und den königstreuen Truppen befohlen, sich in Leicester zu versammeln«, sagte der Earl. »Der Befehl lautet: ›In Anbetracht der Feinde auf allen Seiten, die von Land und von

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