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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Earl of Warwick ist mit einem recht großen Gefolge angereist, doch ich fürchte, die Männer der Königin sind weit in der Überzahl.« Ursula schwieg einen Moment, ehe sie fortfuhr: »So, wie sie Warwicks Männer ansahen, wurde mir ganz bang, Isobel … als warteten sie auf ein Zeichen.«
    Im selben Moment vernahmen wir Schreie. Ich warf meinen Brotkanten weg und griff nach dem Dolch unter meinem Kissen. Der Lärm kam aus der großen Halle. Ursula war dicht hinter mir, als ich die Kammertür öffnete und zwei Mal nach links zum Korridor vor der großen Halle schlich. Bis wir dort ankamen, war das Rufen zu einem wilden Gezeter angeschwollen, das von verzweifelten Schreien durchbrochen wurde: »Ein Warwick! Ein Warwick!« Das Scheppern von Eisen hallte mir in den Ohren, denn nun hieben die Männer mit Schwertern aufeinander ein. Mein Herz pochte wild, und ich drückte mich an die Wand, um in die Halle zu sehen. Ein Furcht einflößendes Bild bot sich mir. Ich stieß einen stummen Schrei aus und drehte mich zu Ursula. »Warwick ist umzingelt! Er kämpft um sein Leben!«
    Am Eingang der Halle, inmitten seines Gefolges, war Warwick von den Männern der Königin umringt, die ihnen zahlenmäßig weit überlegen waren. Ich blickte suchend in das Durcheinander von Lanzen und Schwertern, und Panik regte sich in mir.
    »Dort ist John!«, rief ich. Er war etwa zehn Schritte entfernt und hatte mir den Rücken zugewandt. »Oh, mein Gott, man hat ihn von Warwick getrennt, und er hat nur wenige an seiner Seite!«
    Entsetzt sah ich zu, wie aus allen Richtungen mehr Männer herbeikamen und sich ins Getümmel stürzten. Sie kamen von der Treppe, die in die Küchen und Vorratskammern führte, schwangen Messer und Hackbeile, Mörserkeulen und Knüppel. John, der die Schwerthiebe dreier Schurken parierte, verschwand in einer kleinen Kammer auf meiner Seite des Korridors, nur Meter entfernt. Das Knallen von Eisen auf Eisen wurde ohrenbetäubend. Plötzlich rannte eine Truppe vom großen Korridor herbei. Sie schlugen die Männer der Königin einen nach dem anderen und bewegten sich auf Warwick zu.
    Freudig wandte ich mich zu Ursula um. »Das sind die Lords aus der Ratsversammlung, angeführt von Duke Humphrey! Er kämpft sich zu Warwick durch. Oh, Ursula, ich glaube, er will ihn retten!«
    Duke Humphrey und die anderen hieben Warwick einen Weg zur hinteren Treppe frei, über die er zum Fluss gelangen konnte, wo ihn sein Kahn gleich vor dem Tor erwartete. Die Männer der Königin erkannten, dass er ihnen zu entkommen drohte. Ich drückte mich abermals flach an die Wand und lugte um die Ecke. Warwick schien wirklich entwischen zu können. Gott segne den guten Duke Humphrey!, dachte ich voller Dankbarkeit. Wie oft schon hatte Duke Humphrey versucht, Frieden zwischen den verfeindeten Lancastrianern und den Yorkisten zu stiften!
    »Aber, heilige Mutter Gottes, wo ist John?« Wieder sah ich um die Ecke. Alle kehrten mir den Rücken zu, während sie auf Warwick einschlugen. Mir blieb das Herz stehen, als mein Ehemann auf einmal erschien. Er sah blass aus und hielt sich wacklig; sein linker Arm hing schlaff herunter, während er mit dem rechten einen Angreifer abwehrte. Ich hielt mir den Mund zu, um nicht laut zu schreien, doch John bemerkte mich. Er sah mich verwundert an, und ich wies auf den Dolch in meiner Hand, woraufhin er kaum merklich nickte. Ich zog mich zurück in den Korridor und wartete. Mit raschen, festen Schwerthieben trieb John den Schurken auf mich zu. Der rechte Moment kam schnell. Mit beiden Händen und aller Kraft rammte ich den Dolch in den Rücken des Angreifers und beobachtete, wie der Mann zusammensackte. Dann packte ich Johns gesunde Hand und zog ihn mit mir über die engen Flure zu meiner Kammer. Hinter uns wischte Ursula die verräterischen Blutspuren mit einem Leinenstreifen weg, den sie von ihrem Hemd gerissen hatte.
    John wollte aufs Bett sinken, doch ich rief: »Nein! Du machst das Laken fleckig!« Gedämpfte Stimmen und pochende Schritte drangen aus dem Flur zu uns herein. John blickte unters Bett. »Nein, nicht darunter«, flüsterte ich. »Hier rein!« Hastig zerrte ich alle Kleider aus meiner Truhe.
    »Da passe ich nicht rein, Isobel«, sagte John.
    »Du musst. Steig hinein, los!« Sowie er in der Truhe war, türmte ich meine Kleider auf ihn. »Schnell, Ursula, zieh mich aus!«
    Geschwind entkleidete sie mich, bis ich vollkommen nackt war. Ich schüttelte mein Haar und entdeckte einen Blutfleck auf dem Boden

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